Rezension

Die Liebe und die Suche nach dem Kick

Roofer - Jutta Wilke

Roofer
von Jutta Wilke

Bewertet mit 4 Sternen

Alice hat es zu Hause nicht ganz einfach, seit ihre Mutter mit ihrem Stiefvater verheiratet ist. Umso öfter ist sie mit ihrer Freundin Nasti zusammen. Durch Nasti erhält sie Zugang zu einer Gruppe von Roofern, die auf äußerst waghalsige und gefährliche Art auf die höchsten Gebäude und Baugerüste der Stadt klettern. Während Alice diesen Mutproben ablehnend gegenübersteht, hat sich Nasti in einen der Roofer verliebt, und für Trasher ist sie bereit, alles zu tun. Dabei gerät sie in Lebensgefahr.

Die Autorin Jutta Wilke greift eine der neueren Strömungen bei Jugendlichen auf, das Roofing. Bis vor kurzem wusste ich nicht einmal, dass es sowas gibt. Vor einigen Wochen schaffte das Roofing sogar den Sprung in die Nachrichten. Jutta Wilke schreibt aus der Sicht der Jugendlichen, sie lässt Alice in der Ich-Form erzählen und so ihren Standpunkt gegen das Roofing darstellen, während Nik eher positiv darüber denkt und selbst auch schon mal so waghalsig geklettert ist. Die Erzählung greift die Unsicherheiten der Jugendlichen auf, was Liebe ist und wieviel man dafür einsetzen muss oder darf, und schildert sehr dezidiert den Gruppendruck, der (nicht nur) bei den Roofern entsteht und so immer waghalsigere Klettereien hervorruft.

 

Das Buch richtet sich eindeutig an Jugendliche, spiegelt deren Gedanken wieder. Als Erwachsene empfand ich den Plot wie auch die Entwicklung der Jugendlichen eher vorhersehbar, erst im letzten Drittel wurde es für mich so richtig spannend. Für Jugendliche hingegen, die mittendrin sind auf der Suche nach sich selbst, dürfte es spannender sein, sich mit dem Buch auseinanderzusetzen.

Während die Roofer eher etwas blass bleiben, sind Alice und Nasti gut gelungen, ihre Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung und die Wege, die sie dafür einschlagen, sind gut nachvollziehbar. Niks Figur bringt ein weiteres Thema in die Geschichte, jugendliche Obdachlosigkeit, allerdings empfinde ich bei ihm viele logische Ungereimtheiten. Wie könnte es ihm gelingen, in der Obdachlosigkeit unterzutauchen, für einen älteren Obdachlosen zu sorgen und Kontakte zu den Roofern zu pflegen und als Obdachloser Teil dieser Gruppe zu sein? Hier wird m.E. die Realität etwas zurechtgebogen.

Insgesamt ein Buch, das Jugendlichen eine Hilfe geben möchte bei ihrer Suche nach sich selbst, bei der Suche nach der Liebe und der Frage, wie weit man dafür gehen würde. Manchmal schimmert etwas der pädagogische Zeigefinger durch, alles in allem aber ist der Autorin ein spannendes Jugendbuch gelungen.