Rezension

Diese Geschichte regt zum Nachdenken an

Kleine große Schritte
von Jodi Picoult

Bewertet mit 5 Sternen

Ruth Jefferson ist seit über zwanzig Jahren Hebamme und Säuglingsschwester des Mercy-West Haven Hospitals. Sie gehört zu den besten und erfahrensten Schwestern dieses Hospitals und hat sich noch nie etwas zu schulden kommen lassen. Auch nicht an jenem schicksalshaften Donnerstag.
Wie immer sieht Ruth in ihrer Schicht nach Mutter und Kind um die nötigen Untersuchungen vorzunehmen, als der Vater ihr plötzlich mitteilt, dass sie sein Kind nicht mehr anfassen darf. Der Grund – Ruth ist dunkelhäutig, der Vater ein Skinhead. Vom Krankenhauspersonal kommt eine Notiz in die Akte des kleinen Davis Bauer, dass keine Behandlung von Afroamerikanischem Personal durchgeführt werden darf.
Ruth ist natürlich mehr als entsetzt, jedoch beugt sie sich dem Willen der Familie. Am nächsten Tag steht die Beschneidung des kleinen Davis auf dem Plan. Sie verläuft erfolgreich, jedoch muss jedes Baby danach überwacht werden. Es kommt zu einem Notfall im OP und Ruth ist die einzige, welche das Baby überwachen kann. Plötzlich kommt es zu einem Atemstillstand von Davis und Ruth ist hin und hergerissen, was sie nun tun soll. Soll sie sich dem Behandlungsverbot widersetzen oder sich an die Anweisung halten? Sie widersetzt sich dem Verbot und versucht den kleinen Davis zu retten, jedoch kommt jede Hilfe zu spät.
Und als ob das nicht alles schon schlimm genug ist, wird Ruth von dem Vater auch noch verklagt. Es folgt ein nervenaufreibendes Verfahren und welchem es letztlich nicht mehr um die Schuldfrage sondern um Rassismus geht.
Mit dem Roman „Kleine große Schritte“ ist Jodi Picoult ein Meisterwerk gelungen und diese Geschichte ist etwas ganz besonders. Wie von ihr gewohnt sind die Protagonisten glaubwürdig, der Schauplatz sehr lebendig und der Schreibstil einfach grandios. Durch die verschieden Erzählperspektiven bleibt der Spannungsbogen ganz oben und diese Geschichte lässt einen nicht mehr los. Vor allem überrascht uns die Autorin immer wieder, indem sie die Geschichte in eine ganz andere Bahn lenkt, als man selbst gedacht hat.
Der ernste Hintergrund dieser Geschichte rüttelt einen wach und man frägt sich als Leser tatsächlich, ob die Autorin wohl recht hat. Sind wir in unseren Köpfen immer noch rassistisch, ohne dass wir uns das eingestehen? Handeln wir unbewusst immer noch wie die Generationen vor uns? Und das in der heutigen Zeit?
Als Leser wird man feststellen, wie ungerecht die Welt doch teilweise ist. Das wissen wir bestimmt auch so, doch Jodi Picoult hält uns den Spiegel vors Gesicht! Man bekommt es nochmals vorgeführt, dass auch heute noch in unserer Gesellschaft so krasse Unterschiede zwischen schwarz und weiß gemacht werden. Letztlich ist man nur noch wütend und traurig.

Fazit

Mir hat dieses Buch unheimlich gut gefallen und die Handlung hat mich gleich nach ein paar Seiten gefesselt. Ich war deprimiert, traurig und auch wütend, dass es auch heutzutage noch solche Unterschiede gibt, nur weil jemand eine andere Hautfarbe hat wie ich. Diese Geschichte kann ich wirklich nur jedem empfehlen, vielleicht auch oder gerade deshalb um sich selbst zu prüfen. Ich kann dem nur zustimmen, dass dies wohl das wichtigste Buch von Jodi Picoult war.