Rezension

Die Worte der Toten

Wie sie uns ansehen - Rebekka Pax

Wie sie uns ansehen
von Rebekka Pax

Bewertet mit 4.5 Sternen

Aus einer Spendenaktion für syrische Flüchtlinge habe ich dieses Buch bekommen. Passender könnte der Plot auch nicht sein: Majida ist mit ihrer Mutter und ihrer Tante die Flucht nach Deutschland gelungen. Ihr Vater und ihr Bruder wurden in Syrien vor ihren Augen erschossen. Doch auch in Deutschland hat Majida kein Glück, ein Radfahrer findet das Mädchen tot inmitten von Bochum. Zunächst sieht es nach einer fremdenfeindlichen Tat aus, die Kommissarin Cornelia Arents findet in Majidas Tagebuch Hinweise auf einen persönlichen Hintergrund.

Besonders gut haben mir die Tagebucheinträge zu Beginn jeden Kapitels gefallen. Sensibel hat die Rebekka Pax Bilder aus dem Bürgerkriegsgebiet entstehen lassen, ohne zu sehr die emotionale Seite zu belasten. Majida war ein ernstes, junges Mädchen, dessen Verschlossenheit sich sehr gut wiedergespiegelt hat. Im Laufe der Handlung lässt die Autorin immer wieder Hintergrundwissen über den Bürgerkrieg in Syrien einfließen. Kommissarin Arents kann nämlich auch sehr gut zugeben, wenn sie mal nichts weiß. Schon diese Tatsache allein machte sie mir sehr sympathisch. Auch der Umgang mit rechter Gewalt ist ein Thema. Rechte Gesinnung in der bürgerlichen Mitte, das sollte allen zu denken geben. „Wie sie uns ansehen“ gibt sehr gut das Wegsehen der Nachbarn wieder, für die eben immer noch ein schutzloser Fremder gefährlicher ist als ein bewaffneter Bewohner von nebenan.

Alles in allem wäre mir wirklich etwas entgangen, wenn ich dieses Buch nicht gelesen hätte. Entgegen dem Fluch der einzuhaltenen Reihenfolge, werde ich in den nächsten Wochen nicht nur der Vollständigkeit halber noch die Bände eins und zwei lesen, verständlich ist das Buch aber auch ohne die Lektüre der Vorgänger.