Rezension

"Die Zelle" von Jonas Winner

Die Zelle - Jonas Winner

Die Zelle
von Jonas Winner

Bewertet mit 3.5 Sternen

Spoilerfrei.

Der 11-jährige Sammy zieht während seiner Sommerferien mit seiner Familie nach Berlin und als er das neue Grundstück erkundet, findet er einen Luftschutzbunker unterhalb des Anwesens und entdeckt dort durch ein Guckloch ein verstörtes, eingesperrtes Mädchen. Ab da beginnt das Rätseln, was hier vor sich geht und die Suche nach der Wahrheit.

Dass der Protagonist so jung ist, braucht gar nicht abzuschrecken, denn eigentlich passierte dieser verhängnisvolle Sommer vor fast zwanzig Jahren und Sammy schreibt endlich seine Erinnerungen nieder. Dadurch wird man sehr wohl mit kindlichen Handlungen konfrontiert, aber verpackt wurde dies in erwachsener und absolut angenehm zu lesenden Sprache. Auch gestalten sich die Kapitel bis auf ein paar Ausnahmen mit ca. 8 Seiten eher kurz und spornen so nach dem Motto "Ein Kapitel geht noch!" zum Lesen an. 

Das, was man dem Klappentext entnehmen kann, geschieht auch recht zeitig im Roman und die Spannung wird rasant aufgebaut und man befindet sich mittendrin im Albtraum. 
Danach kommt es zu gewissen Längen und ich wurde kurzzeitig verwirrt, was nun wirklich geschah und was nicht. Mir gefiel nicht, wie das Kindermädchen zunächst von Sammy beschrieben wurde, denn es schien dabei immer nur um ihre körperlichen Reize zu gehen oder wie genau sich ihre Unterwäsche bei ihrer Kleidung abzeichnete, das fand ich übertrieben sexuell. Vulgäre Sprache kommt in diesem Buch ein wenig vor, aber nicht zu viel, so dass es mir unangenehm aufgefallen wäre, es passte stets zur Person und Stimmung.

Danach erhält die Geschichte wieder Schwung, viele Geschehnisse prasseln aufeinander ein, das Finale ist ein würdiger Abschluss für das Buch und die Auflösung wurde geschickt umgesetzt.

Fazit: Ich vergebe 4 Sterne an „Die Zelle“ von Jonas Winner, wobei ein Stern ein wenig blasser funkelt. Der Einstieg ist schnell geschafft und das Buch ist bezüglich des Leseflusses fein zu lesen, man kommt zügig voran.
Zwischendrin verliert sich die Geschichte etwas, man liest wegen der geringen Dicke des Buches aber gerne weiter und wird dafür mit einem überaus gelungenen Finale belohnt. Das Buch spielt vor allem mit der Verwirrung, was nun wirklich geschehen ist und was nicht, mit kleinen Abstecher in wahre Brutalität.

Weitere Informationen: 

Mir persönlich gefällt das Cover recht gut, welches schlicht gehalten ist, aber mit dem Steinboden im Dunklen eine düstere Stimmung vermittelt. 
Jonas Winner ist Journalist und schrieb unter anderem auch Drehbücher für Krimis und Thriller für das deutsche Fernsehen wie z.B. ZDF. Er ist ebenfalls der Autor der "Berlin Gothic"-Buchreihe. (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Jonas_Winner)
Dies war mein erstes Werk, welches ich von Jonas Winner las.