Rezension

Die Innensicht eines Jungen, dessen geborgene Sicherheit sich auflöst

Goldener Reiter - Michael Weins

Goldener Reiter
von Michael Weins

Bewertet mit 5 Sternen

Die Mutter eines 10 – 12-jährigen Jungen erkrankt an paranoider Schizophrenie. Der Autor hat seine Stimme dem Kind gegeben. Je weiter die Erkrankung der Mutter fortschreitet, desto mehr fällt es aus seiner schützenden Ordnung. Es hat immer weniger, an dem es sich festhalten kann. So zieht es sich auf sich zurück. Auf seine Ohren, durch die die Welt in ihn eindringt,  auf seine Hände, die die alltäglichen Dinge verrichten, auf seine Augen, die jede Einzelheit wahrnehmen. Seine Orientierung erschafft es sich durch strukturiertes Tun.

Es ist keine Geschichte, die auf Mitleid ausgerichtet ist. Und erst recht keine, die belehren oder aufklären will. Es ist die pure Innensicht eines Jungen, dessen geborgene Sicherheit sich auflöst, und der mit den Auswirkungen zurechtkommen muss, ohne sich selbst aufzulösen. Überzeugend und eindrucksvoll erzählt von Michael Weins.

Lediglich bei dem Alter des Jungen war ich mir manchmal unsicher. Wie aber will man mit einer kargen Sprache vermeiden, dass sich Sachlichkeit und Kindlichkeit vertragen.

Das Buch ist im Mairisch Verlag neu aufgelegt worden. Passend zum Titel hat es einen goldenen Einband und ein goldenes Lesebändchen. Im Nachwort erklärt sich der Autor – sein Motiv, dieses Buch zu schreiben und die Hintergründe dazu.