Die Ur - Emmi war jetzt nicht so meins.

Gut gegen Nordwind
von Daniel Glattauer

Bewertet mit 3 Sternen

Manchmal spielt das Leben den Menschen schon seltsam mit. So haben sich in diesem Fall Leo und Emmi aus purem Zufall kennen gelernt. Nun, eigentlich haben sie sich gar nicht wirklich kennen gelernt. Vielmehr sind sie in der völligen Anonymität des Internets übereinander gestolpert, als Emmi ein Zeitschriften Abo kündigen wollte. Auf Grund eines Tippfehlers landen ihre Emails in Leos Postfach. Aus den nichtssagenden Emails entwickelt sich eine tiefere Bekanntschaft, irgendwann unweigerlich Gefühle. Aber wollen sie sich wirklich treffen? Oder kann der Zauber ihrer Romanze im wahren Leben nicht bestehen.

Um das Buch bin ich lange Zeit herum geschlichen - einerseits wollte ich es unbedingt lesen, weil ich Daniel Glattauer meistens als großartig empfinde, andererseits hatte ich ein wenig Angst vor dem unbekannten Format. Ein Buch, bestehend nur aus Emails. Kann das auf Dauer wirklich unterhaltsam und spannend sein? Diese Zweifel waren allerdings unbegründet, denn das kann es durchaus. Zumindest wenn man weiß wie. Und Glattauer weiß das.

Zu Beginn hat mir das Buch auch wirklich noch gut gefallen - die Geschichte war relativ realitätsnah, denn so unwahrscheinlich ist es nun nicht, dass sich aus einer zufälligen Email - Bekanntschaft etwas tieferes entwickelt. Das hat mir also gut gefallen. Teilweise ließen sich auch Passagen finden, die man nicht anders bezeichnen kann als "romantisch" - nicht kitschig, nicht überzogen, einfach nur wundervoll, schön und romantisch. Emmi und Leo tasten sich unglaublich langsam und gefühlvoll aneinander heran, und sind dennoch gleichzeitig mutig und sorglos, sind die doch durch die Anonymität des Internets geschützt.

Dann aber hatte ich das Gefühl, die ganze Sache würde einschlafen. Die beiden hatten sich scheinbar bald absolut nichts mehr zu sagen, wo doch Familie, Arbeit und alles persönliche ausgeklammert wurde. Hätte Emmi nicht mindestens einmal die Woche geschmollt oder wäre wütend geworden - meistens übrigens völlig grundlos und an den Haaren herbei gezogen - dann wäre die letzte Email vermutlich 4 Wochen nach der ersten geschickt worden. Ganz abgesehen davon lässt dieses Verhalten die gute Emmi jetzt auch nicht unbedingt sympathisch wirken.

Und das Ende.. nun, das Ende hat's für mich dann absolut vermasselt. Ja, ich kann verstehen, dass das Treffen in diesem Buch nicht mehr stattfinden konnte. Aber SO?! Ich fühlte mich einfach vor den Kopf gestoßen und auch ein bisschen veralbert. Das ganze Buch steuert auf ein Ziel zu und dann passiert.. nichts?

Meine Begeisterung für Glattauer selbst ist und bleibt ungebrochen - dieses Buch hat es mir aber nicht wirklich angetan.