Rezension

Die Zusammensetzung - die Sprache - einfach perfekt!

Ein Teil von uns - Kira Gembri

Ein Teil von uns
von Kira Gembri

Bewertet mit 5 Sternen

~~Die 19jährige Nia spendet ihrer Tante eine Niere, doch diese stirbt leider noch bevor man sie ihr einsetzen kann. Im Krankenhaus lernt Nia Aaron kennen, der ebenfalls eine neue Niere bekommt, aber in Trauer um ihre Tante will sie von ihm nichts wissen. Erst ein Jahr später kommt es dazu, dass beide zusammen einen gemeinsamen Aufenthalt in Australien haben, wo Aaron einfach leben und Nia das Haus inspizieren will, das ihre Tante ihr hinterlassen hat. Obwohl das Verhältnis zwischen den beiden jungen Erwachsenen schwierig ist, lernen sie in ihrer gemeinsamen Zeit sehr viel voneinander …

Zunächst dachte ich, Kira Gembris neuer Roman würde sich in die Riege der momentan angesagten Sick-Lit-Jugendromane einreihen, verkitscht und zu Tränen rührend, so wie Das Schicksal ist ein mieser Verräter und ähnliches. Das war allerdings nicht so! Es geht schon um Krankheit, aber die lebensbedrohliche Situation ist zunächst schnell überwunden und es geht um andere Themen, die mich wirklich sehr angesprochen haben und weswegen mir das Buch auch wirklich sehr gefallen hat, weil hier der Schwerpunkt einfach auf andere Dinge lagen.

Schon nach den ersten Seiten war ich total in der Geschichte gefangen, so extrem toll ist der Schreibstil von Kira Gembri. Sie schreibt einfach so leicht, so echt, dass man einfach gar nicht aufhören kann und einfach weiter liest. Das fand ich wirklich bewundernswert, hat mir richtig gut gefallen! Da ist es nicht verwunderlich, dass ich massenhaft Zitate aus dem Buch ziehen konnte, witzige, ehrliche, philosophische … es ist einfach alles dabei!
 Ebenso sind übrigens auch die Emotionen, die dieses Buch transportiert. Bei mir kamen unheimlich viele Eindrücke und Gefühle während des Lesens zustande. Von Fernweh, wegen den tollen Beschreibungen Australiens, über Angst, Schmerz, Freude, Verzweiflung und Liebe – es war alles dabei.

Die beiden Protagonisten Nia und Aaron, aus deren Sicht die Geschichte auch abwechselnd erzählt wurde, waren für mich einfach so gelungen geschildert, dass ich am Ende wirklich das Gefühl hatte beide selbst gut zu kennen. Gute Voraussetzungen um Mitzufiebern.
 Ich fand es besonders eindrucksvoll geschildert, wie beiden immer wieder Dinge klar geworden sind, die sie vorher nicht wirklich gesehen hatten. Die Gedankengänge beider Figuren waren so extrem realitätsnah geschildert, dass wohl jeder nachvollziehen kann, was sie gerade in diesen bestimmten Situationen fühlen mussten. Auch ich selbst habe einige Male einfach nur lächelnd nicken müssen, weil ich nur zu gut wusste, was gerade in ihnen vorging.
 Obwohl es zwischen den beiden von Beginn an recht schwierig war, weil beide ganz andere Voraussetzungen mitbrachten, rauften sie sich nach und nach zusammen und auch der Leser bekam nach und nach mehr Infos zu den beiden und ihre jeweiligen Verhaltensweisen, so dass am Ende ein schönes Gesamtbild vorhanden war.

Die Geschichte an sich ist toll und obwohl Kira Gembri die einzelnen Elemente nicht neu erfunden hat, habe ich die Zusammensetzung als einzigartig empfunden. Es werden viele Themen behandelt, so habe ich viel über Nierenversagen und Transplantationen erfahren, aber auch darüber für sich einzustehen, etwas zu wagen und sich abzukapseln. Es war schön zu lesen, wie gerade Nia anfängt endlich ihr Leben zu leben und das, obwohl Aaron doch derjenige war, bei dem es auf der Kippe stand. Doch wie es zu dieser verdrehten Rolle kam, das müsst ihr dann doch selbst nachlesen.