Rezension

Düstere Märchen

Lips Touch Three Times
von Laini Taylor

Bewertet mit 5 Sternen

Das Buch enthält drei Kurzgeschichten mit unabhängigem Inhalt. Und doch spielt in allen ein Kuss eine Rolle.
Die erste handelt von Kizzy, einem amerikanischen Mädchen mit einer höchst ungewöhnlichen Familie, das von seiner Großmutter immer vor den Kobolden gewarnt wurden, deren liebste Opfer die Mädchen sind, die sich heimlich nach Liebe sehen - Mädchen wie Kizzy. Doch Kizzy glaubt den Warnungen ihrer Großmutter nicht ...
Die zweite Geschichte spielt im kolonialen Indien. Die ältere Engländerin Estella handelt regelmäßig mit einem Dämon um Seelen. Doch um das Leben mehrerer Kinder zu retten, die eigentlich bei einem Erdbeben hätte umkommen können, muss ein unschuldiges Mädchen einen hohen Preis zahlen: Es muss für immer still bleiben ...
Die letzte Geschichte dreht sich um Esmé, die in London mit ihrer Mutter lebt und sich schon immer bewusst war, dass sie anders ist. Abgeschlossen von der Welt leben die beiden allein und haben nur sich. Über die Vergangenheit ihrer Mutter weiß Esmé nichts, aber sie bemerkt ihre Albträume. Doch die Jäger, bei denen ihre Mutter aufgewachsen sind, sind ihnen auf der Spur ...

Drei Kurzgeschichten also, die an unterschiedlichen Plätzen mit vollkommen unterschiedlichen Protagonistinnen spielen. Mit unterschiedlichen Mythen, die die Autorin geschickt einwebt, und die mich unheimlich fasziniert haben.
Die Geschichten erinnern an kurze Märchen, jedoch mit einer düsteren Atmosphäre, die das Versprechen eines Happy Ends fern erscheinen lässt. Jenseits von typischen Young Adult-Geschichten und Klischees erschafft die Autorin außergewöhnliche Geschichten mit ungewöhnlichen, einzigartigen Charakteren, die tiefgründig sind, meist durch eine Vergangenheit, die sie geprägt. Charaktere, die so lebensecht werden.
Der Schreibstil der Autorin ist bildgewaltig und entführte mich in diese Welten, in diese fremden Geschichten, fesselte mich und erzählte diese düsteren Märchen auf eine Weise, die mich in ihren Bann zog.

Aber auch die Gestaltung dieses Buches erinnert an ein Märchenbuch. Vor jeder Geschichte finden sich Illustrationen von Jim Di Bartolo, die die düstere Atmosphäre einfangen und überaus gelungen sind. Generell ist die Gestaltung einfach toll, allein dafür lohnt es sich, das Buch im Regal stehen zu haben.