Rezension

Dramatisch, voller Tragik und Ausweglosigkeit

Mudbound - Die Tränen von Mississippi - Hillary Jordan

Mudbound - Die Tränen von Mississippi
von Hillary Jordan

Bewertet mit 4 Sternen

Als dieses Buch bei mir eintraf, musste ich sofort damit starten, um herauszufinden was sich hinter Mudbound verbirgt.

Es startet mit einem Geschehen, das die unterschiedlichsten Gedankengänge in mir auslöste und mich ein Stück weit auch zum nachdenken brachte. Mir wurde sofort klar, dass es hier um Großes ging. Etwas das man nicht so einfach wegsteckt und das mich auch auf emotionaler Ebene an meine Grenzen bringen würde.
Die Atmosphäre ist sofort sehr drückend und düster. Es schwingt aber auch ein Hauch von Sehnsucht und Wehmut darunter mit.
Hierbei erfahren wir verschiedene Perspektiven, dies ist in den Überschriften immer sehr gut gekennzeichnet, was mir sehr gut gefallen hat. Dadurch erlangten die Charaktere mehr Präsenz und Tiefe. Man konnte sich ein Stück weit in sie hineinversetzen, ihre inneren Kämpfe spüren und einfach verinnerlichen was sie ausmacht.
Das Buch ist dabei in drei Teile gegliedert, die einzelnen Kapitel normal gehalten.

Zunächst hat man die Chance die Charaktere kennenzulernen. Dieser Teil war für mich jedoch von einigen Längen begleitet und ich hatte Schwierigkeiten Bindungen zu Ihnen aufzubauen. Besonders Henry und Laura haben zunächst überhaupt nichts in mir ausgelöst. Besonders bei diesen beiden hat mir die Leidenschaft und Hingabe gefehlt. Man hatte einfach das Gefühl,es fehlte einfach etwas. Besonders Henry blieb für mich sehr blass. Bei Laura wurde es besser und es gelang ihr, mich doch einige Male zu überraschen und aus dem Tief wieder herauszuholen.
Erst nach und nach fand ich Zugang und es wurde besser.
Das änderte sich schnell als Jamie und die Jacksons auf der Bildfläche erschienen.
Besonders Florence und Jamie mochte ich unheimlich gern. Und schon da hatte ich das Gefühl, einen Teil des Verlaufs zu erahnen.

Mudbound ist ein sehr gewaltiges Werk in dem es zum einen um eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen zwei Menschen unterschiedlicher Rassen geht. Ein Umstand der hier, für besonders große Konflikte sorgt.
Mich hat gerade dieser Aspekt sehr bewegt, erschüttert und teilweise an meine Grenzen gebracht. Schwarz und Weiß, Grautöne nicht ausmachbar. Man folgt strengen Regeln. Entweder man ordnet sich unter, oder verliert dabei.
Im schlimmsten Fall sogar sich selbst.
Besonders anhand von Pappy wurde das sehr gut ersichtlich. Dieser Mensch hat einfach so unglaubliche Wut in mir ausgelöst. Ich hätte die Wände hochgehen können, so hat mich dieser Mann zur Weißglut getrieben. Einfach unvorstellbar, wie perfide und kaltblütig manche handeln und denken. Alleine die Vorstellung davon, hat mir schon Gänsehaut beschert.
Je tiefer ich in diese Geschichte eintauchte , umso mehr fesselte sie mich.
Die Autorin hat dabei eine sehr einnehmende und fließende Art zu schreiben, was mir sehr gut gefiel.

Es geht um so viel.
Um Freundschaft, Vertrauen und Liebe.
Um Mut, Akzeptanz und Stärke.
Die Charaktere sind unterschiedlich , facettenreich und reißen mit ihrer Lebendigkeit mit.
Mir hat diese Geschichte, der Grundgedanke dahinter keine Ruhe gelassen.
Es hat mich berührt, die Grenzen verschieben lassen.
Entsetzen, Trauer und Fassungslosigkeit in mir ausgelöst.
Die Autorin macht dabei sehr eindringlich auf die Thematik aufmerksam und rüttelt damit auch stellenweise auf.
Es gibt so viele Hindernisse, Wahrheiten und Erkenntnisse, die einfach erschüttern.
Es ist kein Liebesroman.
Es geht um das Schicksal zweier Familien. Wie sie sich dem Leben stellen und wie sie letztlich damit umgehen und daran wachsen.
Wie sich das Schicksal immer mehr verselbständigt und man einfach nichts dagegen tun kann. Wie sich alles immer mehr zuspitzt und es schließlich auf dramatische Art und Weise in einem gewaltigen und emotionalen Showdown endet.
Es beinhaltet so viel Tragik, Leid und Verzweiflung, das es schwer zu ertragen ist. Besonders im letzten Drittel hatte ich ordentlich daran zu knabbern.
Man kann es nicht verstehen, will es auch gar nicht. Es bricht einfach über einen herein und man kann es nicht ändern.
Die Macht, die Gier und Wut dahinter. Das Ausweglose, die Hoffnungslosigkeit haben mich förmlich erdrückt.
Die Engstirnigkeit und teilweise Besessenheit hat so viel Wut und Unglauben erzeugt.
Umso schöner waren die sanften und leisen Töne dazwischen. Es nahm dem Ganzen etwas die Schwere.
Auch wenn es größtenteils vorhersehbar war. So hat es die Autorin doch glänzend verstanden mit einigen Wendungen zu punkten.
Schlussendlich ein Roman bei dem es um vieles geht, das jedoch in erster Linie mit einem rauhen Setting und herausragenden Charakteren punktet.
Besonders Florence und Jamie waren für mich am greifbarsten von allen. Sehr starke und ausdrucksstarke Personen , die mir einfach unter die Haut gingen.
Dabei war auch der Alltag sehr aufschlussreich und zeigte wie schwer es zu dieser Zeit war.
Ein Roman der seine Finger langsam nach dir ausstreckt und dich langsam aber sicher ins Verderben stürzt.

Fazit:
Hillary Jordan hat mit “Mudbound “ ein sehr gewaltiges und emotionales Werk zu Papier gebracht.
Es ist kein einfaches Buch, bei weitem nicht.
Es ist schmerzlich, voller Verzweiflung und Wut.
Es streckt die Finger langsam nach dir aus und wenn du einmal drinsteckst, lässt es dich nicht mehr los. Es stürzt dich immer mehr ins Verderben.
Herausragende Charaktere und eine Handlung die mich bewegt, mitgerissen und zum nachdenken gebracht hat.
Dramatisch, voller Tragik und Ausweglosigkeit.

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