Rezension

Die Nachtigall

Die Nachtigall
von Kristin Hannah

Bewertet mit 5 Sternen

Kristin Hannahs Buch „Die Nachtigall“ beginnt in Oregon im Jahr 1995 mit einer alten Dame, die vor einem Umzug steht. Auf dem Dachboden sucht sie nach einem Koffer, den sie unbedingt mitnehmen möchte und der sie an weit zurückliegende Ereignisse erinnert.

Dann wechselt die Handlung und der Leser findet sich im August 1939 in Frankreich wieder.

Hier geht es um die Schwestern Vianne und Isabell, die früh ihre Mutter verloren haben und deren Vater sich danach nicht in der Lage sah, für die Kinder zu sorgen. So hat Vianne früh geheiratet und eine kleine Tochter bekommen, Isabell hat ihren Weg nicht wirklich gefunden, ist immer eine Rebellin gewesen und von einer Schule zur anderen gewandert.

Beide Schwestern werden durch den Ausbruch des 2. Weltkrieges aus ihren bisherigen Leben herausgerissen. Für Vianne gilt es, nachdem ihr Mann als Soldat eingezogen wurde, den Lebensunterhalt als Lehrerin alleine sicherzustellen und sich immer schützend vor ihre Tochter zu stellen. Dabei hegt sie immer die Hoffnung, dass der Krieg vorübergehen und ihr Mann zurückkehren wird. Als ein deutscher Soldat in ihrem Haus einquartiert wird und die Nazis den kleinen Ort Carriveau immer mehr für sich in Anspruch nehmen, wird der Alltag mehr und mehr zum Problem. Isabell bleibt wie sie ist und schließt sich schnell Widerständlern an. Damit bringt sie zeitweise auch ihre Schwester in große Gefahr. Doch was sie leistet ist wirklich beachtlich.

In „Die Nachtigall“ schildert die Autorin sehr eindringlich den zweiten Weltkrieg aus Sicht der Franzosen und schafft es die Leserschaft trotz des ernsten Themas zu begeistern. Hier wird deutlich wie der Krieg Menschen verändert, sie aber auch stark machen kann. So lange zwischen vielem Bösen das Gute überleben und gedeihen kann, ist nichts verloren. So lange singt sie, die Nachtigall.

Die Geschichte regt zum Nachdenken an. Man fragt sich während der Lektüre mehr als einmal wie man selbst wohl mit der jeweiligen Situation umgegangen wäre. Wie viel Stärke steckt in einem selbst? Würde man sich selbst der Nächste sein oder helfen? Würde man alles opfern oder nur ein kleines Risiko eingehen? Wenn man kaum jemandem vertrauen kann und auf sich alleine gestellt ist, ist es schwierig den Alltag zu meistern. Vianne und Isabell aber gelingt das hier. Sie scheinen so verschieden und in Wahrheit sind sie sich doch sehr ähnlich und beide sind sie eben auch die Töchter ihres Vaters, der seine Geheimnisse gut zu verstecken weiß.

„Die Nachtigall“ ist eine absolute Leseempfehlung. Ein Roman über ein wichtiges Thema, das gerade in der heutigen Zeit wieder mehr beleuchtet werden sollte.