Rezension

Dieser Roman hat wirklich alles, was ein gutes Buch braucht

Gute Geister - Kathryn Stockett

Gute Geister
von Kathryn Stockett

"Neger und Weiße dürfen keine gemeinsamen Trinkbrunnen, öffentlichen Toiletten, Telefonzellen, Sportplätze benutzen, nicht dasselbe Kino oder dieselbe Zirkusveranstaltung besuchen. Neger dürfen nicht in dieselbe Apotheke gehen oder ihre Briefmarken am selben Postschalter kaufen wie ich. Imbisstheken, Volksfeste, Billardtische, Krankenhäuser. Wir alle kennen diese Gesetze, aber wir reden nie darüber."

In Kathryn Stocketts »Gute Geister« geht es um farbige Dienstmädchen, 1962 in Jackson, Mississippi. Aus der Sicht drei sehr verschiedener Frauen liest man von Rassismus, Angst undMut: Zum einem ist da das 52 jährige, dunkelhäutige Hausmädchen Aibileen, das ein kleines Mädchen, das sie für ihre Mutter hält, betreut und für wenig Lohn den Haushalt einer sehr reichen Frau schmeißt. Sie ist äußerst erfahren und definitv der ruhige Pol in der Geschichte. Sie ist mir während des Lesens auch besonders ans Herz gewachsen.

Dann ist da noch Minny, die zwar für ihre fabelhafte Kochkünste, aber auch für ihr loses Mundwerk bekannt ist und aufgrund dessen einen Job nach dem anderen verliert. Bald ist es gar nicht mehr so leicht jemanden zu finden, der sie einstellen möchte. Dafür kursieren mittlerweile zu viele Wahrheiten, aber auch Lügen, über sie in Jackson.

Die Schlüsselperson ist Skeeter, die im Gegensatz zu ihren weißen Freundinnen nicht nur an ihr Aussehen denkt, sondern ihr Leben selbst in die Hand nehmen will. Ihr großer Traum ist es, eines Tages als Journalistin zu arbeiten. Auf dem Weg dahin nimmt sie einen Job in der lokalen Zeitung an und schreibt dort eine Kolumne – ausgerechnet über Haushaltstipps. Schnell erkennt sie, dass sie jetzt die Hilfe der Haushaltshilfen braucht. Bald darauf kommt ihr die gefährliche Idee, ein wahres Buch über farbige Dienstmädchen in Jackson zu schreiben.

Doch schnell stellt sich heraus, dass es gar nicht so leicht ist, jemanden zu finden, der mit ihr über seine Erfahrungen als Dienstmädchen sprechen möchte. Die Frauen habenAngst. Erst vor kurzem wurde ein Farbiger so heftig verprügelt, dass er sein Augenlicht verloren hat. Und das nur, weil er eine Toilette für Weiße benutzt hat, die nicht als solche beschildert war. Was wird dann erst geschehen, wenn man seinen Arbeitgeber derart bloß stellt?

Wie sehr die Rechte von Schwarzen mit Füßen getreten wurden, war mir nicht bewusst. Ich wußte auch nicht, dass es ein fünfundvierzig Seiten starkes Rassentrennungsgesetz gab. Einige Stellen im Buch haben mich zum Schlucken gebracht und ich wage es gar nicht, mir vorzustellen, wie sich Farbige damals – und auch heute noch – fühlen.

Für ihren Debütroman hat sich die Autorin also wahrlich kein leichtes, aber total spannendes Thema ausgesucht. Sie hat mich mit ihren Worten sehr berührt und vor allem auch zum Nachdenken angeregt. Vergessen werde ich dieses Buch sicherlich nicht mehr.

Kathryn Stockett schreibt so lebendig, dass es mir ein leichtes war, die Vielzahl von Personen auseinander zu halten. Jede hat mindestens ein besonderes Merkmal, sodass ich die Figuren vor meinem geistigen Auge sehen und mir sogar ihre Stimmen vorstellen konnte. Die Personen sind alle sehr logisch durchdacht und wirkten auf mich absolut authentisch. Wüßte ich es nicht besser, würde ich glatt glauben, dass »Gute Geister« tatsächlich so entstanden ist, wie es im Buch beschrieben wird. Daher bin ich auch schon auf die Verfilmung gespannt. Das Drehbuch wurde von einem Freund der Autorin geschrieben, produziert wird der Film von Chris Columbus.

Dieser Roman hat wirklich alles, was ein gutes Buch braucht: Sehr mutige Frauen, ein heikles Thema, das durchaus einen wahren Kern hat, viel Spannung und trotz allem einen unterhaltsamen Schreibstil. Doch das Wichtigste ist, dass ich viel gelernt habe. Mir war nie bewusst, wie schlimm die Farbigen damals wirklich behandelt wurden.

Schon lange habe ich keinen Roman gelesen, der mir so sehr die Augen öffnen konnte und empfehle ihn jedem, der sich für das Thema interessiert. In Deutschland scheint das Buch noch nicht so bekannt zu sein, doch in den USA steht es seit mehr als 100 Wochen in den Bestsellerlisten der New York Times und das nicht ohne guten Grund!

Kommentare

paula55 ergänzte am 19. Februar 2014 um 22:35

Genau wie meine Mitkommentatoren finde ich dieses Buch:Katie Stockett, Gute Geister super gut,die Thematik der Farbigen in den USA der 6oer Jahren war mir vorher so nicht bekannt.

Trotzdem schafft es Stockett,teils lustig,teils sehr realistisch das Leben der schwarzen Hausangestellten,sowie ihre wichtigen kleinen Aufstände,durch Äußerungen an eine Weiße junge Frau(Skeeter),an die Öffentlichkeit zu bringen und sich nicht ihren´Ehre und ihren Stolz nehmen zu lassen.

Das Buch muß man lesen,es ist so erfrischend und hintergründig geschrieben,es bleibt eines meiner Lieblingsbücher