Rezension

Doch nur wieder ein Revierkampf

Die Lieferantin - Zoë Beck

Die Lieferantin
von Zoë Beck

Bewertet mit 3 Sternen

Jaa und ganz viel Nein. Es ist halt ein Krimi alter Machart. Der moderne Technikanstrich ist nur ein Bluff. Das kann Frau Poznanski viel besser.

Preise:

Zoe Beck wurde mit zahlreichen Krimipreisen ausgezeichnet, mit welchen steht nicht im Buch, ein Versäumnis, das ich korrigiere (Auswahl):

2016: Deutscher Krimipreis (Rang 3); 2015: Buchkultur: Die besten Krimis der Saison Top; 2014: Virenschleuder-Preis, Marketingpreis der Frankfurter Buchmesse, Kategorie „Persönlichkeit“ und so fort, jedes Jahr bis 2010, als sie wohl ihren allerersten Preis erhielt, alles nachzulesen auf Wiki, wo auch steht, dass Zoe Beck eigentlich Henrike Heiland heißt, ebenfalls ein schöner Name.

Die Namen des Thrillers sind Declan, Mo, Ellie, Leo, Victor, Christine, Namen, die sich leicht ins englische übersetzen lassen werden.

Der Inhalt ist modern, denn es geht um Drohnen und Drogen. Drohnen und Drogen hätte mir auch gut gefallen als Titel. Ja, ich schwafle, denn es fällt mir schwer, Bedeutendes zum Buch zu sagen. Diese Drohnengeschichte ist modern, aber sie ist nicht durchgezogen. Ich mag Technikkrimis. Doch die Drohnengeschichte ist nur der Aufhänger. Ellie und ihre Chefin haben in London einen neuen, sauberen Drogenservice aufgezogen per Darknet und kommen den altetablierten Drogenbossen in die Quere. Oh no, sag ich, als ich das merke, diese Mafiakämpfe haben mich immer schon schrecklich gelangweilt. Oder Bandenkämpfe. Und um nichts anderes geht es, um Revierkämpfe. Abgedroschen.

Protagonisten: Zugegeben die Drohnenmädels sind ein bisschen anders und haben ein bisschem mehr Gesicht. Aber nicht genug. Und hehre Motive. Kann man im Drogenhandel hehr sein? Da ist ein klitzekleiner Ansatz zur Reflexion. Das gibt einen Punkt. Eine gescheite Laienhelferin Mo ist eine ganz nette Figur, auf der Gegenseite, der sanfte Declan, Sohn des Drogenbosses, widerwillig ins Geschäft eingestiegen. Seine Psychologie ist völlig misslungen, denke ich, obwohl ein wenig Zynismus und Ironie mir durchaus zusagt. Das gibt den zweiten Punkt. Insgesamt immer noch Stereotypen. Sehr viel kann man hier nicht rausholen.

Der Plot:

Die Kräfte auf der Waage balancieren hin und her, der Plot ist mäßig spannend, aber ohne logische Abweichungen, Kanten und Ecken, durchgezogen bis zum Ende. Das gibt keinen Stern, aber auch keinen Abzug.

Die Schreibe ist flüssig und leicht zu lesen, ohne Stilbrüche und ohne mich in die Luft gehen zu lassen: der dritte Punkt.

Was hätte besser sein müssen?

Die modernen Drohnen hätten viel mehr Mittelpunkt sein müssen, die Autorin hätte viel mehr mit dem Thema anfangen können. Anfangen müssen!

 

Fazit: Trotz Technikthema nur ein mäßiger Plot, ansatzweise Figurenzeichnung, flott geschrieben, nette Unterhaltung, kein Ausreißer nach oben oder unten.

 

Verlag: Suhrkamp, 2017

Kategorie: Krimi/Thriller