Rezension

Die perfekte Ehefrau

Das Rosie-Projekt - Graeme Simsion

Das Rosie-Projekt
von Graeme Simsion

Bewertet mit 4 Sternen

Don, Professor für Genetik, sucht eine Frau. Nichts leichter als das sollte man denken, denn rein objektiv betrachtet erfüllt er alle Anforderungen: durchaus attraktives Äußeres (wenn auch eher im Verborgenen) und ein Job mit hohem gesellschaftlichem Ansehen und überdurchschnittlichem Verdienst. Doch weit gefehlt, denn Don hat so seine Schwierigkeiten mit Menschen, nicht nur mit dem anderen Geschlecht. Gefühle und Empathie sind nicht so sein Ding, denn seine 'Vermutungen über den Rest der Welt gründeten vor allem auf Film- und Fernsehserien', die er als Kind gesehen hatte sodass es immer wieder zu peinlichen Situationen kommt. Logik und Rationalität sind seine Welt und genau mit diesen Mitteln macht er sich auf die Suche nach einer Ehefrau. Doch da trifft er Rosie...
Simsion ist es gelungen, die Welt eines Asperger-Betroffenen in einer gelungenen Form humorvoll darzustellen, ohne dass er sich über seine Hauptfigur lustig macht. Konsequent behält er den nüchternen Ton seines Protagonisten bei und je weiter man liest, umso weniger merkwürdig erscheint einem diese Art und Weise. Egal wie wunderlich man Don zu Beginn empfunden haben mag, Seite für Seite wächst er einem mehr ans Herz und man hofft innigst, dass er trotz aller Widrigkeiten sein Glück finden wird.
Dennoch gab es einige Dinge, die mich störten. Dass Don Asperger hat, liegt auf der Hand denke ich. Dass er jedoch trotz seiner Reflektiertheit über seine eigene Person und mit seinem Hintergrund dies nicht bei sich diagnostiziert (sondern lediglich bei den Kindern seines Vortrages), hat bei mir heftiges Kopfschütteln ausgelöst. Auch die Sache mit der Augenfarbe und seinem besten Freund empfand ich als unglaubwürdig. Und zuguterletzt tritt, so amüsant dieser Schreibstil auch sein mag, ca. ab 2/3 des Buches doch so etwas wie ein Gewöhnungseffekt ein. Man kennt Don und seine Art inzwischen, sodass die Lektüre etwas an Originalität verliert.
Nichtsdestotrotz: Es hat Spaß gemacht und ist eine Empfehlung wert.

Kommentare

Janine2610 kommentierte am 10. Februar 2014 um 20:37

Wenn es eine Empfehlung wert ist, dann lasse ich mir das durch den Kopf gehen.

Ach was...^^ auf meiner Wunschliste steht es doch eh schon! ;-)

Steve Kaminski kommentierte am 03. März 2014 um 12:54

Na, ich finde auch: eine dicke Empfehlung wert! - Ich kenne Menschen, die extrem das an anderen kritisieren, was sie selbst tun, und es nicht merken, sonst auch reflektiert sind: insofern finde ich es nicht so unglaubwürdig, dass Don lange Zeit nicht merkt, dass er Asperger bzw. eine Form des Autismus hat.

Yexxo entgegnete am 03. März 2014 um 21:01

Aber so sehr wie er sich auch mit sich selbst auseinandersetzt (er registriert ja selbst, dass er anders ist als andere), finde ich es schon merkwürdig dass ihm alles mögliche auffällt, aber ausgerechnet DAS nicht.

Doch was soll's :-) Das Buch ist wirklich schön zu lesen!