Rezension

Echt oder gefälscht?

Das Bild der Erinnerung - Micaela Jary

Das Bild der Erinnerung
von Micaela Jary

Anna Falkenstein arbeitet für ein Auktionshaus und soll eine Expertise über ein eingeliefertes Bild des deutschen impressionistischen Malers Leo Reichenstein erstellen. Rein gefühlsmäßig hat sie Zweifel an der Echtheit, und so sucht sie nach einem Herkunftsnachweis. Zuletzt wurde das Bild 1961 von der Galerie Richardson an Philip Coleman verkauft; Jahre zuvor vom Kunstsalon Cassirer in Berlin. Was ist in der Zwischenzeit mit dem Bild geschehen? Anna sucht nach Spuren in der Vergangenheit.

Ein zweiter Handlungsstrang erzählt vom Berlin kurz nach dem Krieg: Der Brite Henry Richardson und der Amerikaner Philip Coleman sind in Berlin stationiert. Beide finden dort eine große Liebe - und das Bild taucht immer wieder auf.

Micaela Jary zeichnet ein gut recherchiertes und detailliertes Bild der Nachkriegszeit in Berlin; dieser Hintergrund spricht für das Buch. Der Rest der Geschichte, der Herz-Schmerz-Anteil, ist in meinen Augen weniger geglückt: Einige Anteile bringen Wendungen, die nicht stimmig sind mit den Charakteren der Protagonisten, andere Teile sind so vorhersehbar, dass keine Spannung aufkommt. Fesseln konnte mich das Buch daher nicht. Und da ich nicht in der Kunstszene arbeite, weiß ich nicht, ob der Ausgangspunkt für die Geschichte überhaupt schlüssig ist: Annas Zweifel an der Echtheit des Bildes sind rein gefühlsmäßig. Sie versucht nicht, das Bild zu analysieren, es mit anderen Werken des Malers zu vergleichen oder ähnliches; sie sucht nur nach einem lückenlosen Besitznachweis des Bildes. Das aber ist doch keine Garantie für Echtheit... Daher: Leider alles in allem enttäuschend.