Rezension

Die Liebe der einen Hoffnung gibt – sehr berührend und bewegend

Heidelbeerkind - Marion Bischoff

Heidelbeerkind
von Marion Bischoff

Bewertet mit 4 Sternen

Eine Geschichte über schwierige Zeiten und die damit verbundenen Ängste. Über Hoffnungsschimmer und die Tiefen des Lebens. Über Familie und Zusammenhalt. Über die Liebe.

Inhalt

Clausen, ein kleines Dorf im Pfälzerwald im August 1944:

Elise liebt es, die morgendliche Ruhe der Natur auf sich wirken zu
lassen. Sie pflückt Heidelbeeren, als sie plötzlich dieses Ächzen hört. Ängstlich und neugierig zugleich sieht sie sich um. Zwischen den Hecken liegt ein verwundeter Soldat. Die Panik ist ihm anzusehen. Obwohl Elise weiß, dass auf die Hilfe für Fahnenflüchtige Zuchthaus steht, versteckt und versorgt sie den Fremden in der Waldhütte ihres Vaters. Doch Nazis lauern überall …

Obwohl viele Menschen die Ausmaße des Hitlerregimes gar nicht erfassen konnten, gab es unter ihnen diejenigen, die sich auflehnten und nicht dem verbreiteten Stimmungsbild folgten. Einer dieser
Menschen war Elise.

Meine Meinung

Als die Autorin mich persönlich gefragt hatte, ob ich nicht Interesse hätte, ihr Buch zu lesen, habe ich mich wirklich sehr darüber gefreut. Auch hatte ich zuvor noch kaum einen Historischen Roman gelesen, daher war ich schon sehr gespannt auf das Buch.

Cover

Das Cover spricht mich optisch leider nicht ganz so an, aber wie der Titel schon darauf schließen lässt, geht es unter anderem auch um Heidelbeeren, diese sind auf dem Cover vertreten. Außerdem eine Hütte, die in dem Buch noch eine große Rolle spielen wird, daher finde ich das Cover sehr passend zum Inhalt des Buches.

Geschichte

Da die Geschichte 1944/1945 spielt, war es zunächst ein wenig schwierig für mich, mich mit der Geschichte zu identifizieren. Von Seite zu Seite wurde es dann aber einfacher, mich in die Geschichte und ihre Protagonisten hineinzuversetzen.

Die damaligen Verhältnisse gingen mir wirklich unter die Haut. Ich musste sowas nie erleben und ich hoffe das muss ich auch nie. Deshalb ging mir ihre Situation ziemlich nah. Wenn man sich das mal so überlegt, das man aus Gründen der Verzweiflung jemanden heiraten würde, den man nicht mal liebt, nur um seine Familie nicht verhungern lassen zu müssen, bewegt mich das schon extrem und bringt mich wirklich zum Nachdenken.

Protagonisten

Elise ist wirklich eine starke, junge Frau, die mit allen Mitteln versucht ihre Familie zu unterstützen. Auch scheut sie sich nicht ihre eigene Meinung zu vertreten, dass zu damaligen Zeiten, natürlich nicht gerne gesehen wurde, aber auch die Konsequenzen scheut sie nicht. Elise ist ein Charakter der mich wirklich beeindruckt hat, sie hat meinen vollsten Respekt verdient. Allerdings war sie mir manchmal, aber einfach noch zu kindlich und zu gutgläubig. Ich weiß nicht ob das zu damaligen Zeiten normal war, sich so schnell in jemanden zu verlieben, aber das kam mir dann doch ein wenig schnell vor. Das sie damals noch verheiratet wurden, kann ich nachvollziehen, das waren ja auch ganz andere Zeiten, gar nicht mehr mit heute zu vergleichen.

Auch Elise Mutter spielt hier eine große Rolle. Zunächst konnte ich sie nicht wirklich leiden, aber als ich versucht habe, ihre Seite der Dinge zu sehen, konnte ich ihr Handeln und ihr Denken schon verstehen. Sie hat ja nur versucht ihre Familie zu retten, um nicht noch ein Familienmitglied zu verlieren. Trotzdem fiel es mir wirklich schwer, für sie Sympathie zu entwickeln, wie konnte eine Mutter sein eigenes Kind so wenig unterstützen und mit so viel Verantwortung „beladen.“ Manchmal kam mir Elise eher wie die Mutter vor.

