Rezension

Dunkel Land

Dunkel Land
von Roxann Hill

Bewertet mit 3 Sternen

Gut Wuthenow, ein altehrwürdiges Anwesen im Havelland; hier soll sich Verena Hofer die nächsten drei Monate um den Neffen der Hausherrin kümmern. Überrascht stellt sie fest, dass ihr Schützling der geniale wie arrogante Dr. Carl von Wuthenow ist. Der Kriminalist wurde erst kürzlich angeschossen und leidet seitdem unter Störungen des Kurzzeitgedächtnisses. Carl lehnt den Plan seiner Tante strikt ab. Verena, die das Geld dringend braucht, geht einen Deal mit ihm ein: Er lässt sie ihren Job machen, sie hilft ihm bei der Ermittlungsarbeit. Und schon ihr erster Fall hat es in sich: Eine übel zugerichtete Leiche wird auf einem Berliner Bauplatz gefunden und die Spuren weisen in die rechte Szene …

‚Dunkel Land‘ ist mein erstes Buch der Autorin Roxann Hill. Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen, die Beschreibungen sind sehr bildlich. Zu Beginn des Buches steht ein Gedicht von Fontane, Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland. Gut gefallen hat mir, dass sich dieses Gedicht wie ein roter Faden durch das Buch gezogen hat. Der Bezug von Titel zu Handlung war für mich jedoch nur schwach zu erkennen, ich mag es immer sehr, wenn diese beiden Dinge zusammen passen.
Protagonistin Verena war mir zunächst sehr sympathisch, sie scheint ein wenig verplant zu sein, hat ja auch einige schwere Schicksalsschläge hinter sich. Die Schwester ist kürzlich gestorben, sie hat ihre 5-jährige Nichte aufgenommen und ihre Beziehung zerbricht darüber. Dazu kommen Geldsorgen. Verenas Gemüt lässt sich jedoch keine der Sachen anmerken, sie scheint unbeschwert und auch die ungewohnte Arbeit mit Carl scheint sie nur äußerst kurzfristig zu beschäftigen. Eine Sache, die mich sehr gestört hat, ist, dass Verena irgendwie immer ‚heile Welt‘ spielt – sie ist supernett und superzuvorkommend, dass es fast schon schleimig ist. Insgesamt empfinde ich ihren Charakter als wenig authentisch, denn tiefe Emotionen gibt es nicht. Genauso bei ihrer Nichte Amelie, die in sämtlichen Dialogen enorm altklug und viel älter als 5 Jahre wirkt. Zudem sind auch bei ihr keinerlei emotional belastende Anzeichen zu sehen: Ihre Mutter ist kürzlich verstorben, sie musste ihr gesamtes soziales Umfeld verlassen und wird von Verena häufig allein gelassen… Das alles macht ihr scheinbar nichts aus. Carl war der authentischste aller Charaktere, wenngleich auch er meist sachlich blieb.
Die Handlung fängt gleich rasant mit einem Einblick in die Welt des Täters an. Der Spannungsbogen kann sich jedoch nur bedingt aufrecht erhalten, es gibt einige weniger intensive Passagen. Einige Abschnitte waren recht langatmig, der letztliche Showdown hingegen rasant. Insgesamt war die Handlung allerdings recht solide, sie konnte in mir immerhin den Wunsch erwecken, weiterzulesen und das Ende zu erfahren. Das Ende an sich ist wenig überraschend, wenn man das Buch aufmerksam liest und gern mit den Ermittlern miträtselt. 
Insgesamt ist ‚Dunkel Land‘ ein solider Krimi, der vor allem durch wenig authentische Protagonisten viel Potential verschenkt hat. Schade.