Rezension

Die Welt ist keine Wunscherfüllmaschine...

Das Schicksal ist ein mieser Verräter
von John Green

Bewertet mit 4 Sternen

Eine überzeugende Mischung aus Humor und Ernst zu einem berührenden Thema...

"Ich besinge die Zeit, die verhüllt und entschleiert,
die Zeit, die uns mit den Toten vereint,
die Zeit, die wie das Wasser zerstört, was sie nährt."
(Peter Van Houten, Ein herrschaftliches Leiden)

Dass Hazel Grace mit ihen 16 Jahren noch am Leben ist, grenzt an ein Wunder. Schließlich hat sie die Diagnose Schilddrüsenkrebs bereits vor drei Jahren erhalten, und die Metastasen, die sich trotz der invasiven Behandlung gebildet haben, lassen keinen Zweifel zu: Hazel wird sterben. Eigentlich möchte sie nur ihre Ruhe haben, doch ihren Eltern zuliebe besucht sie recht regelmäßig die Selbsthilfegruppe krebskranker Kinder, die als "Nebenwirkung" der Erkrankung eine laufend wechselnde Besetzung hat.
Bei einem der Treffen taucht ein neues Gesicht auf: Augustus. Auch er war an Krebs erkrankt und hat dadurch ein Bein verloren. Hazel und Gus finden sofort Gefallen aneinander, doch  Hazel verschließt sich zunächst:

"Ich will mich mit niemandem treffen (...) Ich bin eine Zeitbombe (...) und irgendwann gehe ich hoch, und ich würde die Zahl der Opfer durch Kollateralschäden gern minimieren."

Hazel hat ein Lieblingsbuch, das sie seit ihrer Erkrankung bereits zigmal gelesen hat, und das sie nicht müde wird, immer wieder aufs Neue zu lesen. "Ein herrschaftliches Leiden" von Peter Van Houten erzählt die Geschichte eines Mädchens, das ebenfall an Krebs erkrankt ist - und vieles in dem Buch spricht Hazel sehr intensiv an, Gefühle, Gedanken, die dort formuliert stehen, bevor Hazel selbst sie erlebt.
Als sie Augustus das Buch leiht, nimmt sie erfreut zur Kenntnis, das es ihm ähnlich gut gefällt wie ihr, und darüber kommen sie intensiver in einen Austausch. Was beide irritiert, ist das abrupte Ende des Buches, zu vieles, das offen bleibt. Auf Hazels Schreiben hat der inzwischen in den Niederlanden wohnende Autor bislang nicht reagiert. Aber Gus wäre nicht Gus, wenn er nicht alle Hebel in Bewegung setzen würde, um Antworten zu erhalten...

Schließlich erkennt Hazel: "Ich konnte meine Liebe zu Augustus Waters nicht rückgängig machen. Und, was viel wichtiger war, ich wollte es auch nicht."

Dies ist ein Buch, auf das ich aufgrund der vielen positiven Rezensionen sehr neugierig war. Klar war, dass es bei einer Thematik wie Krebs im Endstadium wohl ohne Taschentücher nicht gehen würde, und tatsächlich waren manche Stellen sehr berührend. Aber die Traurigkeit steht hier beileibe nicht im Vordergrund. Eine tiefe Nachdenklichkeit gepaart mit altersgemäßen aber intelligenten Sprüchen sowie eine Menge schwarzen Humors und Lebensfreude durchzieht das Buch bei aller Ernsthaftigkeit. Eine für mich gelungene Mischung.
Dazu kommt ein sehr flüssiger Schreibstil, der einen von Seite zu Seite gleiten lässt, ohne dass man das Buch aus der Hand legen möchte - und ehe man es sich versieht, ist man schon am Ende angelangt...

"Als hätten wir eine kurze und gleichzeitig unendliche Ewigkeit gehabt, und ich erinnere mich (...), dass manche Ewigkeiten größer als andere Ewigkeiten waren."

Ein wenig zu perfekt erscheint mir die Person der Hazel Grace, aber das ist auch schon mein einziger Kritikpunkt an diesem Jugendbuch. Die Pubertät kaum auslebend, immer Rücksicht nehmend auf ihre Eltern, deren Sichtweise und Trauer hier auch immer wieder beleuchtet wird, fast schon zu verständnisvoll - so tritt Hazel hier auf. Selten wütend und hadernd mit ihrem Schicksal, nur manchmal zynisch und eher pragmatisch. Wünschenswert vielleicht, aber für meinen Geschmack teilweise doch zu abgeklärt für eine Sechzenjährige.

Insgesamt jedoch ein gelungenes Jugendbuch zu einem ernsten Thema mit einer positiven Grundaussage. Von mir erhält das Buch in jedem Fall eine Leseempfehlung!

© Parden