Rezension

Die Vergangenheit ist allgegenwärtig

In tiefen Schluchten - Anne Chaplet

In tiefen Schluchten
von Anne Chaplet

Bewertet mit 3 Sternen

Tori Godon ist vor ein paar Jahren mit ihrem mittlerweile verstorbenen Ehemann von Berlin nach Belleville an der Ardeche gezogen. Der Grund war, dass ihr Mann hugenottische Wurzeln hatte und mehr über seine Familiengeschichte herausfinden wollte. Das Vivarais war und ist eine Hochburg der Hugenotten und des Widerstands. Tori scheint gut in das Dorfleben integriert . Sie wohnt in einem der ältesten und geschichtsträchtigsten Haus im Dorf und liebt ihre neue Heimat. Um sich von der Trauer um ihren Mann abzulenken, beginnt sie, sich mit der Geschichte ihres Hauses näher zu befassen. Sie stößt auf Überreste sowohl aus der Zeit der Hugenottenverfolgung als auch der Resistance im 2. Weltkrieg. Doch je mehr Fragen sie stellt, desto mehr Türen scheinen sich zu schließen. Dann stirbt ein Dorfbewohner unter ungeklärten Umständen, von dem sie sich Hilfe bei ihren Nachforschungen erhofft hat. Jemand scheint verhindern zu wollen, dass sie Geheimnisse aus der nahen Vergangenheit aufdeckt. Aber warum ?
Das Buch besticht durch seine wunderbaren Beschreibungen der Landschaft des Vivarais. Man möchte am liebsten seinen Koffer packen und hinfahren. Ebenfalls interessant sind die geschichtlichen Ausführungen zur Hugenottenverfolgung, der Resistance und die möglichen Zusammenhänge.
Tori ist eine sympathische Frau, verletzlich in ihrer Trauer um ihren Mann, die versucht ihren Platz im Leben neu zu finden. Ohne es gewollt zu haben, wird sie in eine Tragödie aus der Vergangenheit verwickelt.
Ob ich das Buch als Krimi bezeichnen würde, bin ich mir nicht sicher. Allzu gemächlich entwickelt sich die Geschichte und bei dem Todesfall ist es nicht sicher, ob es Mord war. Dennoch ist das Buch unterhaltsam, lebt von den bildhaften Landschaftsbeschreibungen und den geschichtlichen Hintergründen.
Ein Thriller ist es nicht.