Rezension

Die Nanny

Dunkel Land
von Roxann Hill

Bewertet mit 3.5 Sternen

In Verenas Leben hat sich alles verändert nachdem ihre kleine Nichte Amelie ihre Familie verloren hat. Zwar hat Verena Hofer dadurch ihre Sicherheit eingebüßt, aber nicht kann das Miteinander mit dem kleinen Mädchen aufwiegen. Aus dieser Lage heraus nimmt Verena die Stelle als Nanny des Neffen einer reichen Frau aus Wuthenow in der Nähe von Berlin an. Jedenfalls meint Verena, dass sie als Nanny tätig sein wird. Ihr Erstaunen ist dann nicht ganz gering, als sie bemerkt, dass es sich bei dem zu Betreuenden um einen erwachsenen Mann handelt, der wegen seiner gesundheitlichen Probleme ihre Hilfe braucht. Eigentlich will Verena auf dem Absatz kehrt machen, schließlich aber bleibt sie doch erstmal auf dem Gut.

 

Verträge sollte man doch genau durchlesen bevor man unterschreibt. Hört man diese Warnung nicht immer wieder? Nun Verena wird nicht die Einzige sein, die jemals auf ihre eigene vorgefassten Eindrücke hereingefallen ist. Ihr Schäfchen Carl von Wuthenow st ein studierter Berater der Polizei, der durch einen Dienstunfall, bei dem er eine Kopfverletzung erlitten hat, Schwierigkeiten mit seinem Kurzzeitgedächtnis hat. Das hält ihn aber nicht davon ab sich mit großer Disziplin den Folgeschäden seiner Verletzung entgegen zu stemmen. Endlich will Carl seine Arbeit wieder aufnehmen und es gibt bereits einen Fall, bei dem die Polizei seine Hilfe in Anspruch nehmen möchte.

 

Witzig und auch spannend beginnt dieser Roman. Verena ist auch in ihrer finanziellen Notlage nicht auf den Mund gefallen, wenn sie auf sich mit ihrem neuen Schützling auseinandersetzen muss. Und so ergeben pointierte Wortgefechte, die die Lesefreude steigern. Gleichzeitig fesseln die Ermittlungen, die Verena und Carl nach Berlin führen. Über den Tag ist Carls Handicap kaum zu spüren, nur in vereinzelten Situationen ist ihm anzumerken, dass die Verletzung ihn verändert hat. Sein aufrechter Kampf um mehr Gesundheit und gleichzeitig sein Wille, bei der Arbeit wieder voll da zu sein, lassen ihn ebenso sympathisch wirken wie Verena, die sich ohne zu zögern ihrer kleinen Nichte annimmt. Was allerdings angesichts der kurzen Zeit, die in dem größten Teil der Handlung vergeht, und angesichts Carls Krankheit etwas schwer nachempfindbar wirkt, sind die Gefühle von Carl und Verena. Unter diesen besonderen Umständen würde es sicher länger dauern, bis sich etwas entwickelt. Außerdem erscheint Carls Gedächtnisstörung so ungewöhnlich, dass man sich fragt, ob es sich hier um einen dramaturgischen Kniff handelt. Seine Reaktion darauf ist zwar angemessen und logisch, doch irgendwie fühlt man sich an 50 erste Dates erinnert.

 

Dennoch löst ein gutes und liebenswertes Team einen Fall, der den Leser in die Abgründe einer menschlichen Seele schauen lässt.