Rezension

Die Wahrheit stirbt zuletzt

Letzte Worte - Karin Slaughter

Letzte Worte
von Karin Slaughter

Bewertet mit 3.5 Sternen

An einem See wird die Leiche eines toten Mädchens gefunden, daneben ein Abschiedsbrief, mit dem die Ermittler Lena Adams und Frank Wallace nichts anfangen können. Bald stellt sich heraus, dass er gefälscht ist und der Mörder wird schnell gefasst. Dieser gesteht die Tat, doch nur wenige Stunden später bringt er sich um. Seine letzten Worte sind mit Blut an die Zellenwand geschrieben: „Ich war’s nicht“. Gleichzeitig kommt Sarah Linton, die Witwe von Jeffrey Tolliver dem ehemaligen Polizeichef, wieder in die Stadt zurück. Sie hält Lena für inkompetent und gibt ihr die Schuld am Tod ihres Mannes. Als sie von dem Vorfall in der Arrestzelle erfährt, will sie Lena ein für alle Mal aus dem Verkehr ziehen und ruft den GBI-Ermittler Will Trent zur Hilfe. Hat Lena den wirklich den falschen zu einem Geständnis gebracht?

„Letzte Worte“ ist der zweite Teil von Karin Slaughters Georgia-Reihe in der die Kinderärztin Sarah Linton und der GBI-Ermittler Will Trent, die zuvor ihre eigene Reihe hatten (Grant County-Serie und Will-Trent-Serie), zusammengeführt werden. Dadurch dass es über beide Protagonisten bereits eine eigene Reihe mit mehreren Büchern gab, ist es mir Anfangs schwer gefallen alle Hintergründe zu verstehen, denn zunächst stehen die Ermittlungen rund um den Mordfall kaum im Vordergrund. Man erfährt kurz etwas über den Mord und wird mit den Ermittlern Lena Adams und ihrem Chef Frank Wallace bekannt gemacht, dann taucht auf einmal Sarah Linton auf, die anscheinend einen persönlichen Rachefeldzug gegen Lena Adams aufziehen möchte. Nachdem man auf den ersten 100 Seiten einen Überblick über die Hintergründe bekommt, wird der Roman dann aber angenehmer zu lesen.

Die Story selber ist sehr interessant. Es scheint ein unschuldiger Mörder im Gefängnis zu sitzen. Doch wie konnte er sich das Leben nehmen, wurde er doch vor der Festnahme durchsucht? Warum hat er, wenn er doch unschuldig ist, den Mord gestanden? Es tauchen einige Ungereimtheiten auf, die nicht für die Ermittler spricht, was auch Will Trent schnell bemerkt. Anscheinend wird bei dieser Polizeistelle schlampig gearbeitet. Dadurch, dass einerseits der Mordfall geklärt wird und andererseits die Polizeiarbeit durch zwei weitere Personen überprüft wird, gibt es zwei Handlungsstränge die ineinander überlaufen. Auch wenn sich die Geschichte anfangs nur schleppend vorangezogen hat, wurde es ab knapp einem Drittel immer spannender!

Was mir leider weniger gut gefallen hat waren die Charaktere. Lena Adams fand ich sehr unfreundlich und konnte ihre Beweggründe selten nachvollziehen. Ich habe sie als sehr stur empfunden und bin mit ihr nicht warm geworden. Ebenso war mir Frank Wallace mehr als unsympathisch, was aber auch an seiner Rolle in der Geschichte liegen kann. Auch Sarah Linton war mir nicht hundertprozentig sympathisch, insbesondere durch ihren Rachefeldzug gegen Lena, der sie immer wieder stark beeinflusst hat, wenn es doch sehr objektive Fakten gab. Sicherlich ist das authentisch, an einigen Stellen war es mir aber zu viel. Einzig allein Will Trent war mir sehr sympathisch, wenn ich auch seine Legasthenie etwas „überflüssig“ fand, da sie gefühlt in jedem zweiten Satz thematisiert wurde.

Insgesamt hat mich der Roman nur mittelmäßig begeistert. Die Story ist sehr interessant und mal anders aufgebaut als andere Thriller, da es nicht nur um den Mordfall alleine geht. Trotzdem hat sich insbesondere der Anfang sehr gezogen und die Charaktere waren mir nicht sympathisch. Zum Ende hin hat sich das Buch dann doch in einen Pageturner gewandelt, allerdings fand ich dieses sehr überhastet und konstruiert. Darum gibt es „nur“ 3,5 Sterne, da es sich um einen netten Thriller für zwischendurch handelt, aber auch nichts Hochtrabendes erwartet werden sollte.