Rezension

Durchschnittliche Liebesgeschichte vor dem gelungenen Schauplatz einer Buchhandlung

Der kleine Laden der einsamen Herzen - Annie Darling

Der kleine Laden der einsamen Herzen
von Annie Darling

Bewertet mit 3 Sternen

Posy ist Angestellte im Bookends, einer alteingesessenen Buchhandlung in Bloomsbury, London. Schon ihre Eltern haben hier gearbeitet, bis sie bei einem Autounfall ums Leben kamen, als Posy einundzwanzig war. Danach ließ Lavinia Posy und ihren kleinen Bruder in der Wohnung über der Buchhandlung wohnen. Doch sieben Jahre später verstirbt auch Lavinia mit über 80 Jahren. Die Buchhandlung vermacht sie überraschenderweise aber nicht ihrem Enkel Sebastian, der in den Medien als „unverschämtester Kerl Londons“ gilt, sondern Posy. Wenn der Laden innerhalb von zwei Jahren wieder Gewinn abwirft, dann darf sie ihn behalten. Aktuell laufen die Geschäfte schlecht, und Posy braucht einen Plan. Sie will den Laden auf Liebesromane, ihr Lieblingsgenre, spezialisieren. Sebastian, der neuerdings ständig vorbeischaut, hat allerdings ganz andere Pläne. Ihren Frust schreibt Posy sich von der Seele – mit überraschendem Ergebnis. Wird sie den Laden retten können?

Geschichten über Buchhandlungen üben auf mich immer einen ganz besonderen Reiz aus und so war es kein Wunder, dass „Der kleine Laden der einsamen Herzen“ es in mein Bücherregal geschafft hat. Das Buch beginnt mit einem Nachruf auf die verstorbene Lavinia, der Besitzerin des Bookends. Wer einen bedrückenden Start erwartet, der liegt allerdings falsch. Auf der Trauerfeier müssen die Gäste Lavinias letztem Willen entsprechend bunte Kleider tragen und Champagner trinken. Posy hat deshalb auch schon einiges intus, als Sebastian sie zum Anwalt zerrt, der ihr verkündet, dass sie tatsächlich die Buchhandlung erbt.

Schnell war ich mitten drin in der Geschichte und der großen Frage, wie Posy den schlecht laufenden Laden retten kann, um ihn behalten zu dürfen. Die drei Angestellten sind ganz spezielle Charaktere, denen Lavinia in ihrer Buchhandlung eine Chance gegeben hat und die vor allem erleichtert sind, dass der Laden nicht verkauft wird. Gemeinsam suchen sie nach einer neuen Idee und lassen sich nach anfänglicher Skepsis von Posys Idee, sich auf Liebesromane zu spezialisieren, überzeugen. Doch das bedeutet einen Haufen Arbeit, und Posy hat die Rechnung ohne Sebastian gemacht.

Sebastian taucht ständig in der Buchhandlung auf und will Posy in ihre Pläne hereinreden, denn ihm gehört das Grundstück und bald vielleicht auch der Laden, wenn die zwei Jahre ohne Gewinn verstrichen sind. Von Anfang an macht er seinem Ruf als unverschämter Kerl alle Ehre. Ständig zerrt er an Posy, kommandiert sie herum und redet ununterbrochen, ohne ihr zuzuhören. Ich fand seine Art nervig und umso mehr erstaunte es mich, dass Posy sich das auch noch gefallen lässt. Zwar beschwert sie sich anschließend ständig, gegenüber Sebastian kann sie sich aber nicht durchsetzen. Sie schenkt ihm nicht mal reinen Wein bezüglich ihrer Idee ein, sondern glaubt naiv, dass sich schon alles fügen wird. Als Resultat beginnt Posy eine schwülstige Regency-Liebesgeschichte mit ihnen beiden als Protagonisten zu schreiben. Diese ist in Kitsch kaum zu übertreffen und besitzt dadurch einen gewissen Unterhaltungswert. Wenig nachvollziehbar war für mich aber, woher Posys Gefühle bei Sebastians ätzendem Auftreten kommen.

Ein Lichtblick sind die Angestellten der Buchhandlung, die mir mit ihren kauzigen Verhaltensweisen schnell sympathisch wurden: Nina mit blauen Haaren, Büchertatoos und grauenhaftem Männergeschmack, Verity als Zahlenmensch, die sich weigert zu telefonieren und Tom als Literaturstudent mit unverständlichem Promotionsthema, der selten zum Plaudern aufgelegt ist. Auch die voranschreitenden Planungen der Neueröffnung von Bookends fand ich interessant und realistisch beschrieben. Posy entwickelt während der Vorbereitungszeit eine unterhaltsame Vorliebe für bedruckte Tragetaschen, die sie unbedingt verkaufen will. Durch Kleinigkeiten wie diese wurde die Geschichte immer wieder aufgelockert. Zum Ende hin machen einige Personen eine 180-Grad-Wendung durch, die ich leider überhaupt nicht realistisch fand. Auf das amüsant-schöne Ende konnte ich mich deshalb nicht so recht einlassen.

In „Der kleine Laden der einsamen Herzen“ erbt Posy überraschenderweise die Buchhandlung, in der sie ihr halbes Leben verbracht hat. Damit sie wieder Gewinn abwirft, will sie sich auf Liebesromane spezialisieren. Doch Sebastian, der Enkel der ehemaligen Besitzerin, funkt ständig dazwischen. Während ich die Vorbereitungen für die Neueröffnung interessant fand, konnten mich der nervige Sebastian und die naive Posy als Charaktere leider nicht überzeugen. Für mich bleibt es eine durchschnittliche Liebesgeschichte vor dem ansprechenden Schauplatz einer Buchhandlung, die von mir drei Sterne erhält.