Rezension

Diese Rezension enthält Spoiler. Klicken, um alle Spoiler auf dieser Seite lesbar zu schalten.

Düstere Romanze mit Schwächen

Unser Himmel in tausend Farben - Amy Harmon

Unser Himmel in tausend Farben
von Amy Harmon

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt

Georgia kennt Moses‘ Geschichte. Sie weiß, dass er als Baby von seiner Mutter im Waschsalon ausgesetzt wurde und keiner seiner Verwandten ihn haben wollte. Es heißt, er habe Halluzinationen und mache nur Ärger. Als Moses zu seiner Großmutter in das Haus neben Georgias Familie zieht, warnen ihre Eltern sie vor dem geheimnisvollen Jungen, um den sich so viele Gerüchte ranken. Doch Georgia ist siebzehn und kann Moses nicht ignorieren, selbst wenn sie es noch so sehr versucht. Er ist anders, aufregend und wunderschön. Noch nie hat ein Mann solche Gefühle in ihr hervorgerufen. Obwohl Georgia spürt, dass sie mit dem Feuer spielt, lässt sie sich auf Moses ein. Doch dann geschieht etwas, das niemand hätte vorhersagen können. Etwas, das alles verändert. Und Georgia muss erkennen, dass sie die falsche Entscheidung getroffen hat … (Quelle: Verlag)

Meine Meinung

Im Vorfeld habe ich viel Gutes über Amy Harmon und ihre Bücher gehört und war gespannt eines ihrer Werke zu lesen. Mit entsprechend viel Enthusiasmus packte ich das Buch also am Tag des Erscheinens aus und war hin und weg von diesem wunderschön gestalteten Cover. Die Blautöne und die in einander fließenden zarten Farbwirbel am Rand sind unglaublich hübsch. Rückwirkend betrachtet, passt das Cover bis auf den Baum auch sehr gut zu der Geschichte.

Zunächst zum Schreibstil. Dieser ist durchgängig leicht zu lesen und wer die Art der Geschichte mag, wird das Buch schnell verschlingen können. Mir fiel es leider nicht so leicht.

Als ich schließlich zu lesen begann, stockte ich gleich das erste Mal. Ich habe es nicht so gern, wenn Enden vorab genommen werden, hier schien es im Prolog jedoch der Fall zu sein. Es kam dann doch etwas anders als erwartet, aber dazu später mehr.

Am Anfang konnte mich die Geschichte nicht wirklich fesseln. Das hängt aber damit zusammen, aus welcher Sicht geschrieben wird. Zunächst erzählt Georgia aus ihrer Sicht die Geschichte und sie ist zwar ein nettes Mädel, aber ihre Sicht der Dinge ist mir zu einfach gestrickt. Erst mit Moses Sichtweise wurde die Geschichte langsam interessanter. Es hat mich also auch einige Zeit gekostet, mich durch die ersten Seiten zu kämpfen.

Georgia wirkt ziemlich naiv. Sie ist ein typisches Klischee-Cowgirl, einfach gestrickt und vom Land. Ich hatte den Eindruck, sie suchte zunächst nur die Nähe zu Moses, weil er der Vorverurteilte ist, weil er eine verbotene Frucht ist und sie glaubt, ihn vielleicht "heilen" zu können. Dennoch entwickelt sie eine tiefe innige aber auch verzweifelte Liebe zu ihm, die ihr nicht gut tut. 

Amy Harmon schreibt teils sehr gefühlvoll und mitreißend, andererseits leistet sie sich aber auch wieder Szenen, die sich so gar nicht schön ins Gesamtbild fügen lassen. Hierzu zählt für mich u.a. die erste Sex-Szene von Moses und Georgia. Sie war einfach nicht sonderlich ansprechend. Moses schien es nur zu tun, um sie vom Thema ablenken zu wollen und Georgia lässt sich darauf ein um auf Scherben mit ihm zu schlafen? 

Schön fand ich die Szene am Wasserturm, als Georgia kurz einen Zugang zu Moses findet.

So sehr Georgia ihn will, desto mehr stößt Moses sie weg, weil er Angst hat, den einzigen Menschen neben Gigi, dem er mehr Gefühle entgegen bringt, zu verletzen. Er möchte normal sein, kann es aber nicht. Da gefällt mir Gigi unheimlich gut, die ihn nimmt, wie er ist, ihm glaubt und versucht ernsthaft zu helfen. Umso mehr war ich traurig, als Moses Gigi in diesem Abschnitt tot auffand. Damit geht ein sehr wichtiger Charakter verloren und ich war gespannt, wie Moses das verkraften wird.

Leider geht das Buch nur noch am Rande auf Gigis Fehlen ein, was ich sehr Schade finde. Zwar kehrt Moses irgendwann zurück an den Ort des Grauens, doch der Schmerz und die Erinnerungen kommen etwas zu kurz.

