Rezension

Die Seiten der Welt

Die Seiten der Welt
von Kai Meyer

Bewertet mit 4 Sternen

~~Meine Rezension wird heute etwas anders als gewohnt aussehen, denn ich habe während des Lesens von “Die Seiten der Welt” eine Art Tagebuch geführt und darin meine Eindrücke zu den einzelnen Abschnitten festgehalten. Daher möchte ich meine Meinung heute gerne in dieser Form mit euch teilen. Vielleicht werde ich das in Zukunft bei Büchern, auf die ich mich besonders gefreut habe, öfters so machen.

Sonntag, 21.09.2014, 19.06 Uhr

Schon seit ein paar Wochen steht der neue Kai Meyer in meinem Regal und hat mich jedes Mal, wenn es darum ging, mir ein neues Buch auszusuchen, mit seinem wunderschönen Cover angelächelt und in Versuchung geführt. Aber ich habe mir das Buch für die etwas gemütlichere Jahreszeit aufgehoben, weil ich das Gefühl hatte, das es von der Lesestimmung her besser in den Herbst passt. Der meteorologische Herbstanfang liegt schon hinter uns, der kalendarische Herbstanfang lässt nicht mehr lange auf sich warten. Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Zeit für das Buch nun gekommen ist. Und so habe ich mich gerade in meine Kuscheldecke vergraben und eine Tasse dampfender Tee steht vor mir. Die perfekte Wohlfühl-Atmosphäre ist geschaffen und ich hoffe, dass ich gleich so richtig in das Buch abtauchen und in den Seiten der Welt verschwinden kann.

Kai Meyer konnte mich nicht mit jedem seiner Bücher überzeugen. Ich liebe seine älteren Werke: Mit “Loreley”, “Das Buch von Eden” oder “Der Rattenzauber” verbinde ich wunderbare Lese-Erinnerungen. Aber “Phantasmen” oder auch “Arkadien erwacht” konnte mich nicht ganz begeistern. Von “Die Seiten der Welt” verspreche ich mir aber sehr viel. Schon allein die Aufmachung ist so toll: das Cover, aber auch der Einband selbst. Und das fehlende Lesebändchen wird durch die Eintrittskarte nach Libropolis ersetzt.

Ich bin dann mal weg…

Sonntag, 21.09.2014, 21.42 Uhr, Seite 54

Wow, was hat Kai Meyer nur für eine unglaubliche Fantasie?! Origami-Vögel erwachen zum Leben, Furia ist befreundet mit einem Wesen namens Ypsilonzett, das aus Unmengen an Buchstaben besteht, und verfügt über die Gabe, im Schlaf Bücher zu verschlinge. Ja, Kai Meyer versteht es einfach, großartige und fantastische Welten zu erschaffen. Und welchem Leser geht bei der Beschreibung der Bibliothek nicht das Herz auf?

Auf den ersten 50 Seiten erwarten den Leser schon jede Menge Informationen, aber ebenso viele offene Fragen schwirren auch in meinem Kopf.

Ich denke, ich mag Furia. Und Pip erst!

Noch fehlt mir etwas das Gefühl, völlig in der Geschichte zu versinken. Ich kann momentan nicht richtig abtauchen, werde leicht abgelenkt.

Montag, 22.09.2014, 13.37 Uhr, Seite 54

Meine heutige Mittagspause habe ich dazu genutzt, das Buch noch einmal neu anzufangen. Denn gestern hatte ich das Gefühl, nicht richtig in die Geschichte rein zu finden, was aber wohl mehr an mir selbst als am Buch lag. Vielleicht hatte ich doch einfach nicht die nötige Ruhe. Deshalb habe ich mir das Buch heute noch einmal geschnappt und die ersten 54 Seiten erneut gelesen. Jetzt bin ich schon viel besser in der Geschichte drin, bin abgetaucht in die Handlung und freue mich darauf, heute Abend weiter zu lesen.

Montag, 22.09.2014, 22.21 Uhr, Seite 132

Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Wow, Kai Meyer hat so eine verdammt gute Fantasie! Es ist so klasse, wie hervorragend er die Handlung durchdacht hat, was er sich alles hat einfallen lassen, um seine Geschichte besonders und einzigartig zu machen. Er hat einen so kreativen Weg gefunden, Hintergrundinformationen zu vermitteln (Stichwort “Severin”) und er hat seinen Charakteren so viel Leben eingehaucht.

Die Zusammenhänge finde ich einigermaßen anspruchsvoll und stellenweise musste ich schon sehr genau lesen, um alles zu verstehen.

Was ich auch schon an “Phantasmen” zu kritisieren hatte, ist in diesem Buch wieder ein Punkt: Mir ist die Handlung stellenweise zu actionreich. Ich kann mit Verfolgungsjagden und Schießereien nicht viel anfangen und stehe nicht so auf diese Agententhriller-Geschichten…

Dienstag, 23.09.2014, 22.08 Uhr, Seite 311

Es ist einfach nur toll, wie Kai Meyer seine Figuren gezeichnet hat. Jeder Charakter in diesem Buch ist wichtig und spielt seine ganz eigene Rolle. Und sei es auch “nur” ein Sessel oder eine Stehlampe. Ich habe mich gerade ganz doll in zwei ganz besondere Figuren verliebt. :love: (Und betrachte nebenbei meine Möbel gerade mit etwas anderen Augen…)

Aber Kai Meyer kann auch anders. Er kann auch ziemlich gnadenlos sein. Puuhh, ich musste gerade tief durchatmen…

Der Autor muss ein wahrer Bücherfreund sein, denn wie er die Stadt Libropolis beschreibt, die sich mehr als nur am Bücherdorf Hay-on-Wye orientiert, ist einfach nur großartig. Es ist der Ideenreichtum des Autors, der mich einfach fasziniert. Kai Meyer hat ganz wunderbare und liebevolle Ideen, die mich als Bücherliebhaberin einfach berühren.

Gleichzeitig wird die Handlung aber auch actionreicher, was mir leider eher weniger zusagt. Aber ich bin gespannt, was mich noch alles erwarten wird.

Donnerstag, 25.09.2014, 21.31 Uhr, Seite 556

Die letzten gut 200 Seiten des Buches musste ich jetzt einfach in einem Rutsch lesen. Abgesehen von den actionreichen Szenen, die mich stören, ist das Buch wirklich spannend und ich war jetzt einfach so gespannt darauf, wie alles enden würde, dass ich das Buch nicht mehr weglegen konnte.

Die Handlung ist durchweg total gut durchdacht. Obwohl sie sich über mehrere Jahrzehnte erstreckt, ist alles stimmig und schlüssig. Ja, Kai Meyer weiß eben einfach, wie es geht.

Einige Charaktere sind mir während des Lesens richtig doll ans Herz gewachsen, andere sind mir etwas fremd geblieben. Aber das ist ok, ich muss nicht jeden mögen.

Was mir von diesem Buch am meisten in Erinnerung bleiben wird, ist die grenzenlose Fantasie und das Herzblut, das Kai Meyer in dieses Buch gesteckt haben muss, um so eine fantastische Geschichte zu erzählen, die das Herz jedes Büchermenschen höher schlagen lässt und von der ersten bis zur letzten Seite gefangen nimmt.

Mein Fazit

Vier aufregende Lesetage habe ich mit diesem Buch verbracht und bin dabei in eine Welt abgetaucht, in der die Liebe zum Buch gelebt wird.