Rezension

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Die Handlung dürfte gerne etwas dichter sein

Watersong - Wiegenlied - Amanda Hocking

Watersong - Wiegenlied
von Amanda Hocking

Bewertet mit 4 Sternen

Amanda Hocking ist für mich ein sehr gutes Beispiel dafür, dass man heute auch mit selbstverlegten Büchern ein großes Publikum erreichen kann. Die ehemalige Altenpflegerin wurde mit ihren selbst verlegten Romanen überraschend zur Auflagen- und Dollarmillionärin. Heute ist sie aus dem Jugendbuch Genre kaum noch wegzudenken und man kommt als Liebhaber jugendlicher Geschichten nicht umhin, sich einer ihrer phantastischen Reihen zu verschreiben. Mich konnte die Watersong – Reihe für sich einnehmen, wahrscheinlich weil Wasser schon immer eine unglaubliche Anziehungskraft auf mich ausgeübt hat.
Nachdem ich den ersten Band dieser Reihe gelesen hatte, musste ich nicht allzu lange auf eine Fortsetzung warten. Wer „Watersong – Sternenlied“ nicht kennt, sollte hier aufgrund der Spoilergefahr nicht weiterlesen und sich der Rezension zum ersten Band widmen.
In „Watersong – Wiegenlied“ erzählt Amanda Hocking genau dort weiter, wo sie den Leser zurückgelassen hat. Gemma hat ihre Familie verlassen, um sie vor den drei gefährlichen Sirenen Penn, Lexi und Thea zu schützen. Sie wehrt sich verzweifelt gegen ihr neues beängstigendes und gleichzeitig so faszinierendes Leben mit einer sehr dunklen Seite und einem tödlichen Hunger. Sie spürt, dass sie ihrem neuen Verlangen und den Verlockungen des Meeres nicht widerstehen kann. Hinzu kommt die Sehnsucht nach ihrer Familie und ihrer großen Liebe Alex, von denen sie sich absichtlich fernhält. Gemma ahnt, dass der Fluch, der auf ihr lastet, ein großes Verderben mit sich bringt…
Am Anfang ist es jedoch Harper, die über die Folgen von Gemmas Verschwinden erzählt. Sie berichtet von der Leere und der Enttäuschung, die zurückgeblieben ist. Die Atmosphäre wird mit jedem Kapitel düsterer und pessimistischer und haucht der Geschichte eine ganz besondere Stimmung ein, die den Leser von dieser ausweglosen Situation überzeugt. Durch Harpers nüchterner und realistischer Betrachtungsweise bekommt die Geschichte ein bisschen Schwung und sie ist ein gelungener Kontrast zu Gemmas Wesen. Nach etlichen Seiten kommt auch die eigentliche Hauptprotagonistin Gemma zu Wort und erzählt von ihrem neuen und so ungeliebten Leben. Sie berichtet sehr eindringlich darüber, wie schwer es ihr fällt, dieser faszinierenden Welt zu widerstehen. Und über die tödliche und abgründige Welt, die dahinter lauert.
Für den Leser entsteht trotz einer nicht all zu dichten Handlung eine Sogwirkung, der er sich kaum widersetzen kann.
Es wird ein großes Verlangen entfacht, hinter die perfekt erbauten Fassaden der schrecklich schönen Sirenen zu blicken und das Geheimnis um den Fluch zu ergründen.
Hockings kurzweiliger und jugendlich gehaltene Stil lässt ihn Seite um Seite, der kurzen Kapitel überfliegen ohne dass es je zu langatmig erscheint. Lange und unterhaltsame Dialoge stopfen die Löcher in einer kargeren Handlung und begründen das Tempo dieser Geschichte. Die doch recht oberflächliche Betrachtung Hockings auf Äußerlichkeiten ist in „Watersong –Wiegenlied“ nicht mehr allgegenwärtig und ihre literarischen Figuren gewannen deutlich an Persönlichkeit. Was mir persönlich fehlte, waren die phantastischen und mythologischen Elemente.
Wollte Hocking nicht alle Ideen verschwenden und sie für weitere Bände aufsparen? Wahrscheinlich muss ich nur geduldig warten, um im Folgeband wieder mehr darüber zu lesen.