Rezension

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Die Macht der Sonne, des Mondes und der Haut

Moon Chosen - P. C. Cast

Moon Chosen
von P. C. Cast

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt

Mari ist eine Erdwanderin. Nik ist ein Gefährte. Fahlauge ein Hautdieb. Auf den ersten Blick scheinen die drei nichts gemein zu haben und dennoch scheint das Schicksal sie zu verbinden.

Mari verbirgt ein Geheimnis, welches fatale Folgen mit sich ziehen würde, falls es ans Licht gerät. Als ihr jedoch ein Schicksalsschlag widerfährt, ein Hund zuläuft und Nik in ihr Leben tritt, muss sie sich entscheiden, wie ihr Leben weiter gehen wird. Wird sie sich weiterhin verstecken oder wird sie ihre Aufgaben annehmen und erfüllen?

 

Meine Meinung

 

!!! ACHTUNG SPOILERGEFAHR !!!

 

Aufmerksam auf das Buch bin ich durch das Cover und die Autorin geworden. Das Cover ist einfach ein Traum. Es kommen alle Elemente vor, die für die Geschichte relevant sind. Dabei ist die Farbkombination so gut gewählt, dass es weder kitschig noch langweilig wirkt.

Die Autorin kenn ich durch ihre House of Night Reihe, die ich absolut klasse finde. Daher war ich umso gespannter auf ihr neues Werk und bin mit ziemlich hohen Erwartungen hinein gegangen.

Als ich mit dem Buch fertig war, hatte ich gemischte Gefühle. Die Idee der neuen Welt und das gesamte Konzept haben mir auf Anhieb gefallen, da es mal etwas Neueres war, als man schon kannte. Leider hat mich die Umsetzung des Ganzen nicht vollkommen überzeugen können.

Der Schreib- und Erzählstil sind wie gewohnt gut und lässt sich leicht und flüssig lesen. Was manchmal etwas verwirrend war, sind dann doch die sehr modernen Begriffe wie Flugzeug, Auto oder bestimmte Ausdrücke. Am Anfang wirkte die ganze Story auf mich eher Richtung Fantasy, bis sich dann heraus kristallisiert hat, dass es eine Dystopie ist. Nachdem bei mir der Groschen gefallen war, hat das Wordbuilding auch wieder gepasst.

Die Handlung war durchwachsen. Es gab gute und sehr spannende Stellen, an denen ich wirklich mitgefiebert habe und unbedingt wissen wollte, wie es weiter geht. Leider gab es auch einige Stellen, dich mich überhaupt nicht überzeugen oder mitreißen konnten, was ich wirklich schade finde. Die Story geht hauptsächlich um Mari und Nik. Sie ist eine Erdwanderin, die eine Affinität zum Mond hat und er ein Gefährte, mit einer Affinität zur Sonne. Zwei gegensätzliche Völker/ Stämme, die sich mit Vorurteilen begegnen. So weit, so gut. Solche Angriffsflächen finde ich grundsätzlich spannend und interessant, da ich immer auf die Auflösung gespannt bin und wie der Autor/ die Autorin damit umgeht.

Hier konnte es mich aber einfach nicht packen und überzeugen. Der Wechsel zwischen den beiden Figuren war toll und gut gemacht, da man von beiden Völkern was erfahren und gelernt hat. Leider war dieses Kennenlernen nur oberflächlich und nichts wird genau erklärt. Zum Beispiel hat jedes Volk (von denen bisher nur drei bekannt sind) eine Krankheit, die nicht so leicht zu heilen ist, wenn überhaupt, von deren Ursprung oder wie genau sie sich verhält kaum etwas erfährt. Man erfährt immer nur Bruchstücke, die in meinen Augen zu wenig sind. Ich wäre schon zufrieden gewesen, wenn ich gewusst hätte, wie sich die Krankheit auf die Menschen auswirkt, wie man sie bemerkt etc. Die Entstehung, hätte hier mal nicht unbedingt rein gemusst. Aber auch die Entwicklung und das Wirken waren nur sehr oberflächlich.

