Rezension

"Die Päpstin" von Donna W. Cross

Die Päpstin - Donna Woolfolk Cross

Die Päpstin
von Donna Woolfolk Cross

Bewertet mit 3 Sternen

INHALT
Im bitterkalten Winter des Jahres 814 bringt die heidnische Frau des Dorfpriesters ein Mädchen zur Welt: Johanna. Sie wächst in einer Welt düsteren Aberglaubens auf, gegen den ihr Vater grausam zu Felde zieht; er läßt sogar die Hebamme des Ortes als Hexe verfolgen. Ein Mensch erkennt bei Johanna besondere Gaben: Aeskulapius, der Pädagoge aus dem fernen Byzanz, weist sie als einziges Mädchen in die Lehren der Philosophie und Logik ein. Doch beinahe wird Johanna ihr Wissensdurst zum Verhängnis. Nur der Ritter Gerold, ihr Freund und späterer Liebhaber, vermag sie vor dem grausamen Magister Odo zu bewahren. Nach einem verheerenden Feldzug der Normannen weiß sie endgültig: Frauen wie sie überleben in dieser Welt nicht. So geht sie als Mönch verkleidet ins Kloster Fulda. Als Medicus betritt sie Jahre später Rom, die Stadt des Papstes - wo die Wechselfälle des Schicksals sie schließlich selbst auf den heiligen Stuhl bringen.
[ Quelle: Aufbau ]

MEINE MEINUNG
Schon vor einigen Jahren wurde das Buch von Donna W. Cross verfilmt und an einem regnerischen Sonntag hab ich beschlossen, ihn mir anzuschauen. Und siehe da: was ein spannender Film. Und wenn ich eine Romanverfilmung sehe, dann muss ich immer auch das Buch lesen. Ich hab dem Buch also eine neue Heimat gegeben und zwar auf meinem SuB, denn als ich es dann hatte, verkam es ein wenig zu einer SuB-Leiche. Ich weiß nicht, woran es lag, vielleicht am Umfang oder einfach nicht die richtige Stimmung. Auf jeden Fall lag das Buch nun gefühlte Ewigkeiten ungelesen rum.
Jetzt habe ich mir vor kurzem ein Book Jar gebastelt, um genau solche SuB-Leichen endlich mal zu beseitigen. Und scheinbar funktioniert es ganz wunderbar, denn das erste Buch, das ich gezogen hab, war Die Päpstin. Also ran an die Geschichte.

Johanna ist die Tochter eines Dorfpfarrers, der bei seinen Missionarsreise eine junge Sächsin, eine Heidin, mit in seine Heimat gebracht und sie dort geheiratet hat. Somit wächst Johanna zwar als Tochter des Pfarrers im christlichen Glauben auf, bekommt aber auch durch ihre Mutter den Zugang zu anderen Religionen eröffnet. Schon in jungen Jahren wird klar, dass Johanna anders ist als andere Mädchen in ihrem Alter. Sie beneidet ihren großen Bruder Matthias, da dieser einmal Geistlicher werden soll und daher Lesen und Schreiben lernt. Heimlich lässt sie sich von Matthias unterrichten und kann sogar bewirken, dass sich Aeskulapius, ein angesehener Gelehrte, ihrer annimmt. Für Johanna ist es absolut unbegreiflich, warum ihr Wissen verschlossen bleiben soll, nur weil sie im Körper einer Frau geboren wurde.

Von der Domschule über das Kloster in Fulda, landet Johanna später in Rom, wo sie sich als Mann ausgibt, um ihren Wunsch nach Wissen weiter verfolgen zu können. Sie wird schon nach kurzer Zeit der Leibarzt des Papstes und zum Schluss sogar selbst der Heilige Vater.

Die Sage um Johannes Anglicus alias Johanna ist weltbekannt und selten wurde unter Historikern um den Wahrheitsgehalt einer Geschichte so gestritten wie um das Leben von Papst Johannes Anglicus. Die einen sind von ihrer Existenz überzeugt, während andere sich sicher sind, dass es einen weiblichen Papst nie gegeben hat. Nichts desto trotz hat die Sage auch nach Jahren nicht an ihrem Reiz verloren. Im Anhang des Buches findet sich eine Stellungnahme der Autorin, in welcher sie versucht zu untersuchen, ob es die Päpstin tatsächlich gegeben hat. Auch während des Lesens merkt man immer wieder die akkurate Recherche des Autorin. Sie bettet die Geschichte, so wie sie sie sieht in einen real geschehenen Geschehensablauf.

Wer vor der Lektüre denkt, dass sich das Buch vor allem um Johannas Leben als Päpstin dreht, der wird ein wenig enttäuscht. Der Großteil des Buches dreht sich nicht um das "Ziel: Papstamt", sondern um den Weg dahin. Erst ganz zum Schluss besteigt Johanna tatsächlich den heiligen Stuhl. Davor dreht sich alles darum, wie es zu dieser Sensation überhaupt kommen konnte. Da muss ich ganz ehrlich sagen, da hätte man sich an einigen Stellen um einiges kürzer fassen können. Einige Abschnitte zogen sich hin wie Kaugummi, obwohl für den Leser ersichtlich war, wohin das Ganze führen musste.

Und obwohl ich den Film gesehen hatte und auch sonst mit der Geschichte eigentlich vertraut war, konnte ich mich einfach nicht mehr erinnern, wie das Buch endet. Etwas schade fand ich, dass Donna W. Cross nicht mehr aufgeklärt hat, wie es mit dem geschichtlichen Hintergrund, der immer wieder für die Geschichte wichtig ist, weiterging. Ich habe ja keine seitenweise Ausschweifungen erwartet, aber eine kurze, kleine Aufklärung hätte ich nett gefunden. Wie der Angriff der Sarazennen auf Rom geendet hat, musste ich schließlich selbst googeln.
Nicht so ganz begeistert war ich von der Ausgestaltung der Charaktere. Hier zeigte sich schon eine extreme Schwarz-weiß-Zeichnung. Johanna ist die ewig gute, nächstenliebende Person, deren Motive immer rein sind. Ihr zur Seite steht Gerold, der wunderschöne tapfere Ritter, der sich unsterblich in Johanna verliebt hat und selbstverständlich (im Mittelalter) vollstes Verständnis daür hat, dass er nicht mit ihr wie Mann und Frau leben kann. Johannas Widersacher, die im Laufe der Geschichte immer wieder wechseln sind dagegen alle abgrundtief böse und schlecht. Also da hätte man schon mit kleinen Nuancen arbeiten können.

FAZIT
Die Päpstin beschäftigt sich mit einem der ältesten Geheimnisse dieser Welt. Donna W. Cross erzählt die Geschichte so, dass es durchaus möglich erscheint, dass sich die Sache so zugetragen hat. Sie beachtete dabei die geschichtlichen Hintergründe und nahm sich dort die Autorenfreiheit heraus, wo die Geschichte unsicher wird. Durch die fast 700 Seiten war ich doch mehrere Tage mit dem Buch beschäftigt, wobei hinzu kam, dass einige Stellen im Buch sehr langatmig waren. So richtig begeistert bin ich nicht, allerdings ist das Buch auch nicht schlecht. Daher 3 Sterne für ein durchschnittliches Buch.