Rezension

Die Idee hinter dem Roman hat mich unglaublich begeistert, aber die Umsetzung war nicht ganz mein Fall.

Die Gabe - Naomi Alderman

Die Gabe
von Naomi Alderman

Ein Strang am Schlüsselbein ermöglicht es schon bald der weiblichen Bevölkerung überall auf der Welt elektrische Ladung durch ihre Hände abzugeben. Die Gabe macht sich zunächst in unterschiedlicher Ausprägung bei jungen Mädchen bemerkbar, später können diese die Fähigkeit auch an erwachsene Frauen weitergeben. Die Kraft- und Machtverhältnisse auf der Welt ändern sich dadurch in kürzester Zeit.

Der Roman „Die Gabe“ von Naomi Alderman erfreut sich großer Popularität und so wollte ich mir gerne selbst ein Bild machen.

Die Geschichte wird von einem Austausch zwischen einem Autor und einer Freundin umrahmt der klar stellt, dass es sich bei der eigentlichen Geschichte um ein Romanmanuskript handelt, dass im Genre „Historischer Roman“ anzusiedeln ist.

Mädchen und Frauen auf der ganzen Welt entdecken eine ganz besondere Fähigkeit an sich, die in kürzester Zeit das Machtverhältnis auf der Welt umkehrt. Auf einmal sind nicht mehr die Männer das starke Geschlecht sondern die Frauen. Diese Umkehrung der Ausgangssituation und die Tatsache, dass die weibliche Population der männlichen Population in körperlicher Kraft um Längen überlegen ist sorgt für einen kompletten Umbruch der Lebensverhältnisse.

Die Autorin beleuchtet den Plot gleich aus mehreren weiblichen Perspektiven von der Politikerin über ein misshandeltes Mädchen das zu einer neuen Religion führt bis hin zu einem Mädchen das unter Verbrechern groß geworden ist. Der männliche Blickwinkel wird durch einen jungen Reporter verkörpert der die Entwicklungen der „Gabe“ von Beginn an mitverfolgt. Durch diese umfassende Betrachtung gewinnt die Geschichte an Komplexität und es ergibt sich ein unterschwelliger Spannungsbogen. Leider konnte ich mich mit keinem der Hauptprotagonisten identifizieren, ja sie waren mir teilweise sogar richtig unsymphatisch.

Naomi Alderman hat sich hier mit einem wirklich interessanten Thema beschäftigt und ich habe mir selbst die Frage gestellt: Wie würde die Welt aussehen, wenn plötzlich das weibliche Geschlecht über das männliche Geschlecht gestellt würde? Und hier kommen wir schon zu meinem Problem mit dem Roman. Für mich artet die Geschichte einfach zu sehr aus. Der Hass und die Gewalttätigkeit der Frauen wird auf die Spitze getrieben und läuft immer mehr aus dem Ruder. Erschreckende Vergewaltigungsszenen, Krieg, Drogenhandel und religiöser Wahn lassen keinen Raum für Hoffnung und überlegtes Handeln. Ein solches Szenario konnte ich mir nur schlecht vorstellen und somit war gleich jegliche Authenzität des vermeidlich historischen Romans dahin.