Rezension

Düstere Zukunft, schwarzer Humor und ein Hoffnungschimmer.

Die Sprengmeister und der unheilige Gral - Heiner Wacker

Die Sprengmeister und der unheilige Gral
von Heiner Wacker

Bewertet mit 5 Sternen

Alle sozialen Systeme sind zusammengebrochen, die Bevölkerung hat sich erwartungsgemäß in zwei Teile gespalten, nämlich in sehr viele Arme und in sehr wenige Reiche. Der trotz alledem erstaunliche soziale Frieden wird gestört, als eine Gruppe namens Sprengmeister beginnt, das Münsterland mit Selbstmordattentaten zu terrorisieren.
Carsten Kluncker, 76, Gärtner, teilzeitbeschäftigt lebt in seiner Mumien-WG mit Kumpel Horst und einem fetten Kater ein ruhiges Leben am Rande des Existenzminimums.
Als unverhofft die trotz ihrer 65 Lenze prächtig anzusehende Mandy Brenning in sein Leben tritt, taucht Carsten ab in einen Strudel aus Liebe und Leidenschaft. Doch als Mandy kurz vor Weihnachten unvermittelt verschwindet, macht er sich mit Horst auf die Suche. Der Verdacht, dass sein Mädel möglicherweise Kontakte zu den Sprengmeistern haben könnte, wird zur Gewissheit, als er Mandy todkrank und als lebende Bombe verdrahtet auf einer Feier seines Arbeitgebers wiedertrifft.

Das Genre Social Fiction war mir bisher völlig unbekannt. Ich bin mir auch nicht sicher ob es überhaupt schon andere Werke gibt, die man in diese Katagorie einordnen kann.
Heiner Wacker hat mit diesem Buch etwas einzigartiges geschaffen.

Der Leser bekommt hier eine spannende und explosive Mischung geboten.
Die Charaktere sind völlig desillusioniert und pragmatisch, dabei haben sie sich einen wunderbaren trockenen, schwarzen Humor bewahrt. Sie sind tiefgründig und vielschichtig.
Die Geschichte behandelt das Leben eines Gärtners, der versucht irgendwie über die Runden zu kommen und das beste aus dem wenigen zu machen, das er hat. Es zeigt, wie die Reichen und Mächtigen einer Stadt versuchen immer noch mehr Reichtum anzuhäufen und wie sie von einem Tag auf den anderen alles verlieren können.
Das alles spielt vor dem Hintergrund einer Welt und einer Gesellschaft die am Ende seind und in denen die wenigen Reichen immer noch nicht aus ihren Fehlern gelernt haben.

Der Stil von Heiner Wacker ist direkt, schonungslos und unverblümt. Sein schwarzer Humor lockert die teilweise recht düstere Stimmung dabei immer wieder auf.
Der Autor kombiniert seine packende und vielschichtige Geschichte mit Exkursionen in das politische und wirtschaftliche Jetzt. Und er zeigt dem Leser schonunglos, was uns erwartet, wenn die oberen Zehntausend einfach so weiter machen, wie bisher.

Nach Aussage des Autors ist dieses Buch "definitiv nichts für Engseher und Humorverweigerer". Ich kann ihm da nur Recht geben.
Absolut lesenswert. Aber vorsicht, diese Zukunft ist näher als man denkt.