Ab Moses Einweisung in die Psychiatrie hat mich die Geschichte deutlich mehr gefesselt als der vorher. Durch seine Sichtweise gewinnt die Geschichte eindeutig. Mir gefällt, dass sich seine Wut und anderen etwas Auszuwischen ins Gegenteil kehrt und er seine Gabe zu besseren Zwecken nutzt.

 

"Wir können nicht vor uns selbst flüchten, Tagg. Ob hier oder dort, ob man bis ans Ende der Welt reist oder in einer psychiatrischen Klinik in Salt Lake City ist. Ich bin Moses und du Tagg. Und das wird sich nie ändern. Also müssen wir uns unserem Selbst entweder hier stellen oder woanders. Aber wir müssen auf jeden Fall damit klarkommen. Und daran ändert auch der Tod nichts." Moses, S. 193

 

Ich mag seine Freundschaft zu Tagg, wobei ich es etwas traurig fand, dass er sich ihm öffnet, aber Georgia seinerzeiten nicht. Es mag allerdings an Ort und Zeit liegen, dass die beiden einen Draht zueinander finden. Die Zeit mit Tagg tut ihm jedenfalls gut.

Der Tod von Eli ist traurig und bitter, aber leider fühlt sich das "wie" so konstruiert an. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass die Autorin hier ein Drama schaffen wollte und nicht wusste wie. Ich hätte es wesentlich plausibler gefunden, wenn Eli mit dem Pferd gestürzt wäre oder von einem Huf getroffen worden wäre, als überfahren zu werden von der eigenen Mutter.Klar, unrealistisch ist es nicht, aber wenn man das Ganze betrachtet, gibt es bessere Möglichkeiten. Der Tod durch eines der Tiere wäre zwar nicht schön, aber wesentlich glaubwürdiger und plausibler rüber gekommen. 

Wie schon vorab erwähnt, ist einiges an der Geschichte leider vorhersehbar. Irgendwie ist es das gleiche Schema wie in vielen Büchern. Zwei finden sich, Probleme des einen trennen sie, nach Jahren treffen sie sich wieder, die Liebe blüht wieder auf und dann finden sie doch zusammen. Hier ist es mit ein wenig mehr Drama vermischt und der Schreibstil ist halt gut, aber viel Neues findet sich leider nicht. 

Der letzte Teil war leider wieder schwächer. Einiges war einfach zu vorausschaubar. Ich war mir ziemlich zu Beginn des Buches sicher, dass der Sheriff Dreck am Stecken hat. Mir war er sofort unsymphatisch und seine penetrante und aggressive Haltung Moses gegenüber fiel schon sehr auf.

Aber er hatte auch einige sehr schöne Momente wie Moses' Zusammentreffen mit Josie, über die Gigi immer sagte, sie hätte ebenfalls eine besondere Gabe.

 

"Poe schrieb: Es gibt keine erlesene Schönheit ohne eine gewisse Seltsamkeit in der Proportion." Josie legte den Kopf schräg und sah zu ihrem Mann hinüber, der noch immer an der selben Stelle stand. Dann murmelte sie: "Ich halte deine Arbeiten für seltsam und schön, Moses. Wie eine misstönende Melodie, die beim Zuhören ihren wahren wundervollen Klang entfaltet. Ich wollte nur, dass du das weißt." S.249

 

Moses kurzweiliger Tod hat mich dann allerdings doch überrascht, da ich den Prolog gerade mit Elis Tod in Verbindung gebracht hatte. Georgias Reaktion, Taggs Erscheinen, all das gefiel mir gut. Es war ein spannender und nervenaufreibender Moment. Leider gefiel mir die Lösung mit Eli und Moses Wiederauferstehung nicht. Entweder man hätte ihn tot belassen, die Story hätte kein Happy End benötigt und der Prolog deutete ja eigentlich auch darauf hin, oder Georgias Zureden, ihre Liebe hätte ihn aus einem Nahtod holen können. Trotz mystisch angehauchter Story, hätte ich das deutlich besser und glaubhafter empfunden.

Ich muss auch gestehen, obwohl ich die Szene in der Moses das erste mal weint, wirklich gut fand, ist mir Moses zum Ende hin ein wenig zu normal. Gerade seine Gabe und die daraus resultierende innere Zerrissenheit machte diesen Charakter doch so interessant. Ich fand, das ging leider ein wenig verloren.

Fazit

Im Grunde eine recht solide, passable Geschichte, aber kein Ende, dass mich mit WoW-Effekt zurücklässt. Ich persönlich hätte kein Happysappy End benötigt. Vielleicht hätte mich ein trauriges Ende sogar mehr überzeugt. Für Liebhaber von dramatischen Lovestorys mit Happy-End der richtige Lesestoff. Für mich leider weniger. Vielleicht bin ich aber auch schon zu geprägt von all den Dystopien, dass mir solch ein Lesestoff nicht so zusagt. Das mag dann jeder selbst entscheiden.