Julius, der verwundete Soldat, lernten wir am Anfang der Geschichte kennen, schnell wird klar, wie viel er durchgemacht hatte und das Elise ihm helfen musste, damit er nicht stirbt. Sie half ihm-verarztete seine Wunden, gab ihm Essen und Kleidung und ein Versteck. Allerdings kam er ein wenig zu kurz in der Geschichte, so dass es mir schwer fiel, mich mit ihm zu identifizieren.

Zwei wichtige Nebenprotagonisten, die auch erwähnt werden sollten sind Ferdinand und Gerda. Ferdinand konnte ich vielleicht noch ein wenig verstehen, seine Situation nachvollziehen, sie versuchten doch alle nur zu überleben. Aber auch ihm viel das Regime am Ende schlecht in die Karten. Gerda ist die, die in der Geschichte am meisten Sympathie meinerseits verliert, zunächst war sie die liebe und hilfsbereite Freundin von Elise, aber so kann man sich in einem Menschen wirklich täuschen. Ich habe sie versucht nicht zu hassen, fiel mir am Ende aber wirklich schwer, sowas nennt sich dann Beste Freundin, schwer das zu erkennen.

Schreibstil

Der Schreibstil hat mir wirklich gut gefallen. Zunächst hatte ich die Befürchtung, da die Geschichte in einer anderen Zeit spielt, dass auch so der Schreibstil sein würde und ich dann vielleicht nicht alles hätte verstehen können. Aber da habe ich mich getäuscht, von Anfang an, war die Geschichte klar und flüssig geschrieben, so dass ich alles nachvollziehen konnte. Auch beschreibt de Autorin sehr detailreich, die Umgebungen in denen sich die Protagonisten befinden. Ich konnte mir das kleine Dörfchen im Pfälzerwald, in den Elise, ihre Freunde und Familie leben bildlich vorstellen. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, da ich unbedingt wissen wollte wie Elise Geschichte weiter geht.

Marion hat dieses Buch mit so viel Hingabe geschrieben, dem Leser versucht die damaligen Zeiten näher zu bringen, auch durch Zeitzeugen. Ich finde das nicht jeder in der Lage ist, einem Leser eine Zeit in der man nicht mal selber gelebt hat, so zu vermitteln, dass es einen wirklich berührt. Danke an dieser Stelle an dich Marion.

Ende

Das Ende hat mir leider nicht ganz so gut gefallen, da mir am Ende doch noch ziemlich zu viele Fragen offen blieben. Allerdings weiß ich von der Autorin dass es einen zweiten Band zu Heidelbeerkind geben wird, daher hoffe dass da meine Fragen geklärt werden können. Ich bin schon sehr gespannt darauf wie die Geschichte weiter geht.

Fazit

Das Buch hat mir gut gefallen und ich kann es allen empfehlen die gerne Historische Liebesromane lesen. Der Schreibstil und die Geschichte haben mir wirklich gut gefallen.

Mit ihrem Buch hat mich Marion Bischoff mit in eine andere Zeit genommen, ich kann nicht sagen, dass ich die Zeit damals, 1944/1945 jetzt besser verstehe, das kann ich auch gar nicht, ich war ja nie da, ich habe nie erlebt, was andere dort erlebt haben. Aber nach diesem Buch kann ich es mir wenigstens besser vorstellen. Auch wenn mir durch diese Vorstellung Angst und Bange wird. Dieses Buch hat mich wirklich hin und hergerissen, ich konnte zwischen Zweifel, Verwirrung, Trauer und Verärgerung kaum unterscheiden. Dieses Buch hat mich wirklich mitgenommen und ich kann gar nicht sagen wie Leid es mir tut, für die Menschen, die in der Kriegszeit gelebt haben oder gestorben sind.

Schlussendlich gebe ich dem Buch 4 von 5 Sternen, da mir Elise oft etwas zu anstrengend als Protagonisten war und das Ende mir leider nicht so gut gefallen hat. Ich werde aber trotzdem den zweiten Teil lesen, da mich die Geschichte von Elise wirklich interessiert.

Bewertung 4/5 Sternen