Rezension

Durchhalten Klappe die Zweite

Rotwild - Roman Voosen, Kerstin Signe Danielsson

Rotwild
von Roman Voosen Kerstin Signe Danielsson

Bewertet mit 3.5 Sternen

Inhalt

Am Ufer eines Sees in Smaland wird die Leiche eines Lehrers gefunden. Er ist mit Pfeilen durchbohrt und an einen Baum gebunden.
Ingrid Nyström, die bodenständige Polizeichefin und Stina Forss, die hitzköpfige Deutsch-Schwedin machen sich auf die Spur des Täters und ahnen noch nicht welche weitreichenden Zusammenhänge sie aufdecken werden.

Meine Meinung

Ich habe bereits den ersten Teil „Später Frost“ mit dem weiblichen Ermittlerduo gelesen und fand diesen sehr spannend, obwohl die Handlung doch etwas schleppend war.
Auch dieser Schwedenkrimi zog sich für mich sehr in die Länge. Die Autoren legen offensichtlich viel Wert auf eine detaillierte und realistische Polizeiarbeit. Bei den Ermittlungen hat man als Leser schon das Gefühl mittendrin zu sein, denn das ewige „Klingelputzen“ bei Zeugen, Nachbar, Verwandten hat mich irgendwann ziemlich angestrengt. Denn genauso wie die Ermittlungen nicht vorankommen, kam für mich zeitweise auch die Handlung nicht voran. 
Zum Ende hin wird es dann rasanter und auch spannender. Die Zusammenhänge werden plausibel aufgedeckt, und es gibt sogar so etwas wie einen Showdown. 
Dabei bleibt die Autorin aber weitestgehend auf dem Boden und die Charaktere handeln weiterhin nachvollziehbar und bedacht. Das hat mir besonders gefallen, ärgere ich mich doch bei vielen Thrillern oder Krimis über das spektakuläre aber viel zu abgehobene Ende.
Es wird hier auch sehr politisch und geschichtsträchtig. Das fand ich sehr interessant. Belegt werden die geschichtlichen Ausführungen dann sogar am Ende durch Quellenangaben, wodurch ich jetzt einfach mal davon ausgehe, dass die Autoren sehr gut recherchiert haben und das alles auch so stimmt, was es natürlich noch einen Deut spannender macht.
Es treten – wie auch beim ersten Teil – unglaublich viele handelnde Personen auf, der Leser erfährt nach und nach über jeden des Teams etwas. Das ist an sich gut, denn somit haben wir so viele unterschiedliche Charaktere, aber es dauert eben auch bis man weiß, wer hier wer ist und welche Geschichten und Eigenschaften wohin gehören. Das ist hier zum Teil etwas zu viel des Guten.
Die beiden Protagonistinnen kommen in ihrer persönlichen Entwicklung auch deutlich weiter. Wir erfahren dieses Mal viel über Ingrid Nyström und ihre Gedankenwelt. Dafür bleibt Stina Forss meiner Meinung nach etwas mehr im Hintergrund als noch im ersten Teil. Man erfährt zwar auch etwas, aber für meinen Geschmack doch noch zu wenig. Vor allem, da sie im ersten Teil so geheimnisvoll dargestellt wurde und ich mich auf ein bisschen Auflösung gefreut habe.
Der Prolog löst sich leider auch nur in Ansätzen auf und ließ mich etwas ratlos zurück. Auch blieben für mich noch einige Fragen offen. Werde dann also doch auch noch den dritten Teil lesen müssen. ;)

Fazit

Es hat sich mal wieder gelohnt durchzuhalten. Wie auch im ersten Teil beginnt die Handlung für mich viel zu schleppend. Es gab einige Längen, in denen die (authentische) Ermittlungsarbeit zu sehr in Fokus gerückt wurde. 
Die Auflösung war dann sehr spektakulär und interessant, vor allem, wenn man etwas an Geschichte interessiert ist. Die beiden Hauptcharaktere sind sympathisch und geben wieder etwas mehr von sich preis. Klare Leseempfehlung.