Rezension

Die Rache einer Bestatterin ...

Totenfrau - Bernhard Aichner

Totenfrau
von Bernhard Aichner

Bewertet mit 5 Sternen

Blum ist glücklich verheiratet, mit ihrer ganz großen Liebe Mark. Zwei Kinder machen das Glück der Zwei perfekt. Bis zu den einen Morgen, als die Welt kippte und nichts mehr so ist wie zuvor. Mark ist tot. Ein Unfall. Für Blum besteht das Dasein nur noch aus Schmerz, ihr Halt, ihr Leben ist nicht mehr da, aber sie muss weiter machen, für die Kinder. Beim Aufräumen und Regeln der Sachen von Mark stößt sie auf sein Handy und Dateien, die auf mehr als einen Unfall schließen lassen. Mark war Polizist, was hat er entdeckt? Kann es sein das er in ein Wespennest gestochen hat? Blum erwacht aus ihrem Tiefschlaf und fängt an, selber zu ermitteln? Als Bestatterin hat sie keine Angst vor dem Tod und schreitet erbarmungslos zur Tat, was sie aufdeckt, ist erschreckend und sie dürstet nach Rache? Warum musste Mark sterben? Was wird Blum aufdecken? Und wie will sie dagegen vorgehen? Zu was ist Blum fähig?

Als ich dieses Buch damals in der Programmvorschau entdeckt hatte, war ich sofort Feuer und Flamme für diese Geschichte. Nur irgendwie habe ich es erst jetzt geschafft diese zu lesen und ich könnte mich ärgern so lange damit gewartet zu haben, denn ich habe es verschlungen und es ist ein Hammerbuch. Kurz um, ich bin total begeistert und weiß gar nicht, wie ich das jetzt beschreiben soll.
Mit Brunhilde Blum hat Bernhard Aichner eine ganz einzigartige Figur geschaffen. Die komplette Geschichte wird aus ihrer Sicht erzählt und wir sind mitten drin in ihren Gedanken und in ihrer Gefühlswelt. Als kleines Mädchen von dem Bestatterehepaar Blum adoptiert, ist sie durch eine harte Kindheit gegangen, keine Liebe, sondern nur das erlernen des Handwerks rund um den Tod. Blum konnte sich als Kind nicht wehren und musste einiges Schlimme über sich ergehen lassen, bis sie dieses Schicksal akzeptiert und angenommen hat. Erst als sie Mark kennenlernt, erfährt sie, was Glück bedeutet. Sie blüht auf und wird in starken Armen gehalten und geliebt. Für sie ist Mark alles, alles was ihre Welt bedeutet und das wird ihr genommen. An einem ganz normalen Morgen, als eine ganz normale Familie, stirbt mit Mark auch die glückliche Blum, trotz der Kinder, findet Blum nur schwer ins Leben zurück. Dieses empfinden vom Glück und dann der Fall ins Dunkle hat Bernhard Aichner so stark beschrieben, das ich total ergriffen war und den Schmerz, sowie das Glück spüren konnte. Was dann Blum findet und wie sie anfängt zu graben, zu ermitteln, ist einfach unglaublich. Von der liebenden Mutter entwickelt sie, eine Kälte, eine berechnende Ader und eine Härte wie seines gleichen ich noch nicht gelesen habe. Blum wird zur Richterin und Henkerin in einer Person, diese Frau sollte man nicht unterschätzen, und wenn sie einmal auf Rache sinnt, ist sie nicht mehr aufzuhalten. Für zarte Gemüter ist diese Frau absolut nicht, denn was sie tut, ist manchmal recht blutig und trotzdem ist sie auch eine Frau, die sich nach Sicherheit und Geborgenheit sehnt. Diese Zerrissenheit, dieses Wüten ihn ihrem Inneren wurde unglaublich gut beschrieben, dass es sich so real angefühlt hat.
Tja und das Bernhard Aichner weiß, wovon er schreibt, merkt man der Geschichte an. Für dieses Buch hat er ein halbes Jahr bei einem Bestattungsunternehmen gearbeitet und mir ist nicht nur einmal die Gänsehaut über den Rücken gelaufen. Man möchte früh morgens noch schnell ein paar Seiten lesen und ist dann doch dankbar, dass man noch nicht gefrühstückt hat. Seine Beschreibungen schrecken vor nichts zurück und das ist auch gut so, denn nicht umsonst heißt das Buch auch Totenfrau.
Klar der Fall ist schon ein bisschen suspekt. Da ermittelt Mark so lange und Blum kommt den Allen so schnell nach, ist für mich ein kleiner Knackpunkt gewesen, aber das hat meiner Spannung und meiner Begeisterung keinen Abbruch getan. So ganz abwegig fand ich nämlich das Ganze gar nicht und so was Ähnliches hatte ich dieses Jahr auch schon. Was sie entdecken wird und was alles dahinter steckt, müsst ihr selber lesen, aber es sind Abgründe der Menschheit und man möchte eigentlich nur kotzen, wenn man bedenkt, dass es so was wirklich gibt und das wird es.