Rezension

Die Macht der Träume

Die Stadt der verbotenen Träume - Emmi Itäranta

Die Stadt der verbotenen Träume
von Emmi Itäranta

Bewertet mit 4.5 Sternen

In einem von einem "Rat" diktatorisch geführten Inselstaat sind Menschen, die träumen können, Außenseiter und Verbrecher. Niemand will mit ihnen Kontakt haben, denn sie könnten ja ansteckend wirken. Die fleißige und zurückhaltende Eliana aus dem Haus der Weberinnen - denn alle Menschen gehören einer Kaste an, der sie ihr Leben lang treu bleiben -, ist weder Rebellin noch aufrührerisch veranlagt. Doch auch sie kämpft gegen Träume, aus Angst, geächtet zu werden. Als eines Tages eine verletzte junge Frau ins Haus der Weberinnen gebracht wird, erschüttert das Elianas Weltbild bis in die Grundfesten, und sie muss sich fragen, was ihr wirklich wichtig ist: ihr ruhiges Leben oder Gerechtigkeit.

Der Schreibstil ist wirklich außergewöhnlich. So poetisch wie die Träume, die auf der Insel so verpönt sind. Viel, viel Raum bleibt für Interpretationen - nicht alle Fäden werden aufgewickelt, selbst denken ist durchaus erlaubt oder wird sogar verlangt. Das mag nicht jedermanns Sache sein, so dass ich es auch nicht uneingeschränkt empfehlen würde. Mir gefällt zum Beispiel sehr, dass aus der schüchternen Weberin keine mega Anführerin wird, keine Kampfmaschine, ja nicht einmal die Auserwählte oder wie das so gern in anderen Fantasyromanen zelebriert wird. Bis zum Schluss versucht sie zwar, das Richtige zu tun, aber sie ist weder die Erste noch die Wichtigste. Sie ist eine von vielen, daran ändert dann auch die Macht, die sie bekommt (oder auch nicht, eure Interpretation!) nichts. Ein wirklich literarisches Fantasybuch, das zum Nachdenken anregt und aufgrund der Sprache herausragt.