Rezension

Die Mythologie ist lachhaft

Die unsterbliche Braut - Aimée Carter

Die unsterbliche Braut
von Aimée Carter

Bewertet mit 3.5 Sternen

Das Herz hämmerte mir gegen die Rippen, und Ava erstarrte an meiner Seite. Das war das Wesen, das Henry fast getötet hatte, und jetzt griff es uns alle an. In mir stieg ein unbändiger Beschützerinstinkt auf, als es Henry und meiner Mutter und allen, die ich liebte, immer näher kam - aber was, um alles in der Welt, konnte ich schon tun, um es aufzuhalten? 
Ohne Vorwarnung schnellte es durch die Luft, bevor die Ratsmitglieder es aufhalten konnten, doch es zielte nicht auf Henry oder Walter oder Phillip. 
Es ging direkt auf mich und Ava los.

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INHALT:
Nach einem halben Jahr in Griechenland kehrt Kate endlich wieder zu ihrem geliebten Henry nach Eden Manor zurück. In der Unterwelt soll sie nun zur Königin gekrönt werden, damit sie mit dem Gott an ihrer Seite darüber regieren kann. Doch Henry verhält sich distanziert und als wäre ihre gemeinsame Zeit nie gewesen, was Kate fast verzweifeln lässt. Doch sie muss stark sein, denn der Titan Kronos ist aus seinem Gefängnis ausgebrochen - und droht die gesamte Menschheit zu vernichten...

MEINE MEINUNG:
Aimée Carters "Die unsterbliche Braut" steigt ein halbes Jahr nach den Geschehnissen im Vorgänger wieder ein und verliert keine Zeit, um dem Leser eines klar zu machen: Henry ist genau an den Punkt zurückgekehrt, an dem er auch schon am Anfang des letzten Romans war, und Kate darf wieder einmal hoffen, bangen und leiden. Der Schreibstil ist erneut sehr flüssig, gut zu lesen und mit ansprechenden Beschreibungen versehen, auch wenn die Zeichnungen der Charaktere eher spärlich bleiben. Die Dialoge sind zumeist glaubwürdig, zwischendurch aber auch etwas holprig.

Kate ist immer noch die gleiche: Mutig und dickköpfig, aber auch sehr naiv. In jeder Person sieht sie irgendetwas Gutes, für jedes Verhalten findet sie eine Entschuldigung. Und außerdem heult sie dieses Mal extrem viel - verständlich, schließlich will ihre große Liebe augenscheinlich nichts von ihr wissen. Dennoch, ein bisschen weniger Gerede und dafür mehr Taten hätte ich mir gewünscht, auch wenn sie trotzdem recht sympathisch ist. Henry, oder auch Hades, wollte ich eigentlich pausenlos schlagen, damit er endlich zur Vernunft kommt. Er benimmt sich unmöglich kalt, hat kein gutes Wort übrig und weint stattdessen mal wieder seiner alten Liebe Persephone hinterher. Die Erklärung für sein Verhalten zum Ende hin fand ich für seine Art da doch eher unzureichend.

Die sonstigen Figuren bleiben ansonsten überwiegend eher blass oder werden ein bisschen übertrieben dargestellt: Beispielsweise Ava, die Göttin der Liebe und des Sex - diese macht ihrem Ruf alle Ehre und zankt sich entweder wieder einmal mit anderen Frauen um Männer oder führt Beziehungsgespräche mit Kate, ist dabei hauptsächlich quirlig-fröhlich und selten leicht zu ertragen. Und Persephone, die den Göttern zu Hilfe eilen muss, ist so selbstsüchtig und arrogant, dass es kaum zu ertragen ist, auch nicht, als sie sich etwas freundlicher benimmt. Einzig und allein James gelingt es, in mir nichts anderes als Sympathien auszulösen - denn als Einziger ist er wirklich vollkommen besorgt um Kates Wohl, möchte sie beschützen und ihr vor allem eine Wahl lassen. In ihm hat sie einen guten Freund, was sie ihm leider viel zu selten zeigt.

Ansonsten wird in diesem Band eines ganz besonders klar: Dass man diese Reihe auf keinen Fall, ich wiederhole: auf keinen Fall, lesen sollte, wenn man sich mit der griechischen Mythologie auch nur ansatzweise auskennt. Aimée Carter versteht es nämlich hervorragend, die Götter in den meisten Situationen in Witzfiguren zu verwandeln. Streitereien, Eifersüchteleien und vor allem pausenlose Gespräche über Beziehungen - dass sich die Götter damit abgeben, obwohl es eindeutig Wichtigeres, wie beispielsweise einen entflohenen Titanen, gibt, erschien mir schwer vorstellbar. Und auch auf die Fähigkeiten der verschiedenen Götter wird kaum eingegangen. So ist es nicht möglich, die Personen mit den modernen Namen auch nur ansatzweise in Verbindung mit den mythischen Figuren zu bringen.

Bisher mag das alles sehr negativ klingen - der Roman ist aber keinesfalls schlecht, man darf sich nur eben nicht zu gut auskennen oder muss diesen Teil gegebenenfalls ausschalten. Dann nämlich ist die Geschichte unglaublich fesselnd und mitreißend. Jedes Kapitel besitzt einen Cliffhanger, nach dem man geradezu weiterlesen muss und die Verwicklungen sind interessant zu beobachten. Und auch Henrys und Kates Beziehung ist äußerst spannend. Das Hin und Her kann zwar anstrengend werden, dennoch ist das Ganze sehr romantisch und nervenaufreibend, ohne je kitschig zu werden. Bis zum Ende hält die Autorin einen im Bann und gibt einen auch nach dem Schluss nicht frei, denn auch dieser besitzt einen miesen Cliffhanger, nach dem man unbedingt wissen möchte, wie es weitergeht. Band 3 wird also doch gelesen...

FAZIT:
"Die unsterbliche Braut" ist nicht so schlecht, wie ich das hier darstelle. Dennoch muss einmal gesagt werden, dass Aimée Carters Götter wenig mit den alten Sagen gemein haben und doch zwischendurch eher ein bisschen lächerlich wirken. Kenner der Mythologie sollten also die Finger davon lassen! Alle anderen erwartet eine spannende, überraschende und romantische Geschichte, nach der man sofort weiterlesen möchte. Knappe 3,5 Punkte.