Rezension

Die schräge Hauptfigur macht Lust auf Mehr! =)

Flavia de Luce 01. Mord im Gurkenbeet - Alan Bradley

Flavia de Luce 01. Mord im Gurkenbeet
von Alan Bradley

Bewertet mit 3.5 Sternen

Meine Meinung

Flavia ist nicht ganz normal...naja irgendwie schon, aber irgendwie auch wieder nicht. Als jüngste Tochter im de Luce Clan, deren Mutter schon früh verstorben ist, behauptet sie sich hervorragend gegen die Hasstiraden ihrer beiden oberflächlichen Schwestern Ophelia und Daphne, die nichts auslassen um ihr eins auszuwischen.

 

Mit ihrem einsiedlerischen Vater genießt sie eine gradlinige Distanz und lebt in ihrem eigenen(nicht immer ganz realistischen) Reich, das zum Großteil aus einem Chemielabor besteht in dem sie fröhlich und munter mit Giften herumexperimentiert.

 

Als sie eines Nachts, geweckt durch ein Streitgespräch ihres Vaters, durchs Schlüsselloch linst, ahnt sie noch nicht, dass der Grund für die Auseinandersetzung am nächsten Morgen tot im Gurkenbeet liegen wird. Unter Mordverdacht wird ihr Vater verhaftet und ausgerechnet Flavia ist von seiner Unschuld überzeugt.

 

Mit ihrem Drahtesel Gladys begibt sie sich auf die Suche nach des Rätsels Lösung, ist den Ermittlern immer einen Schritt voraus und findet Dinge über ihren Vater heraus, die sie teilweise lieber nicht erfahren hätte...

 

>>Ich würde gerne behaupten, dass ich mich gefürchtet hätte, aber das stimmt nicht. Ganz im Gegenteil. Es war mit Abstand das Spannendste, was ich je erlebt hatte. << Flavia zum Mord im Gurkenbeet S. 37

 

 

Von der Hauptfigur Flavia habe ich genau das bekommen, was ich erhofft hatte. Ihre altklugen und eigenbrödlerischen Verhaltensweisen sind außergewöhnlich und doch kommt auch immer mal das unschuldige 11-Jährige Mädchen zum Vorschein, als ihr Vater wegen Mordverdachts verhaftet wird.

 

Aber nicht nur Flavia wurde ziemlich skurril gestaltet, sondern auch die Nebencharaktere, wie der Kriegsveteran Dogger, der zu diesem Zeitpunkt als Gärtner bei den de Luces arbeitet, aber eigentlich Mädchen für Alles ist. Er zeigt der kleinen Möchtegern-Detektivin allerlei nützliche Dinge, wie z.B. Schlösser knacken und leidet unter immer wiederkehrenden Anfällen, die für Flavia schon zur Normalität gehören.

Dann wäre da noch die schrullige Haushälterin Mrs. Mullet, die nicht kochen und backen kann und trotzdem von allen Bewohnern des Anwesens Buckshaw liebevoll Mrs M. genannt wird und genauso zum Inventar gehört wie der Rest der Familie.

Während sich auch noch die Schwestern Ophelia und Daphne in meinem Geist verkörpern konnten, was vor Allem an Flavia´s wundervollen Schilderungen liegt, wurden alle weiteren Charaktere im Handlungsverlauf immer oberflächlicher und langweiliger.

 

Zu einem ungewöhnlichen Mädchen gehört natürlich auch ein ungewöhnliches Hobby. Sie liebt Chemie, hat ein eigenes Giftlabor und testet auch gerne mal ihre Experimente an ihren verhassten, oberflächlichen Schwestern. Anfangs noch ziemlich interessant, arteten die Beschreibungen rund um chemische Formeln für mein Gefühl zu sehr aus. Während die Gift Pflanzenwelt und ihre verschiedenen Wirkungsweisen mein Interesse wecken konnten, störte der ausschweifende Rest oftmals die Rätselfreude an dem Fall und auch der Spannungsbogen wollte sich aus diesem Grund bei mir nicht richtig aufbauen.

 

Auch sonst neigt der Autor in diesem Auftakt zu viel Detailreichtum und an sich gefällt mir das auch und passt zu einem Kriminal Roman, aber in dieser Geschichte habe ich durch die vielen, haarkleinen Beschreibungen immer wieder den roten Faden verloren und nur mit Mühe wieder zurück zum eigentlichen Grundthema gefunden.

 

So wurde ich durch einen interessanten Anfangsteil und einem mit Längen behafteten Mittel- und Schlussteil geführt, der am Ende meine Aufmerksamkeit größtenteils verloren hatte und nur durch die entzückende, hochintelligente und berechnende Haupt Protagonistin punkten konnte.

 

Trotzdem konnte Alan Bradley, bei mir, eine gelungene Mischung aus Agatha Christie und Addams Family schaffen, aber insgesamt hätte ich mir mehr von dem berühmten englischen Humor und schrägen Charakteren und weniger ausartende/ablenkende Beschreibungen gewünscht. Wären die Schwerpunkte anders gesetzt worden, hätte mich dieser Auftakt gewiss komplett begeistern können.

 

Übrigens war mein erster Gedanke, als ich das hinreißende Cover sah die "Addams Family" und ich habe das Gefühl, dass Flavia nicht nur äußerlich der Figur Wednesday nachempfunden wurde. Überhaupt ist die Gestaltung ein absolut passender Blickfang zum Inhalt, denn genau so hätte ich mir die neunmalkluge Protagonostin vorgestellt und auch die abgebildete Schnepfe, die Briefmarke und die (Gurken) Ranken wurden in dieser Illustration perfekt kombiniert.

 

Fazit:

Pro: Flavia, Schwarzer Humor, einnehmende Atmosphäre

Kontra:  ausschweifende und langatmige Beschreibungen, Neben-Charaktere im Verlauf immer ausdrucksloser

 

Komplett hat mich der erste Band zur "Flavia de Luce" Reihe nicht überzeugt. Obwohl Flavia mich mit ihrer sarkastischen und ungewöhnlichen Art in ihren Bann ziehen konnte, wollten die ständigen Ausschmückungen und auschweifenden Beschreibungen einfach keinen richtigen Lesefluss bei mir aufkommen lassen. Dadurch blieb die Spannung leider auf der Strecke und ich hatte mir mehr erhofft.

Wer sich davon nicht stören lässt, dem winkt ein unterhaltsamer Jugend Krimi, mit einem anspruchsvollen Schreibstil, einer bezaubernd skurrilen Hauptfigur, einem zu lösenden Mordfall, der mehr aufdeckt als anfangs erwartet und vielen Wendungen bis zur Lösung des Rätsels.

Anders als Alles bisher ist dieser Roman auf jeden Fall und ich werde auch den zweiten Teil "Mord ist kein Kinderspiel" lesen, weil die Hauptfigur mein Herz erobern konnte und das Potenzial nach oben eindeutig gegeben ist.

 

Bewertung:

Idee: 4/5

Charakterdarstellung: 3/5

Schreibstil: 4/5

Aufbau/Umsetzung: 3/5

 

Gesamtbewertung

3,5 von 5

©Katies fantastisch dystopische Bücherwelt