Rezension

Die Lesereise zur Liebe

Wer weiß schon, wie man Liebe schreibt - Kristina Günak

Wer weiß schon, wie man Liebe schreibt
von Kristina Günak

Bewertet mit 3 Sternen

Wer weiß schon, wie man Liebe schreibt

Bea hätte sich wirklich nichts schlimmeres vorstellen können: um ihren kleinen braunschweiger Verlag vor dem finanziellen Ruin zu retten, soll sie sich um den sehr schwierigen und noch dazu sehr unhöflichen Starautor Tim Bergmann kümmern. Dieser wurde nicht nur mit seinem Bestseller-Buch bekannt, sondern auch mit aufsehenserregend Interviews und Talkshows. Bea soll ihn an in die Leine nehmen und ihn auf eine Lesereise begleiten – leichter gesagt als getan, denn Tim hat seinen eigenen Kopf. Und sieht auch noch verdammt gut aus...

 

Meine Meinung

Wer weiß schon, wie man Liebe schreibt ist auf den ersten Blick ein perfekter Roman für alle Bücherwürmer. Bea Weidemann, die Protagonistin, arbeitet in einem süßen, kleinen Verlag und „darf“ sich um den launischen Starautor und Frauenschwarm Tim Bergmann kümmern. Bea beweist im Umgang mit ihm einen wunderbar leichten Humor, der sich auch durch den ganzen Roman zieht. Kristina Günak ist ja bereits erfahrene Autorin und zeigt das hier ganz klar – denn nicht nur Bea selbst ist sehr humorvoll, auch andere Charaktere wie Tim oder Beas Freundinnen beweisen eine gewisse Selbstironie, die dem Leser sehr gut durch das Buch helfen. Bea ist eine angenehme Protagonistin, die natürlich nicht ohne ihre eigenen, kleinen Päckchen durch das Leben kommt – sie wurde als Kind adoptiert, hat nun eine Familie mit einem dutzend Geschwistern, ist Ordnungsfanatikerin und kann niemandem etwas abschlagen. Das macht sie als Protagonistin sehr sympathisch und perfekt unperfekt – eine Person, mit der man sich sehr gut identifizieren kann. Sie macht im Laufe des Buches einen kleinen Wandel durch, der dem Roman neben einer kleinen Liebesgeschichte auch etwas Tiefe verleiht. Das wird auch durch den sehr verwegenen Starautor Tim ergänzt – denn auch er hatte keine sehr leichte Kindheit. Auch wenn Tim zuerst eher als unsympathisch und sehr launisch beschrieben wird, fallen im Laufe des Buches seine Schalen ab und zeigen einen sehr verletzlichen und zurecht genervten Autor. Auch er ist ein Charakter, mit dem man sich gerne identifiziert und der deutlich zum Schwärmen einlädt!

Die Storyline an sich ist nicht gerade das Neueste vom Neuen. Ich habe, gerade in letzter Zeit, öfter Bücher gesehen, die sich um launische, berühmte Autoren und gezwungene Lesereisen drehen. Und so ist die Geschichte zwar sehr süß und schön für zwischendurch, aber trotz der Tiefe, die Kristina zu integrieren versuchte, bleibt mir der Roman wohl nicht länger im Gedächtnis. Gerade Tims Darstellung als typischer Bad Boy oder ein „aus Versehen“ falsch gemietetes Zimmer, das sich die beiden dann teilen müssen, war mir hier zu klischeehaft und zerstörte ein wenig die Stimmung des Buches. Ich hätte gerne etwas originelleres gehabt, das mich wirklich überrascht. Die schlimme Kindheit der beiden Hauptfiguren wurde zwar angeschnitten, aber trotzdem zu oberflächlich und wenig ausführlich behandelt. So machte es eher den Eindruck, als hätte die Autorin das Thema nur eingebaut, weil sie zwingend noch etwas mehr Tiefe reinbringen wollte.

Auch die Beziehung zwischen Bea und Tim wurde eher klein gehalten. Natürlich war immer eine gewisse Anziehung da, aber besonders am Ende ging das Ganze viel zu schnell – und viel zu glatt. So hatte ich nach dem Beenden das Gefühl, irgendetwas verpasst zu haben und wusste nicht mal genau, was mir das Buch eigentlich vermitteln wollte. Letztendlich wurde dem Roman durch durch die fehlende Tiefe und unzureichende Liebesbeziehung die Grundlage genommen – und ich musste mich fragen, warum genau diese Geschichte in einem Buch erzählt werden musste.

 

Fazit

Trotz humorvoller Charaktere und einem leichten Schreibstil, wird mir Wer weiß schon, wie man Liebe schreibt, wahrscheinlich nicht im Gedächtnis bleiben. Die Geschichte an sich hätte ein weit aus größeres Potenzial gehabt!