Rezension

Dieses Buch verzaubert

Der Trick - Emanuel Bergmann

Der Trick
von Emanuel Bergmann

Klappentext:
Einst war er der 'Große Zabbatini', der 1939 in Berlin als Bühnenzauberer Erfolge feierte, heute ist er ein mürrischer alter Mann in Los Angeles, der den Glauben an die Magie des Lebens verloren hat. Bis ihn ein kleiner Junge aufsucht, der mit Zauberei die Scheidung seiner Eltern verhindern will. Ein bewegender und aberwitziger Roman über verlorene und wiedergewonnene Illusionen.

Der Autor:
Emanuel Bergmann, geboren 1972 in Saarbrücken, ging nach dem Abitur nach Los Angeles, um dort Film und Journalismus zu studieren. Er war viele Jahre lang für verschiedene Filmstudios, Produktionsfirmen und Verlage in den USA und Deutschland tätig. Derzeit unterrichtet er Deutsch, übersetzt Bücher und schreibt Artikel für diverse deutsche Medien. ›Der Trick‹ ist sein erster Roman.

Meine Meinung:
Welch eine Vorstellung! Nicht nur die des "Großen Zabbatini", sondern auch, welch ein beeindruckendes Debüt von Emanuel Bergmann. Dieses Buch hat mich wahrhaft verzaubert, in seinen Bann gezogen, viele Emotionen heraufbeschworen, nachdenklich, betroffen und mit einem Lächeln im Gesicht zurückgelassen.

Wir schreiben das Jahr 1934, Prag. Der Rabbinersohn Mosche Goldenhirsch, 15, besucht ohne Wissens seines Vaters einen Zirkus, in dem die Zaubervorstellung des Halbmondmannes und seiner reizenden Assistentin sein Leben verändert. Ab diesem Tag ist er regelrecht verzaubert, die Kulisse trägt ihn in eine andere Welt, zeigt ihm etwas, das er in seinem normalen Leben vermisst hat. In eine Welt, die voller Wunder erscheint, in der alles möglich ist.
Mosche reißt aus und schließt sich dem Zirkus an. Er wird bald zum wissensdurstigen Schüler des Zauberers, wächst an seinen Aufgaben und Herausforderungen. Doch so wie das Dasein als Illusionist voller Täuschungen und Lügen steckt, ziehen diese sich auch plötzlich durch sein Leben. Mosche wird erwachsen, und entgeht als Jude auch nicht den Taten der Nationalsozialisten. Einmal mehr muss er sich neu erfinden und um sein Leben bangen.

Der zweite Handlungsstrang spielt im Jahr 2007, Los Angeles. Der zehnjährige Max kann sich nicht damit abfinden, dass sich seine Eltern Deborah und Harry scheiden lassen wollen. Als er zufällig auf eine Schallplatte des "Großen Zabbatini" stößt, offenbar ein Zauberer, der einmal sehr bekannt und berühmt war, muss er diesen unbedingt finden, denn nur er kann mit seinem "Spruch der ewigen Liebe" seine Eltern wieder zusammenbringen. Max ist überzeugt davon. Als er dann tatsächlich auf denn 88jährigen Mann trifft, erwartet Max eine böse Überraschung, denn Zabbatini interessiert sich weniger fürs Zaubern, sondern für Stripclubs, Alkohol und will seinem Leben ein Ende setzen.
Scheint es da nicht Schicksal zu sein, dass gerade der lebensfrohe und verzweifelte Max in das Leben des einst so grandiosen Magiers tritt?

Mit ganz viel Wortwitz, Ironie, Sarkasmus, leisen Tönen und vor allem auch einem Einblick in die grausame Zeit um 1939, in der die Judenverfolgung stattfand, erzählt dieser Roman bewegend und eindringlich aus dem Leben des Mosche Goldenhirsch.
Ich muss sagen, dass mich selten ein Buch so berührt hat, denn die bildliche und überaus gefühlvolle Sprache reißt einfach mit.
Ob im Hier und Heute, oder im Damals, man lacht, staunt, fühlt sich betroffen und leidet mit. Die gesamte Gefühlspalette wird auf jeder Seite ausgelebt.
Die Figuren waren jede auf ihre Weise ausdrucksvoll beschrieben. Ob Deborah, Max' Mutter, die stets wie eine Löwin kämpft, oder Rosl, das Omchen von Max, um nur zwei zu nennen, man konnte sich ausnahmslos alle vorstellen. Der Autor hat sich bei der Entwicklung der Personen und der Geschichte sehr viel Mühe gegeben. Und auch die Zeit, in der das Hitlerregime herrschte, lässt erahnen, wie die Menschen leiden mussten und wie sie in ständiger Angst lebten.

Ein Buch, das man gelesen haben muss - sonst hat man etwas verpasst.

Tiefsinnig, tragisch, berührend, bezaubernd.

5 Sterne.