Rezension

Dornröschen Teil II

Marmorkuss - Jennifer Benkau

Marmorkuss
von Jennifer Benkau

Bewertet mit 4.5 Sternen

Was geschieht mit Dornröschen, nachdem der Prinz sie wachgeküsst hat? Wird sie sich in der Welt zurechtfinden, nachdem sie die Entwicklung von hundert Jahren verpasst hat? Wird sie den Prinzen überhaupt mögen?

Da, wo das Märchen der Gebrüder Grimm aufhört, fängt Jennifer Benkaus Fantasie an. Nur dass wir es hier nicht mit Dornröschen und dem tapferen Prinzen zu tun haben, sondern mit Klara und Jarno, aus deren Perspektiven die Geschichte anfangs abwechselnd erzählt wird, wobei der Übergang vom Einen zum Anderen besonders elegant gelöst wurde. Überhaupt hat mir der Schreibstil von Jennifer Benkau mal wieder ausgesprochen gut gefallen. Eine klare Sprache, gespickt mit vielen Metaphern und zum Teil poetisch wirkenden Beschreibungen, machen das Lesen zu einem großen Vergnügen.

Jarno lebt für die Fotografie. Für „das eine Foto“ würde er fast alles tun. Dabei entdeckt er eines Tages in einer leerstehenden Villa eine alte Statue, die ihn wie magisch anzieht. Fast hat man den Eindruck, dass die Statue lebendig ist. Und ganz schnell verliebt sich Jarno so ein bisschen in das Mädchen aus Stein.

Doch das perfekte Foto ist nicht Jarnos einziges Problem. Da er immer knapp bei Kasse ist, gerät er in kriminelle Kreise. Und da schließlich auch noch eine Hexe eine große Rolle spielt, ist der Roman eine Mischung aus Romanze und Fantasy mit spannenden Thrillerelementen, was mir sehr gut gefallen hat. Die Liebesgeschichte entwickelt sich dabei schön langsam und nachvollziehbar. Es dauert, bis die Protagonisten wirklich zueinander finden, und das macht es sehr authentisch.

Meine Lieblingsfigur war eindeutig Jarno. Der Junge hat Ecken und Kanten und lässt sich in keine Schublade stecken. Mir war er eigentlich sofort sympathisch, obwohl er einige Dummheiten und Fehler macht. Dass er oft nicht weiß, was richtig und was falsch ist, obwohl es sich ganz anders anfühlt, dass er Zweifel hat, wie er sich entscheiden soll, das alles macht ihn so menschlich und liebenswürdig. Aber auch Klara mochte ich. Sie weiß, was sie will, und ist bereit, dafür Opfer zu bringen.

Allerdings konnte ich einige Verhaltensweisen der verschiedenen Personen nicht ganz nachvollziehen. Ich kann hier leider nicht mehr dazu sagen, ohne zu spoilern. Aber bei gewissen Dingen konnte ich einfach keinen logischen Sinn in der Handlung entdecken. Sie scheinen eher nur dazu zu dienen, mehr Drama ins Spiel zu bringen. Das ist nicht weiter schlimm, aber halt doch ein bisschen schade.

Fazit:
Jennifer Benkau hat mal wieder einen wunderbaren, märchenhaft angehauchten Roman vorgelegt, der Leserinnen ab ca. 14 Jahren ein paar vergnügliche und spannende Lesestunden bescheren wird.