Rezension

Eher bemühte Geschichte

Bis an die Grenze - Dave Eggers

Bis an die Grenze
von Dave Eggers

Bewertet mit 3 Sternen

Mir hat Der Circle wirklich gut gefallen, deshalb musste ich ein neues Buch von Dave Eggers unbedingt lesen, auch wenn es jetzt schon einige kritische Stimmen dazu gibt.

Dave Eggers hat einen tollen Erzählstil. Er schafft Atmosphäre, vermittelt plastisch Situationen und kommentiert sehr humorvoll. Das tut er auch hier.

Allerdings ist dieses Buch ganz und gar nicht Der Circle. Es gehört deutlich in ein anderes Genre.

 

Hier geht es um Josie, eine Frau Anfang 40, die Zahnärztin ist, zwei Kinder hat und ihr Leben überdenkt, als der Vater ihrer Kinder eine andere Frau heiraten will. Sie bricht alle Brücken ab, mietet ein klappriges Wohnmobil und fährt mit ihren Kindern nach Alaska.

Diese Reise ist abenteuerlich, birgt viele Gefahren, lässt Josie aber auch ihr bisheriges Leben überdenken. In vielen Rückblenden erfährt man, was so alles schief gelaufen ist.

 

Soweit ist die Idee sehr hübsch. Der Anfang des Buches hat mir wirklich gefallen. Nur werden die Rückblenden mit der Zeit immer ausschweifender, was vielleicht Josie hilft, ihre Lage zu überdenken, den Leser aber zunehmend langweilt.

In der Gegenwart lässt sie sich treiben, was auch nicht weiter verwerflich wäre, würde Josie nicht gelegentlich einfach ihr Hirn ausschalten. Sie ist 40 und hat zwei kleine Kinder dabei, ist aber wohl die halbe Zeit betrunken und folgt jedem Impuls. Sie bricht ohne Hemmungen in leerstehende Hütten ein, vernascht schon mal einen geheimnisvollen Fremden und kommt in jeder nur denkbaren Form vom Wege ab. Ihren Kindern kommt sie dabei näher, das ist schön. Man kann sich nur an dieser Stelle nicht mehr so recht für Josie freuen, weil man zu sehr mit fremdschämen beschäftigt ist.

Dafür, dass wir uns so ausführlich mit Josies Lebenskrise beschäftigt haben, bleibt das Ende dann erstaunlich offen. Ja, sie hat etwas gelernt, aber ihre Situation ist die gleiche. Da hätte man dann schon gerne noch etwas mehr erfahren.

 

 „Bis an die Grenze“ ist ein Buch, das viele interessante Gedanken zum Sinn des Lebens liefert, die aber in eine recht bemühte Geschichte um eine Protagonistin mit zweifelhafter Glaubwürdigkeit gepackt wurden. Es hat mich nicht allzu sehr gelangweilt, aber auch nicht allzu sehr erfreut.

Kommentare

LySch kommentierte am 29. Mai 2017 um 10:24

Hmm, echt schade, dass dich das Buch nicht so packen konnte! :-/ Ich werde mit jeder Rezi neugieriger, mir endlich meine eigene Meinung zu bilden ;) Es kommt auf jeden Fall mit in den Urlaub...! Vielleicht stimmt dann gleich die Atmosphäre, weiö wir ebenfalls mit dem Wohnmobil unterwegs sind :D

Sursulapitschi kommentierte am 29. Mai 2017 um 10:35

Es ist nicht komplett unlesenswert und unterstützt ganz bestimmt das Wohnmobilfeeling. (Auch wenn amerikanische Wohnmobile wohl anders funktionieren als unseres ;-))

Wohnmobiltour? Cool, wohin gehts?

LySch kommentierte am 29. Mai 2017 um 11:02

Ich kenn halt bisher nur den "Circle" von ihm und das hat mich wahnsinnig gepackt! Hab aber z.B. auch schon viel Negatives von "Hologramm für den König" gehört... Auch ein Autor probiert sich aus und arbeitet sich an Themen ab, da gefällt einem dann sicher nicht alles gleich gut! ;) Aber ich bin sehr gespannt!

Wir haben Glück und können bei Verwandten ein Wohnmobil leihen, damit geht's nach Slowenien! Freu mich schon rieeesig! :)

Sursulapitschi kommentierte am 29. Mai 2017 um 12:04

Der Circle hing mir auch noch lange nach. Eine Weile hatte ich sogar so eine Art Verfolgungswahn. ;-)

Ganz viel Spaß in Slowenien. Das wird garantiert toll!