Mit den Charakteren bin ich auch nur teilweise warm geworden. Manche mag ich mehr, manche weniger und einige überhaupt nicht. Auch hier gibt es Gut und Böse, was auch notwendig ist meiner Meinung nach, aber irgendwie ist das alles keine runde Sache. Mari hat mich zum Beispiel nur genervt. Im Buch wird sie als 18jährige beschrieben, verhält sich aber wie ein schmollendes, unselbständiges und trotziges Kind. Das war auf die Dauer wirklich anstrengend. Vor allem weil sie kaum eine Wandlung macht und wenn eine da ist, ist diese nur von kurzer Dauer und sie dreht sich wieder um 180 Grad.

Positiv dagegen empfand ich Nik. Er hatte auch die typischen Vorurteile gegenüber den anderen Völkern, änderte aber seine Meinung, als er mit verschiedenen Erdwanderern in Kontakt geriet. Er überdachte sein Wissen und seine Vorurteile und merkte recht schnell, dass nicht alles nur schwarz oder weiß ist. Das hat mir wirklich gut gefallen, denn so soll es sein, es soll eine ersichtliche Entwicklung da sein, die auch gerne etwas länger dauern darf.

Dann kommen immer wieder einzelne Personen vor, die zwar interessant für die Geschichte sind, aber nicht so ganz ins Gesamtbild passen. Ich habe oft an einzelne Figuren gar nicht mehr gedacht und plötzlich waren sie wieder da, so nach dem Motto „Ach ja, den gibt es ja auch noch, der muss da jetzt noch schnell mit rein.“ Finde ich schade, da so einfach das Runde der Geschichte abhandengekommen ist.

Was zwischenzeitlich auch etwas anstrengend war, sind die Gewaltszenen. Von Häutung, Mord und Vergewaltigung ist alles mit dabei. An sich habe ich kein Problem damit und wenn es authentisch und für die Geschichte passend ist, soll sie auch mit dabei sein. Da das Buch aber mit einer Altersempfehlung von 14 Jahren ausgewiesen ist, frage ich mich schon, ob das wirklich so passend ist. Aber auch darüber muss sich jeder selbst eine Meinung bilden.

 

Fazit

Lange Rede kurzer Sinn. Wie schon erwähnt, hat mich das Buch mit gemischten Gefühlen zurück gelassen. Der Grundgedanke und die Idee dahinter sind toll, aber die Umsetzung war in meinen Augen einfach durchdacht genug und wirkte zu sehr konstruiert. Die Geschichte springt viel zu oft hin und her ohne klaren und ersichtlichen Rahmen, was einfach das Gesamtbild etwas stört.

Dann passiert lange Zeit nichts und wenn was geschieht, meist dichtgedrängt auf wenige Seiten, was ich wirklich schade finde, da das Buch mit 700 Seiten wirklich viel Platz bietet. Auch die Entwicklung der Charaktere sagt mir nicht immer zu. Ich bin mit ihnen einfach nicht richtig warm geworden und konnte keine Verbindung zu ihnen aufbauen. Auch bei denen, die mir sympathisch waren, erging es mir so.

Dieses Buch hat wirklich viel Potenzial, welches aber nicht vollkommen ausgeschöpft wurde. Auch unter dem Aspekt, dass es wahrscheinlich wieder eine längere Reihe werden soll, passt vieles einfach nicht für mich. Es wird zu vieles angedeutet, was dann zu schnell in Vergessenheit gerät und ich nicht mehr auf dem Schirm hatte. Hier wäre „Weniger ist mehr“ wesentlich besser gewesen und neue Aspekte besser in den anderen Bände untergebracht.

Ich würde aber nicht generell ein Empfehlung oder ein Abraten geben, da es auch viele gibt, denen das Buch gut gefallen hat. Mich hat es zeitweise gut unterhalten, auch das Worldbuilding hat mir zugesagt, daher gebe ich 3 Sterne und den Tipp, dass sich am besten jeder selbst ein Bild von dem Buch machen sollte.