Rezension

Die Lüge im Blick - Spannender, solider Kriminalroman

Totenweg - Romy Fölck

Totenweg
von Romy Fölck

Bewertet mit 4 Sternen

Eine junge Polizistin. Ein Kriminalhauptkommissar kurz vor der Pensionierung. Nichts verbindet sie - außer dem nie aufgeklärten Mord an einem jungen Mädchen. Für ihn ist es ein Cold Case, der ihn bis heute nicht loslässt. Für sie: ein Albtraum ihrer Kindheit. Denn sie fand damals die Leiche und verbirgt seither ein furchtbares Geheimnis. Achtzehn Jahre hat sie geschwiegen - bis ein weiteres Verbrechen geschieht und die Vergangenheit sie einholt …

Die Autorin:

ROMY FÖLCK wurde 1974 in Meißen geboren. Sie studierte Jura, ging in die Wirtschaft und arbeitete zehn Jahre für ein großes Unternehmen in Leipzig. Mit Mitte dreißig entschied sie, ihren großen Traum vom Schreiben zu leben. Sie kündigte Job und Wohnung und zog in den Norden. Mit ihrem Mann lebt sie heute in einem Haus in der Elbmarsch bei Hamburg, wo ihre Romane entstehen. Ihre Affinität zum Norden kommt nicht von ungefähr, verbrachte doch ihr Vater seine ersten Lebensjahre in Ostfriesland. TOTENWEG ist der erste Band ihrer Krimiserie um die beiden Ermittler Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn. (Quelle: Bastei Lübbe)

Reflektionen:

Nachdem der Vater der jungen Polizisten Frida niedergeschlagen wurde und im Koma liegt, entschließt sich Frida Urlaub zu nehmen, um auf den wirtschaftlich geschwächten Apfelhof der Eltern zurückzukehren. Fridas Verhältnis, zu ihren Eltern ist nicht besonders nah, da sie ihnen bis heute nicht verziehen hat, dass man sie nach dem Tötungsdelikt, an ihrer Freundin aus Kindertagen, auf ein Internat weit fortschickte. Frida fühlte sich abgeschoben, ungeliebt und einsam, dabei hätte sie ihre Eltern mehr denn je gebraucht. Dass diese das Internet nur wählten, um sie zu schützen, erklärt sich erst im Verlauf des Romans und Frida findet erneut einen emotionalen Zugang zu ihren Eltern.

Zurück an ihrem Heimatort, wird sie bald von ihrer Vergangenheit eingeholt und der Mord an ihrer Freundin Marit, ist dauerhaft präsent. Frida zermürbt es, dass sie damals den Täter gesehen hat, bis heute darüber geschwiegen hat und dass sie niemandem erzählt hat, was sie damals grausames erlebt hat.

Kommissar Bjarne Haverkorn, hat damals ermittelt und vermutet, dass Frida lügt und etwas verschweigt, und als er nun die Ermittlungen im versuchten Tötungsdelikts ihres Vaters aufnimmt, treffen die beiden erneut aufeinander. Kommissar Bjarne, dem Marits Tod sehr nahegegangen ist, übernahm mit diesem Kindsmord damals seinen ersten Mordfall. Am Tag des Mordes geschah für ihn zudem ein dramatisches und trauriges Ereignis, unter dem er und seine erheblich depressive Frau noch heute leiden.

Romy Fölck gelingt es spielend leicht, einen Kriminalroman in Szene zu setzten, bei dem man bis fast zu Letzt nicht weiß, wer Täter und wer Opfer ist. Viele Legenden und Schicksale der zahlreichen Figuren, sind intelligent miteinander verflochten und es ist kaum vorhersehbar, wie sich die dramatischen Ereignisse in Form von Wendungen noch zuspitzen.

Der Einstieg in die Geschichte gelingt mühelos, da die Autorin in einem angenehm flüssigen Stil schreibt. Die leichte, schnörkellose Sprache erlaubt es jedem, den Geschehnissen des intelligent verschachtelten Kriminalromans zu folgen, der perspektivisch immer wieder auch aus vergangener Sicht Fridas erzählt wird.

Totenweg ist ein solider Kriminalroman, der definitiv spannende Unterhaltung schenkt. Nur wenige Szenen sind blutig, so dass auch etwas zartbesaitete Leser diesen Krimi genießen dürfen, obwohl die Geschichte mit einigen Verbrechen aufwartet.

Romy Fölck hat zahlreiche Figuren engmaschig charakterisiert und ihnen eine gewisse Tiefe zugeschrieben, die sie durch intensive Emotionen, wie Angst, Eifersucht, Rache, Liebe und Zorn äußerst lebendig darstellt. Es mach Freude diesem Kriminalroman zu folgen und doch hätte ich mir persönlich doch etwas mehr literarisches Feuer, Pfeffer und Tempo gewünscht.

Fazit und Bewertung:

Totenweg ist ein spannender und solider Kriminalroman. Auch etwas zart besaitete Leser, dürfen einen wenig blutigen Roman genießen. Engmaschig charakterisierte Figuren glänzen durch Tiefe und sie überraschen mit unvorhersehbaren Wendungen, die mit interessanten Legenden, schicksalsträchtig miteinander verknüpft sind.

©nisnis-buecherliebe