Rezension

Die Wahrheit unter der Oberfläche

Das letzte Bild der Sara de Vos - Dominic Smith

Das letzte Bild der Sara de Vos
von Dominic Smith

Bewertet mit 5 Sternen

Der Roman "Das letzte Bild der Sara de Vos" ("The Last Painting of Sara de Vos") von Dominic Smith spielt in der Zeit von 1631 bis 1649, in den Jahren 1957/1958 und im Jahr 2000 und hat Amsterdam, Manhattan und Sidney als Schauplätze. 1957 wird dem schwerreichen Patentanwalt Marty de Groot das Gemälde "Am Saum eines Waldes", das die (fiktive) holländische Malerin Sara de Vos 1636 gemalt hat, gestohlen. Seit drei Jahrhunderten befand sich das Gemälde im Familienbesitz, und nur durch Zufall bemerkt Marty de Groot nach Monaten den Diebstahl. Die Kopie ist meisterlich und vom Original fast nicht zu unterscheiden – bis auf den Rahmen. Er beauftragt einen Privatdetektiv, der schnell auf die Spur der Kunststudentin Ellie Shipley stößt. "Eine Frau im Kittel steht am Herd, reibt Pigmente an und kocht Hasenleim. Für Ellie Shipley ist es 1630, (…). Sie ... treibt obskure Zutaten auf, die das Handwerkszeug des Restaurators und des Fälschers gleichermaßen sind." De Groot nimmt unter falschem Namen Kontakt zu ihr auf.

Im Jahre 2000 findet in Sidney eine Ausstellung von Gemälden holländischer Maler statt. Marty de Groot macht sich auf den Weg nach Australien – mit seinem Gemälde im Gepäck. Zu diesem Zeitpunkt ist de Groot über 80 Jahre alt. Das ist insofern von Bedeutung, als angeblich ein Fluch auf dem Bild liegt. Solange es im Besitz der Familie war, wurde kein de Groot älter als 60. Alle litten unter diversen Krankheiten und waren zeitweise ungewollt kinderlos. In Sidney treffen Original und Fälschung, Marty und die Fälscherin aufeinander, und Eleanor Shipley, die Kuratorin der Ausstellung, muss sich endlich ihrer Vergangenheit stellen.

Smith hat einen kunstvoll auf drei Zeitebenen komponierten, kenntnis- und detailreichen Roman geschrieben, der tiefe Einblicke in die jeweilige Zeit gewährt. Seine Darstellung der Lebensbedingungen holländischer Maler im 17. Jahrhundert überzeugt genauso wie die des Fälscherhandwerks, das nicht weniger Können verlangt als das Malen der Originale. Seine Protagonistin Sara de Vos hat als Frau einen besonders harten Kampf um die Aufnahme und den Verbleib in der für die Vermarktung der Gemälde wichtigen Malergilde auszufechten. All diese Details mindern keineswegs die Spannung in dieser von einem auktorialen Erzähler erzählten Geschichte. Mir hat Smiths Roman sehr gut gefallen.