Rezension

Die Wirklichkeit in schräg...

Die Nacht von Shyness - Leanne Hall

Die Nacht von Shyness
von Leanne Hall

Bewertet mit 3.5 Sternen

Am Stadtrand von Shyness, wo ewige Dunkelheit herrscht und die Grenzen vor merkwürdiger Energie knistern, trifft Wolfboy im Diabetic Hotel ein seltsames Mädchen. Sein Name ist Wildgirl und es erklärt Wolfboy zum Fremdenführer für eine Nacht. Auf ihrer Tour durch Shyness kommen sie den Gangs der zuckerabhängigen Kids in die Quere. Ein waghalsiges Abenteuer beginnt, in dem Wolfboy und Wildgirl nicht nur verrückten Affen, ewigen Träumern, Döner verkaufenden Wahrsagerinnen und teuflischen Psychiatern begegnen, sondern auch der ganz, ganz großen Liebe denn eine Nacht ist lang genug, um zwei Leben für immer zu verändern.

Die Nacht von Shyness ("This is Shyness" ) ist der Debütroman der Australierin Leanne Hall. Es ist als Jugendbuch deklariert und mit dem klar formulierten Ziel einer Fortsetzung geschrieben.
Leanne Hall bedient sich eher kurzer Sätze, was den Sprachstil teilweise abgehackt erscheinen lässt. Auch die Kapitel sind kurz gehalten, wobei die Erzählperspektive immer wieder zwischen den beiden Protagonisten wechselt. Dies gestaltet die Geschichte durchaus interessant, weil der Leser dann mehr Einblick in das Innenleben und die Gedankenwelt beider Jugendlicher erhält.

Wildgirl und Wolfboy begegnen sich durch einen reinen Zufall, fühlen sich jedoch gleich zueinander hingezogen und finden den jeweils anderen ausgesprochen interessant. Wildgirl ist alles andere als ein typisches Mädchen und versucht stets tough zu erscheinen, auch wenn sie zahlreiche Probleme hat. Wolfboy ist einfach - anders. Im Verlauf der Erzählung erfährt man ein paar Details, aber noch nichts Genaues darüber, was oder wer er denn nun ist. Nur dass er Mühe hat, über bestimmte Geschehnisse in der Vergangenheit hinweg zu kommen.
Wolfboy führt Wildgirl durch eine Nacht in Shyness, wo ewige Dunkelheit herrscht. Und auch hier weiß niemand, weshalb das so ist. Es gibt hierzu nur wilde Theorien, eine abstruser als die andere. Dabei verweist die Autorin darauf, dass diese Geschichte keine der zur Zeit so angesagten Dystopien darstellt, sondern eher "die Wirklichkeit in schräg"...

Mit dem Wissen, dass noch mindestens eine Fortsetzung geplant ist, kommt mir das gesamte Buch wie eine Einleitung zu etwas Größerem vor. Oder wie ein nicht ausreichend ausgeführter erster Teil einer Reihe, teilweise eher einem Plot ähnelnd denn einer ausgefeilten Geschichte.
Dennoch sind manche der Ideen wirklich interessant, auch wenn sie hier im ersten Teil manchmal nur angedeutet werden. Jedenfalls lässt das Buch den Leser mit vielen Fragezeichen zurück, und es bleibt zu hoffen, dass sich zumindest einige davon im angekündigten zweiten Teil "Queen of the Night" lösen werden.

Bleibt noch kurz auf das Cover zu verweisen, das wirklich liebevoll gestaltet ist. Wie eine Collage, teilweise mit erhabenen Oberflächen und im Dunkeln leuchtend. Allein optisch in jedem Fall ein besonderes Jugendbuch...