Rezension

Die Mischung macht's!

Orphan X - Gregg Hurwitz

Orphan X
von Gregg Hurwitz

Bewertet mit 4.5 Sternen

Orphan X ist einer der gefährlichsten und tödlichsten Waffen der US-Regierung. In einem Projekt wurde er schon als Kind ausgebildet, um als Killer zu fungieren. Um die Menschlichkeit dabei nicht zu verlieren, wurden ihm von seinem Trainer mehrere Gebote eingetrichtert. Eines dieser Gebote: Lass niemals einen Unschuldigen sterben. Gerade deswegen taucht Orphan, der sich selbst im realen Leben "Evan Smoak" nennt, ab, um den Verzweifelten zu helfen, die sich von der Polizei keine Hilfe erhoffen können. Doch leider bringt ihn ein Fall dazu, alle seine Gebote und Prinzipien über den Haufen zu werfen, wodurch er nicht nur sich, sondern auch seine Mitmenschen in Gefahr bringt...

Ich habe noch nie ein Buch von Gregg Hurwitz gelesen und hatte deswegen auch keine Ahnung, was mich erwarten würde. In die Geschichte bin ich gut reingekommen, auch wenn es mir anfangs zu viele Namen waren. Ich wusste zwar, wer wer ist, konnte aber halt keine Namen zuordnen, was mich aber nicht sonderlich störte. Das ändert sich auch recht schnell. Allgemein hat das Buch vom Schreibstil eine ziemliche Sogwirkung und lässt einen in diese Welt abtauchen. Manche Sachen waren mir allerdings auch zu detailliert beschrieben bzw. fehlte mir da auch einfach das gewisse Know -how, um es zu verstehen. Denn um ehrlich zu sein, interessiere ich mich nicht so für Waffen und gewisse Kampftechniken. Kenner wissen diese Szenen bestimmt zu schätzen, für mich waren sie ganz nett, mehr aber auch nicht.

Besonders gut hat mir an dem Buch gefallen, dass nie etwas zu langatmig war. Der Autor weiß, wo man wann die richtigen Akzente setzt, um den Leser weiterhin zu fesseln. Spannung gab es immer wieder und immer wieder gab es Wendungen, mit denen ich nicht gerechnet hätte. Zwischendurch hatte ich mich von dem Geschehen mal distanziert, weil mir etwas seltsam vorkam, ohne benennen zu können, was es ist und wurde dann in meinem Gefühl bestätigt. Als diese Erkenntnis kam, war das schon irgendwie toll. Da fühlte man sich irgendwie so weitsichtig und das auf eine Art und Weise, wie ich es bis jetzt noch nie hatte. ;)

Gut fand ich auch, dass es eine gesunde Balance zwischen Privat- und "Arbeitsleben" gab. Gerade diese Ausgeglichenheit zeichnet das Buch auch gerade aus. Auch Evan hat Ecken und Kanten und kann nicht als perfekt beschrieben werden, was für mich immer sehr wichtig ist, weil sonst schnell die Authentizität flöten geht.

Das Buch hat mich gefesselt, aber leider muss ich gestehen, dass ich gut im letzten Viertel dann eine Durststrecke erleiden musste. Die Erzählung ist weiterhin gut, aber irgendwie merkt man, dass der Autor nicht so recht weiß, wie er es jetzt am besten zu Ende bringen soll. Das war für mich echt traurig, weil ich bis dato nichts zu kritisieren hatte. Vielleicht bin ich auch zu streng, weil mir bis dahin alles so gut gefallen hatte, aber das war für mich wirklich ärgerlich. Dennoch konnte das Ende mich alles in allem dennoch überzeugen.

Dennoch muss ich für diese Durststrecke einen Punktabzug geben, auch wenn das auf manche vielleicht kleinkariert wirken wird. Doch wer das Buch gelesen hat, wird verstehen, was ich meine. Alles in allem eine fesselnde und nervenaufreibende Geschichte, die einen von Anfang an packt. Diesen Autor werde ich definitiv im Auge behalten!