Rezension

Die perfekte Liebesgeschichte für einen grauen Herbstag

Berühre mich. Nicht. - Laura Kneidl

Berühre mich. Nicht.
von Laura Kneidl

Er stieß ein Seufzen aus und ließ seine Hand erneut auf meinen Knöchel sinken.

Zu Beginn kann ich nur eine Empfehlung abgeben: Lesen, Lesen, Lesen! 

Ich habe das Buch nachmittags in der Straßenbahn angefangen und wusste, dass ich es am Abend/ in der Nacht einfach zu ende lesen muss. Es ist herzzerreißend, wunderschön, melancholisch, lustig und ein wenig verrückt.

Die Handlung klingt unglaublich abgedroschen, wenn man sie zusammenfasst. (Obwohl sie es nicht ist). Eine junge Frau (Sage) am Begin ihres Studentenleben ist, um ihrer Vergangenheit zu entkommen ans andere Ende des Landes gezogen (Von Maine nach Nevada sind fast 3000 Kilometer). Sie muss sich ihren Ängsten und Panikattacken stellen, die Sage zu übermannen drohen, wenn ihr ein Mann zu nahe kommt. Doch der unglaubliche Wille dies trotz aller Widrigkeiten, die das Leben ihr entgegenbringt zu schaffen, ist beeindruckend dargestellt. Doch, dass grade dann Luca in ihr Leben tritt, zu dem sie Vertrauen aufbauen kann, ist für Sage ein Glücksfall.  Denn auch wenn die Dunkelheit ihrer Vergangenheit immer wieder einen Finger nach ihr ausstreckt, versucht zu weiter zu kämpfen. 

Sage ist eine Figur mit einem unglaublich starken Charakter, die diese Stärke noch selbst entdecken muss. Doch der Wille, den sie zeigt und wie detailliert ihre Gefühlswelt dargelegt wird, macht sie zu einer unglaublichen Sympathierträgerin in der Erzählung. Und Luca ist halt der Traummann schlechthin (zumindest für jede Frau, die auf tiefe Gefühle und Leseratten steht). Aber zu ihm möchte ich hier nicht zu viel verraten. Neben Luca und Sage, muss ich noch ein paar Worte zu April verlieren: Eine unglaublich tolle Freundin, die gegen Ende der Erzählung leider etwas zu kurz gekommen ist. Ihre Lebenslust und Stärke ist mitreißend und ich hoffe, dass sie weiterhin an Sages Seite stehen und kämpfen wird.

Zwei ungewöhnliche Dinge die mir an dieser Erzählung positiv aufgefallen sind: Zum einen wie mit Sages psychischen Problemen umgegangen wird. Manche Bücher neigen dazu, diese zu schnell aufzugeben bzw. diese zu bagatellisieren. Ich finde es extrem gut gelungen, dass Sage tatsächlich externe Hilfe in Anspruch nehmen muss, um ihre Ängste zu überwinden. Auch, dass solch ein tiefliegendes Trauma nicht nach nur einer Sitzung zu überwinden ist, wird in der Erzählung deutlich. Außerdem ungewöhnlich, dass eine deutsche Autorin die .USA als Erzählort auswählt. Im großen und ganzen ist das auch gelungen. Allerdings ist die Gesellschaft die gezeichnet wird zu offen wenn es um Sexualität geht und stark europäisch angehaucht.

Am schlimmsten ist dann aber tatsächlich das Ende, da ohne zu viel verraten zu wollen: es ist ein gewaltiger Cliffhanger. Aber die gute Nachricht ist, schon am 26. Januar 2018 kommt der zweite Teil „Verlier mich. Nicht.“ raus. Den ich mir aufjeden Fall kaufen werde. Ich kann es kaum erwarten zu erfahren, wie es weiter geht.