Rezension

die ländliche Idylle ist grügerisch

Die Mädchenwiese - Martin Krist

Die Mädchenwiese
von Martin Krist

Bewertet mit 3 Sternen

Wo ist Lisa? Lisa fühlt sich zu Hause nicht mehr wohl, seit ihr Vater und ihre Mutter getrennt sind. Ihre Mutter meckert nur an ihr rum, ihr jüngerer Bruder nervt, sie fühlt sich von allen unverstanden. Als ihre Mutter auch noch das verbotene Nabelpiercing entdeckt ist der Ärger perfekt und Lisa beschließt, sich für ein Wochenende frei zu nehmen. Angeblich ist sie bei ihrer Freundin, doch als sie am Montag immer noch verschwunden ist, klärt sich schnell, dass das nur eine Ausrede war und sie irgendwo anders steckt. Nur wo? Ihre Familie glaubt dass sie ausgerissen ist, nur ihr kleiner Bruder Sam weiß, dass etwas schlimmes passiert sein muss, denn nie hätte Lisa ihren Lieblingsteddy einfach zu Hause gelassen.....

Die Geschichte um Lisa wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, was die Handlung sehr abwechslungsreich macht. Nach und nach erfährt man wichtige Details aus der Sicht von Lisas Mutter, ihrem Bruder Sam, Alex, einem ehemaligen Polizisten, der jetzt eine Kneipe in Finkenwerda betreibt und auch aus Sicht von Lisa. Dass die einzelnen Episoden teilweise nur eineinhalb bis zwei Seiten lang sind, stört den Lesefluss etwas, tut der Spannung aber keinen Abbruch. Parallel dazu wird die Geschichte der alten Berta Kirchberger erzählt, die im Dorf als Hexe verschrieen ist. Was Berta erzählt ist unglaublich schockierend und brutal, nach einer kurzen glücklichen Kindheit stirbt ihr Vater, von da ab beginnt ihr Martyrium. Vom Onkel mißbraucht, vom Ehemann mißhandelt und geschändet vegetiert sie vor sich hin. Je weiter Berta ihre Geschichte erzählt, je mehr Puzzlesteine setzen sich zusammen und lassen ahnen, wer für das Verschwinden von Lisa verantwortlich ist. Nervig fand ich stellenweise die Dialoge, keiner lässt den anderen ausreden oder hört mal zu, ständig wird unterbrochen. Das betrifft vor allem Lisas Mutter Laura und ihren Schwager, den Polizisten. So hört auch niemand auf Sam, der wichtige Entdeckungen macht... er kommt einfach nicht zu Wort, wird zu Bett geschickt.... Klar dass in so einer Situation alle nervös sind, überfordert.... trotzdem bringen die Dialoge eine Gewisse Unruhe und einen Nervfaktor.

Insgesamt ist die Geschichte stimmig, flüssig erzählt und auf jeden Fall super spannend. Die Charaktere sind authentisch und gut gezeichnet. Die Auflösung kam für mich auch etwas zu schnell, da hätte ich mir noch etwas mehr Hintergrundinfos gewünscht. Alles in allem ist die "Mädchenwiese" aber ein spannender Thriller, der sich (grade noch) zu lesen lohnt.