Rezension

Die Zerbrechlichkeit des Glücks

Vom Ende der Einsamkeit
von Benedict Wells

Inhalt
Jules ist Anfang vierzig, Vater von Zwillingen und liegt nach einem schweren Motorradunfall im Krankenhaus. Als er aus dem Koma erwacht, erinnert er sich an die Vergangenheit, als seine Eltern bei einem Autounfall ums Leben kamen und er mit den Geschwistern zurückblieb. Die Vollwaisen kommen ins Internat und gehen ganz unterschiedliche Wege. Sein Bruder Marty ist der Denker in der Familie. Die Schwester Liz ein Mensch, der gerne Aufsehen erregt und sich häufig in Drogen und Eskapaden verliert. Jules hingegen ist ein schüchterner Außenseiter, der nur die rothaarige Alva als Freundin hat. Eine Beziehung, die sein ganzes Leben bestimmen wird.

Meine Meinung
Bisher kannte ich die Bücher von Benedict Wells nicht und musste bereits nach nur wenigen Seiten feststellen, dass mir ein großartiger Autor entgangen ist. In "Vom Ende der Einsamkeit" geht es um das schlimmste, was einem Kind geschehen kann. Der Tod der Eltern überschattet wohl nicht nur die Kindheit und Jugend, sondern auch das Leben an sich. Nach solch einer Tragödie wieder Vertrauen zu anderen Menschen herzustellen, das Leben und die Liebe ohne Angst zuzulassen, stelle ich mir sehr schwierig vor.

Benedict Wells gelingt es, den Roman zwar emotional aber nie kitschig zu erzählen. Dies tut er so mitreißend, dass man durch die Lebensabschnitte mit Jules wandelt und mit ihm gemeinsam Momente des Glücks aber auch tiefster Trauer erfährt. Man wünscht ihm, dass sein Leben eine andere Wendung nimmt und er tatsächlich genug Unglück erfahren hat, sodass es nun nur bergauf gehen kann. Aber das Leben ist nicht so leicht zu überlisten und folgt seinen eigenen Regeln. Regeln, die zwar hart, aber dennoch auch realistisch und trotz geballter Tragik auch mit einer guten Prise Humor aufgezeigt wurden.

Doch es geht nicht nur um den Verlust der Eltern, sondern auch um die Liebesgeschichte zwischen Jules und Alva, die große Anlaufschwierigkeiten haben, einige Hürden nehmen müssen und erst nach mehreren Abzweigungen und Umwegen zueinander finden, um gemeinsam ihre Einsamkeit zu besiegen. Es ist für beide ein spätes Zueinanderfinden und genau deshalb auch so bewegend. Als Leser fiebert man dem Moment entgegen, wo beide einander finden und den weiteren Lebensweg gemeinsam gehen, Kinder kriegen und versuchen für kurze Zeit das Glück festzuhalten.

Fazit
"Vom Ende der Einsamkeit" ist ein Roman, der mich emotional gepackt, gefesselt und nachdenklich gestimmt hat. Eine Geschichte die nachhallt und die man so schnell nicht vergisst. Chapeu Benedict Wells!