Rezension

Die Suche nach der Wahrheit

Das Café in Roscarbury Hall
von Ann O'Loughlin

Bewertet mit 4 Sternen

Die Schwestern Ella und Roberta O'Callaghan wohnen bereits ihr ganzes Leben in dem irischen Herrenhaus Roscarbury Hall. Allerdings haben die zwei alten Damen seit einem Streit vor vielen Jahren kein Wort mehr gewechselt und kommunizieren nur mit Hilfe kleiner Zettel miteinander. So erfährt Roberta auch von Ellas Plan, im Ballsaal ihres maroden Anwesens ein Café zu eröffnen. Denn ohne Einnahmequelle droht die Bank, den beiden ihr Zuhause wegzunehmen. Als Aushilfe engagiert Ella die junge Debbie, eine Amerikanerin, die in Irland nach Spuren ihrer leiblichen Mutter sucht und dabei auf ein dunkles Kapitel irischer Geschichte stößt. Auch Ella und Roberta müssen sich ihrer Vergangenheit stellen – und vielleicht verbindet sie ja mehr mit Debbie als eine reine Zufallsbekanntschaft ...

Die Schwestern Ella und Roberta O'Callaghan leben seit dem Tod der Eltern allein auf ihrem Anwesen in Rathsorney, County Wicklow, Irland. Roscarbury Hall verfällt so langsam und das Geld ist knapp. Die Bank will, dass es verkauft wird, um die Schulden zu tilgen. Beide Schwestern kommunizieren schon seit Jahrzehnten nur per Zettel miteinander. Diese handschriftlichen Notizen sind in kursiver Schrift abgedruckt. Nur Ellas Engagement, ihre Liebe zum Backen ist es, die die Schwestern über Wasser hält. Nach dem Gespräch bei der Bank hat Ella eine Idee. Sie wird ein kleines Cafe eröffnen. Sehr zum Unmut ihrer Schwester, die keine "Eindringlinge" auf Roscarbury Hall wünscht. Roberta hat einen Fehler, und das ist der Alkohol. Doch Cousine Iris steht Ella bei.
Aus Amerika angereist ist Debbie. Sie ist auf der Suche nach ihrer leiblichen Mutter und die Recherchen haben sie nach Irland geführt. Dort trifft sie auf Ella und hilft ihr im Café. Die beiden Frauen verstehen sich gut. Wiederum zum Missfallen von Roberta. Debbies Bemühungen um Aufklärung stoßen überall auf Abwehr. Debbies Adoption an eine wohlhabende amerikanische Familie war damals kein Einzelfall. Es erinnert an "Philomena", ein Film, der mich zutiefst erschüttert hat. Er beruhte auf Tatsachen.
Debbies Fall zeigt auf, wie es damals ablief. Und das ist wohl nicht aus den Fingern gesogen. Irische Mädchen, die schwanger wurden, kamen in ein Kloster und dort wurde dann das Baby zur Adoption freigegeben. Das Geld erhielt das Kloster.
Erschwerend für Debbie ist, dass ihr die Zeit unter den Nägeln brennt. Sie muss bald nach Amerika zurück und das ohne Ergebnis? Dieser Teil, warum und wie es weitergeht, hat mich sehr berührt, bzw. die Entwicklung der Geschichte bis zum Ende. Zu sehen, wie Debbie und Ella ihre Arbeit im Café lieben, war wiederum positiv. Denn das "Ballhaus-Cafe" entwickelt sich zu einer Attraktion. Und das wiederum ärgert die bissige Roberta. Welch andere Geschichte Ella und Roberta verbindet, warum sie nicht mehr miteinander reden, welches Geheimnis sie teilen, fließt erst spärlich in die Handlung ein und wird am Ende gelöst.
Debbie und Ella - sie beide verbindet nicht nur eine großartige Freundschaft, sondern auch ein böses Trauma.
Das Cover ist farbenfroh, erfrischend und ein Hingucker.
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig zu lesen und ihre Verbindung der Vergangenheit mit der Gegenwart gut gelungen. Auch die dargestellten Charaktere sind sehr gut gezeichnet.
Die Themen sind sehr gut geschrieben, mit etlichen Wendungen, eine Geschichte, die mich bis zum Ende nicht losgelassen hat.
(Das mag aber auch daran liegen, dass mir "Philomena" noch frisch bildlich im Kopf war).