Rezension

Die Schwester des Tänzers

Die Schwester des Tänzers - Eva Stachniak

Die Schwester des Tänzers
von Eva Stachniak

Bewertet mit 3 Sternen

In der Familie Nijinsky dreht sich alles nur um eines: ums Ballett. Als Bronislawa und Waslaw um 1900 in St. Petersburg aufwachsen, bewundern sie allabendlich ihre Eltern in der Garderobe, nervös vor den Auftritten, erhitzt und gelöst danach. Auch für die beiden Kinder ist der Weg vorgezeichnet: Sie werden an der kaiserlichen Ballettakademie aufgenommen – und schon bald zeigt sich, dass besonders Waslaw alle anderen überflügelt. Den Geschwistern steht eine ganze Welt offen – Paris, London, später gar New York –, eine Welt harten Trainings und geschundener Füße, aber auch des Glamours und des Ruhms…

Ballett ist eigentlich nicht mein Thema und dennoch konnten mich der Klappentext und eine interessante Leseprobe überzeugen.
Der Schreibstil der Autorin ist für mich nicht immer leicht zu lesen gewesen. Die Sätze sind oft sehr lang, die Sprache nicht immer meinem Geschmack entsprechend. Die Sprache passt aber gut ins Setting und zu den einzelnen Figuren und wirkt somit authentisch. Insgesamt empfinde ich den Schreibstil als durchaus anspruchsvoll, man kann ihn nicht einfach so ‚weglesen‘, sondern muss ihm seine volle Konzentration widmen.
Die Charaktere sind gut recherchiert und wirken sehr lebensnah. Bronia war mir zum Greifen nah und wirkte durchaus facettenreich. Facettenreichtum habe ich bei den restlichen Charakteren größtenteils vermisst, sie wirkten alle recht starr. Vielleicht ist das auch so gewollt und soll die starren gesellschaftlichen Strukturen spiegeln? Ich weiß es nicht. Wirklich sympathisch konnte mir kein Charakter des Buches werden. 
Von der Handlung hatte ich mir anhand des Klappentextes und der Leseprobe mehr erhofft. Meine Erwartungen an das Buch waren relativ hoch und wurden enttäuscht. Die Erzählung der Lebensgeschichte der Geschwister Nijinsky ist sehr detailliert und ausführlich, so dass man inhaltlich definitiv auf seine Kosten kommt. Diese inhaltliche Fülle ist für mich jedoch oft ermüdend gewesen, die Nacherzählungen waren langatmig und konnten mich nicht fesseln. 
Einerseits hat die Autorin die Geschichte von Bronislawa sehr feinfühlig und detailliert wiedergegeben und ausgeschmückt, andererseits ist gerade durch diese Detailfülle für mich viel Spannung verloren gegangen. 
Insgesamt hat mir ‚Die Schwester des Tänzers‘ gut gefallen. Es ist ein gut recherchierter, detaillierter Bericht über das Leben von Bronislawa Nijinska, der Aufschluss über ihr Leben und die damaligen Lebensumstände gibt, für mich fehlt aber etwas Schwung.