Rezension

Düstere, blutige Fantasy – ein vielversprechendes Debut

Der Fluch des Feuers - Mark de Jager

Der Fluch des Feuers
von Mark de Jager

Bewertet mit 4 Sternen

Düster, brutal und blutig – aber auch sehr fantasievoll und mit toller Charakterinteraktion. Mich hat die Story gefesselt!

„Im Mittelpunkt aller Magie steht die Harmonie. Jedes Lebewesen besitzt einen wahren Namen, ein einzigartiges Lied, das einen Bestandteil des größeren Ganzen bildet, und diese Harmonie ähnelt ihm.“ (S. 42)

 

Meine Meinung:

„Der Fluch des Feuers“ (OT: „Infernal“) ist der Debutroman des britischen Schriftstellers Mark de Jager. Der Start in die Geschichte ist ein wenig „ziellos“, denn der Protagonist Stratus erwacht mitten in einer Einöde, mehr tot als lebendig, und hat keinerlei Erinnerungen mehr. Er stolpert  von Situation zu Situation, wird gefangen genommen, kann entkommen und so weiter und so fort. Erst als er auf der Suche nach sich selbst in eine größere Stadt kommt, nimmt die Geschichte langsam Konturen an und wird spannend.

 

Im Folgenden entspinnt sich eine Story, die sehr ortsgebunden um den Charakter Stratus und die zentrale Frage kreist, wer oder was er ist. Mehrfach führt Mark de Jager seinen Protagonisten und die Leser in unterirdische Katakomben und Gruften, in denen es mehr als ein Rätsel zu lösen, zahlreiche Gefahren zu bestehen und nahezu zahllose Gegner zu besiegen gilt. Hierbei geht es nicht sehr zimperlich und durchaus ganz schön brutal und blutig zu. Das muss man schon mögen bzw. daran darf man sich nicht stören, sonst sollte man dieses Buch lieber nicht zur Hand nehmen! Mich hat diese Geschichte mit ihren vielen Kämpfen und düsteren Settings sehr an klassische Rollenspiele á la „Das schwarze Auge“ oder auch „Dungeons & Dragons erinnert“.  So schreibt der Autor auch in seiner „Danksagung“, er hätte gewisser Weise mit dem Schreiben begonnen, als er „zum ersten Mal einen Würfel aufhob“. Auch diesen Rollenspielcharakter sollte man als Leser grundsätzlich schon mögen, um mit diesem Buch seinen Lesespaß zu haben.

 

Der rätselhafte Protagonist Stratus dürfte ziemlich polarisieren. Auf jeden Fall ist er kein klassischer „Held“, der dem Leser von Beginn an sympathisch ist. Viele seiner Handlungsweisen erklären sich erst gegen Ende des Buches, wenn es zu einer Auflösung des Rätsels um seine Person kommt. Dennoch hat Mark de Jager mit der zweiten Protagonistin, der taffen Kämpferin Tatyana  Henkman einen tollen Charakter erschaffen, der mir von Anfang an absolut sympathisch war. Überhaupt ist die Interaktion zwischen diesen beiden Charakteren eine der zentralen Stärken dieses Debuts, denn die beiden geben ein zwar sehr ungleiches, aber wirklich extrem unterhaltsames Duo ab. Insbesondere die Dialoge zwischen Stratus und Tatyana, die häufig von gegenseitigen Un- oder Missverständnissen geprägt sind, sind immer wieder erfrischend unterhaltsam und oftmals humorvoll zu lesen („Du bist ja sowas von männlich. – Danke“ - S. 287). Überhaupt hat mir der trockene Humor, der zwischen all den blutigen und grausamen Szenen immer wieder aufblitzt, sehr gut gefallen („EIN Wachmann. Ich fühlte mich tatsächlich ein wenig beleidigt“ – S. 251).

 

Eine weitere Stärke ist für mich das faszinierende und überzeugende Magiesystem, das sich der Autor erdacht hat. So gibt es beispielsweise Zauberer und Hexer, die ihre magische Energie erst aus „Kraftlinien“ auftanken müssen, ehe sie Zauber wirken können. Es gibt mächtige Schutzbanne und Hexengeflechte, die sich je nach Wirkung formen lassen, die man aber auch nicht „überdosieren“ sollte. Und noch etwas hat mir diesbezüglich gut gefallen: Die Magie ist in dieser Welt zwar mächtig, doch niemals ein Garant dafür, sich damit aus allen Situationen befreien zu können. Ein in sich stimmiges Konzept!

 

 

FAZIT:

Düster, brutal und blutig – aber auch sehr fantasievoll und mit toller Charakterinteraktion. Mich hat die Story gefesselt!