Rezension

Die Wahrheit könnte so einfach sein

Das Buch der Spiegel - E. O. Chirovici

Das Buch der Spiegel
von E. O. Chirovici

Bewertet mit 3.5 Sternen

Im 'Das Buch der Spiegel' beginnt alles mit einem Ausschnitt aus Richard Flynn's Manuskript, das er an den Literaturagent Peter Katz schickt, der sogleich davon begeistert ist und gerne das ganze Manuskript lesen würde. Doch ist Richard Flynn schon verstorben und das Manuskript nicht auffindbar. Um die ganze Geschichte um Joseph Wieder's Tod aufzudecken und die aufgekommenen Fragen nach dem Lesen beantworten zu können beauftragt Peter Katz den Journalisten John Keller Nachforschungen anzustellen, was nicht so leicht ist wenn der ungeklärte Mordfall 27 Jahre her ist. 

Wenn man denkt es kann kaum noch besser werden als ein Buch in einem Buch zu lesen fängt der Lesespaß gerade dann erst richtig an.  
Der Autor weiß ganz genau wie man einen Leser für sich einnimmt, dafür bedarf es nicht mal großer Emotionen, es ist die Erzählung und die Neugier die einen von der ersten Seite an packt. Die Sprache ist sehr sachlich und nüchtern, was besonders gut zu dem Buch passt. Überragend ist auch das Erzähltempo, man bekommt Zeit die Personen kennenzulernen, sich selber Gedanken um den weiteren Verlauf zu machen ohne die Geschichte aus den Augen zu verlieren. Alles läuft problemlos ineinander über, sodass man den Roman flüssig lesen kann. 
Der Roman, der auch als Krimi durchgehen könnte, wird überaus realistisch, nachvollziehbar und im Bezug auf die Charaktere detailliert erzählt. Manchmal habe ich mich gefragt ob der Autor mich mit den Details in die Irre führen will damit ich bloß nicht weiß was für die Auflösung wichtig sein könnte. Und genau das ist ein Nebeneffekt dieses Buches, denn bei der ganzen Recherche stößt man auf so viel Widersprüchliches, dass ich als Leser sehr schnell nicht mehr wusste wem man Glauben schenken darf. Jeder der noch lebenden Beteiligten zeigt eine neue Sichtweise auf, keine Aussage stimmt mit der eines anderen überein, es ist überaus schwer zu sagen wer überhaupt die Wahrheit sagt oder etwas zu verbergen hat.  
Man kommt nicht umhin selber Theorien aufzustellen und diese sofort wieder zu verwerfen wenn man neue Erkenntnisse gewinnt.  
Ich hatte ein dringendes Bedürfnis zu erfahren wer denn nun der Mörder von Joseph Wieder war. Wer hatte überhaupt ein Motiv diesen Mann, eine Berühmtheit in der Psychologie, zu ermorden. So viele Fragen die mich angetrieben haben das Buch in einem Rutsch zu lesen.  
Es ist eine tolle Umsetzung einer interessanten, mir neuen Idee und so war es auch eine gute Überlegung, dass man vier Ich-Erzählern folgen darf und dadurch an den journalistischen Recherchen sowie auch den polizeilichen Anteil hatte, denn als letzten Erzähler bekommen wir einen pensionierten Polizisten, der durch Kontakte an wichtige Informationen kommt und selber mit dem Fall vertraut ist. 
Auch wenn an den Charakteren ehrlich gesagt nichts besonderes ist, bleibt mir diese originelle Geschichte auf jeden Fall in Erinnerung. Denn auch wenn meine Erwartungen nicht sehr hoch waren wurden sie mehr als erfüllt. 
Obwohl ich mir ein paar Erklärungen mehr zu den Arbeiten des Professors Wieder gewünscht hätte, mir die Details zu teils unwichtigen Charakteren manchmal zu viel waren und es ein paar Sachen gibt die mir selbst im Nachhinein noch unerklärlich bleiben, war es ein Buch, das wirklich Spaß gemacht hat. 
 

Fazit:

Bin froh diesen Roman gelesen zu haben. 
Das Besondere ist, dass man nie weiß was als nächstes geschieht, es folgt eine Überraschung der anderen nur um am Ende ein stimmiges und nachvollziehbares Bild zu erschaffen. 
Man fällt auf die Charaktere herein, man rätselt, stellt selber Theorien auf und kann die Lösung kaum abwarten. Eine Leseempfehlung von mir!