Rezension

Dystopie mit interessanten, aber auch verwirrenden Passagen

Zeitsplitter - Die Jägerin - Cristin Terrill

Zeitsplitter - Die Jägerin
von Cristin Terrill

Bewertet mit 4 Sternen

Em und Marina führen zwei völlig verschiedene Leben. Während Marina wohl behütet in einem guten Viertel aufwächst, Geld, Freiheit und Freunde hat, schlägt sich Em schon seit langer Zeit mit Mühe durch, immer am Rand der Kräfte und auf der recht aussichtslosen Flucht vor den Gegnern. Verhöre, Schmerzen und Schikanen erwarten die junge Frau, als sie gefangen genommen wird. Ihr einziger Halt ist Finn, der nebenan in seiner Zelle sitzt und immer zu ihr hält.

Schnell wird klar, dass die beiden Mädchen, die so gar nichts gemeinsam zu haben scheinen, ein und dieselbe Person sind. Marina und Em trennen vier Jahre, in denen sich alles verändert. Durch eine Zeitreisemaschine ist es Em möglich in Marinas Zeit zu reisen - mit dem Versuch, die Zukunft zu verändern.

 

Marina ist heimlich verliebt, die meiste Zeit recht naiv und noch nicht übermäßig gefestigt in ihrer Meinung. Recht schnell lässt sie sich von ihren Freundinnen beeinflussen und zu Dingen überreden, hinter denen sie nicht steht. Meistens fehlt ihr am Ende jedoch der Mut, ihre unfreiwilligen Vorhaben dann auch umzusetzen. Ihr Schwarm James hat sie lange Zeit in der Hand, sie hängt an ihm und würde fast alles für ihn tun.

Em hingegen hat schon viel mitgemacht. Sie weiß, was sie will, ist mutig und tapfer, auch wenn sie im entscheidenden Moment manchmal von der Vergangenheit eingeholt wird, die verhindert, ihren Plan vollständig durchzuziehen. Ihre Erfahrungen und ihr Wissen, was der Welt bevorsteht, sind für Marina noch unvorstellbar.

Insgesamt war mir Em ein wenig sympathischer, auch wenn ich beide gern mochte. Em ist einfach ein wenig tapferer, gefestigter und hat schon mehr durch, sie ist nicht mehr das behütete, schüchterne Mädchen, trotzdem aber absolut nicht gefühlskalt und das gefiel mir wirklich gut.

Besonders spannend an der Personenkonstellation ist, dass man viele der Personen in zwei unterschiedlichen Zeiten erlebt. So wird deutlich, wie sich Menschen verändern und entwickeln, je nachdem, was ihnen so bevorsteht. Auch Menschen, die einem wichtig sind, können sich durch prägende Ereignisse zu Monstern entwickeln, die nicht mehr zu stoppen sind.
 

Der Schreibstil hat mir gut gefallen. Das Buch lässt sich flüssig lesen, die Sprache ist dem jungen Alter der Personen angepasst. Besonders spannend fand ich die Zeit- und damit verbunden Perspektivwechsel. Die Kapitelüberschriften haben es dabei erleichtert, sich zu orientieren, ob grad Em oder Marina im Mittelpunkt der Geschichte stehen. Die Ich-Perspektiven der Protagonistinnen haben es dabei ermöglicht, einen umfassenden Eindruck von den jungen Frauen und ihren Entwicklungen zu bekommen. Obwohl Em ja irgendwie auch Marina ist, wird sehr deutlich, dass ihre schlimmen Erlebnisse sie verändert haben und eben doch in gewisser Weise Welten zwischen ihnen liegen.

Nach und nach nähern sich die beiden Zeiten einander an, der Leser erfährt, was vorgefallen ist, wie alles angefangen hat und wie die Ereignisse zusammenhängen.

Zwischendurch war das Verfahren der Zeitreise und die Auswirkungen von Veränderungen auf die Zukunft für mich jedoch ziemlich verwirrend. Einige Dinge sind offen geblieben und so hat man eher eine vage Vorstellung davon, welche Zeitsplitter zu welchen Ergebnissen führen und wie genau die Vergangenheit die Zukunft verändert.

 

Insgesamt eine spannende Dystopie, die sich trotz der Verwirrung gut lesen lässt und Lust macht auf eine Fortsetzung.