Rezension

Echt mit Mängeln.

Echt - Christoph Scheuring

Echt
von Christoph Scheuring

Bewertet mit 3.5 Sternen

Albert ist häufig am Hamburger Bahnhof anzutreffen, er geht herum betrachtet die Leute und fängt mit seiner Kamera die Momente des Abschieds ein. Denn für Albert ist ein Abschied das echteste was es gibt und er genießt die wahren Emotionen die auf den Bildern zu sehen sind.
Eines Tages lernt er Kati kennen, ein abgebrühtes Mädchen das nach ihren eigenen Regeln lebt, als sie Alberts Lieblingsbild sieht ist sie fest davon überzeugt, dass an diesem Bild gar nichts echt ist. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach der Wahrheit zu diesem Bild..
 
Fazit:
Ich mag das Cover, ich mag die Einfachheit und das es irgendwie "unfertig" ist. Das passt zum Buch und macht das Buch irgendwie interessant. :)
 
Meinung:
Auf das Buch war ich wirklich unheimlich gespannt, die Thematik fand ich auf anhieb traurig und schön zugleich und ich konnte es kaum erwarten zu entdecken welchen Weg dieses Buch bestreiten wird.
 
Ich habe ein wirklich bedrückendes Jugendbuch vorgefunden, dessen Geschichte mich wirklich schnell gepackt hat und dessen Schicksal mich tief berührt hat.
Gleich am Anfang konnte mich das Buch mit Albert wirklich bezaubern, seine Erklärungen warum er gerade die Abschiede anderer Menschen sammelt und was er an ihnen so echt findet, fand ich wirklich schön und es machte das ganze auch wirklich plausibel. 
Generell mochte ich Albert sehr, er ist ein intelligenter Junge dessen Gedankengänge schon recht einzigartig sind und bei denen ich einfach großen Spaß hatte ihnen zu folgen.
Schade fand ich, dass er trotz seiner Intelligenz, gerade in Dingen die das zwischenmenschliche Miteinander betreffen ein bisschen naiv war. Und eigentlich finde ich, dass "ein bisschen naiv" noch wirklich nett formuliert ist.
 
Albert wächst in einem wirklich wohlbehüttetem Heim auf und auch wenn seine Eltern getrennt sind, so wurde er nie mit allzu großem Leid konfrontiert. Durch seine Begegnung mit Kati gelangt er in eine verdorbene Welt, Kinder die auf sich allein gestellt sind, die Drogen nehmen und für die schreckliches tun, werden zu seinen Freunden.
Ich fand es ziemlich komisch wie leicht er sich in diese Welt eingefügt hat und wie locker er die Schicksale seiner neuen Freunde genommen hat. 
Man hatte nicht das Gefühl, dass diese ihn emotional irgendwie belasten würden, nicht einmal das Schicksal von Kati und zwischen den beiden entwickelt sich ja auch mehr als nur Freundschaft.
Ich fand das einfach unglaubwürdig und ich fand das auch wirklich nervig, jemand der zum ersten Mal mit den Schattenseiten des Lebens konfrontiert wird, der nimmt all das doch nicht einfach so hin und fügt sich darin ein als wäre all das nichts!
Das ist wirklich ein Aspekt an dem Buch den ich einfach nicht nachvollziehen konnte und der das Gesamtbild auch ein bisschen gestört hat.
 
Die anderen Charaktere leben vor allem durch ihre schweren Schicksale, kommen gerade dadurch aber auch gut zur Geltung.
 
Ansonsten hat mir das Buch wirklich gut gefallen, gerade weil es natürlich auch schonungslos ist und die Abgründe der Gesellschaft aufzeigt und wie hilflos einige Menschen einfach sind. 
Auch die Geschichte rund um das Bild fand ich gut ausgearbeitet und auch spannend, wirklich weglegen konnte ich das Buch nicht, vor allem nicht im späteren Verlauf als man kleine Zusatzdetails erfährt.
Die werten das ganze noch mal auf und haben mich so richtig neugierig werden lassen, generell kommen hier immer mal wieder Wendepunkte die mich überraschen konnten. Nur das Ende fand ich dann wieder ein bisschen unbefriedigend, auch wenn ich persönlich durchaus der Meinung bin, dass es zum Buch und der Geschichte passt. :) 
 
Fazit:
Ein ungewöhnliches Buch, das mir persönlich gut gefallen hat und ich auf jeden Fall weiterempfehlen würde, auch wenn es teilweise ziemlich hart ist die Schicksale der einzelnen Personen zu verdauen, aber auch das gehört zu der Besonderheit des Buches. Es scheut nicht davor zurück schreckliches anzusprechen. Nur Albert selbst hat mich gestört, aber letztendlich war seine neutrale Sicht auf alles wohl gewollt, für mich war sie aber einfach nicht authentisch.